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Der Landtag 1950-1954 (2. Legislaturperiode) < >

Sitzungsdauer: 11.12.1950-23.11.1954
Kabinett Ehard III
Kabinett Ehard III
1950, Fotografie
© unbekannt

Die Landtagswahl am 26. November 1950 zeigt in aller Schärfe die Spaltung des Konservativen Lagers in der bayerischen Politik: Während die Bayernpartei auf 17,9% der Stimmen kommt (39 Mandate) und sich damit im Parlament als dritte Kraft etabliert, erleidet die CSU (27,4% und 64 Mandate) eine vernichtende Niederlage, die möglicherweise auch als Reaktion auf die Unzufriedenheit mit der Politik der neuen Bundesregierung in Bonn zu deuten ist, aber vor allem die jahrelangen innerparteilichen Querelen widerspiegelt.
Die SPD erreicht mit 28% die meisten Stimmen, erhält aber wegen einiger Überhangmandate für die CSU einen Sitz weniger als diese (63). Auch die kleineren Parteien legen zu: Der BHE/DG (Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten/Deutsche Gemeinschaft) erzielt 12,3% Stimmenanteil (26 Mandate), die FDP 7,1% (12 Mandate). WAV und KPD sind mit 2,8% bzw. 1,9% nicht mehr im Landtag vertreten.
Die Koalitionsverhandlungen gestalten sich wegen der innerparteilichen Situation der CSU schwierig. Der von der SPD geforderte und vom designierten Ministerpräsidenten Hans Ehard akzeptierte Verzicht auf Alois Hundhammer als Kultusminister vertieft die Gräben innerhalb der CSU. Erst nach 17-tägigen Gesprächen steht eine große Koalition unter Einschluss des BHE/DG.
In der konstituierenden Sitzung am 11. Dezember 1950 wird Georg Stang (CSU) erneut zum Präsidenten des Bayerischen Landtags gewählt. Am 18. Dezember 1950 erhält Hans Ehard 131 Stimmen bei der Wahl zum Ministerpräsidenten (68 Enthaltungen). In seiner Regierungserklärung stellt der Ministerpräsident die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen, verstärkte Anstrengungen zur Industrialisierung des Landes und die Reform der Kommunalgesetze als Ziele der Regierung vor. Zur umstrittenen Schulreform äußern sich Ehard und der neue Kultusminister Josef Schwalber (CSU) nur zurückhaltend.
Nach dem Tod des bisherigen Landtagspräsidenten Georg Stang (CSU) wird Alois Hundhammer (CSU) zu seinem Nachfolger gewählt (19. Juni 1951) - ein erster Schritt zur Annäherung der beiden Lager in der CSU-Fraktion.
Neben wichtigen gesetzgeberischen Entscheidungen für den Bereich der Kommunen und im Polizeiwesen wird die Legislaturperiode geprägt durch die so genannte "Auerbach-Affäre", in deren Verlauf Justizminister Josef Müller (CSU) zurücktreten muss. Philipp Auerbach, seit 1946 Chef des Landesentschädigungsamts, wird seit Januar 1951 der Untreue verdächtigt. Ein Untersuchungsausschuss des Parlaments kann die Vorwürfe letztlich ebenso wenig klären wie die bayerische Justiz, die Auerbach gleichwohl auf Grund eidesstattlicher Erklärungen von Zeugen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, woraufhin sich der Verurteilte in seiner Zelle das Leben nimmt (16. August 1950). Der Untersuchungsausschuss im Landtag untersucht die Vorfälle noch bis zum März 1954 und spricht die Dienstaufsichtsbehörde, das Finanzministerium, schließlich vom Vorwurf der Verletzung seiner Aufsichtspflicht frei.

Peter Jakob Kock, Der Bayerische Landtag. Eine Chronik, Würzburg 1996, S. 77-102; Wahlanalyse bei Hartmann, S. 558 f.; Reinicke, Landtag und Regierung im Widerstreit, S. 207-237, 285-289, 315-319, 395-410, 445-449

Gesetzgebung:

16.05.1951: Gesetz über die Bayerische Bereitschaftspoliziei
23.11.1951: Einrichtung eines Landtagsausschusses für Bundesangelegenheiten
12.12.1951: Schulpflichtgesetz
21.12.1951: Bayerische Gemeindeordnung
06.02.1952: Gemeindewahlgesetz; Landkreisordnung
09.10.1952: Polizeiorganisationsgesetz
17.12.1952: Änderung des Landeswahlgesetzes (Abschaffung von Nachwahlen)
07.05.1953: Bezirksordnung
05.11.1953: Übertritt von sechs BP-Abgeordneten zur CSU-Fraktion
06.10.1954: Polizeiaufgabengesetz

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium
Präsident: Stang, Dr.h.c. Georg (bis 10.05.1951)
Hundhammer, Dr.Dr. Alois (ab 19.06.1951)
1.Vizepräsident: Hagen, Georg
2.Vizepräsident: Fischbacher, Dr. Jakob
Bachmann, Georg (ab 27.11.1953)
1.Schriftführerin: Zehner, Zita
Strohmayer, Max (ab 02.02.1954)
2.Schriftführer: Kiene, Josef
Gräßler, Fritz (ab 03.01.1951
3.Schriftführer: Simmel, Erich
Elzer, Viktor (ab 06.09.1951)
4.Schriftführer: Strohmayer, Max (bis 02.02.1954)
5.Schriftführerin: Hamm-Brücher, Dr. Hildegard
Abgeordnete
CSU
Christlich Soziale Union
Ankermüller, Willi
Bachmann, Georg
Bachmann, Wilhelm
Baumeister, Leonhard
Baur, Leonhard
Demmelmeier, Hans
Donsberger, Josef
Eberhard, Rudolf
Eder, Hans
Ehard, Hans
Eichelbrönner, Gottfried
Elsen, Franz
Euerl, Alfred
Feury, Otto Freiherr von
Fischer, Karl
Franckenstein, Georg Freiherr von und zu
Freundl, Otto
Gaßner, Wilhelm
Geiger, Hugo
Göttler, Wilhelm
Greib, Karl
Gromer, Georg
Haisch, Andreas
Haniel-Niethammer, Fritz von
Heigl, Ludwig
Helmerich, Michael
Hettrich, Philipp
Heubl, Franz
Hofmann, Engelbert
Höllerer, Johann (ab 24.11.1953, davor BP)
Huber, Sebastian
Hundhammer, Alois
Jüngling, Max
Junker, Heinrich
Kaifer, Albert
Karl, Hans
Kerber, Ferdinand (bis 13.09.1954, dann BP)
Kraus, Engelbert
Krehle, Heinrich
Kurz, Andreas
Lacherbauer, Carljörg (bis 02.06.1953, dann BP)
Lanzinger, Michael (ab 24.11.1953, davor BP)
Lenz, Karl
Lippert, Franz (ab 08.09.1954, davor BP)
Lutz, Hermann
Mack, Georg
Meixner, Georg
Mergler, Emil (ab 24.11.1953, davor BP)
Michel, Franz
Müller, Josef
Nagengast, Wilhelm
Ortloph, Klement
Piechl, Josef
Pösl, Johann
Prittwitz und Gaffron, Friedrich von
Ramelsberger, Ludwig
Raß, Hans (ab 24.11.1953, davor BP)
Reichl, Josef (ab 13.12.1954, davor BP)
Saukel, Egid (ab 24.11.1953, davor BP)
Schedl, Otto
Schlögl, Alois
Schmid, Karl
Schmidramsl, Hanns Martin
Schönecker, Ludwig (ab 24.11.1953, davor BP)
Schubert, Karl
Schuster, Georg
Seidel, Hanns
Soenning, Rudolf (ab 15.12.1952, davor FDP)
Stang, Georg
Stegerer, Wilhelm (bis 13.09.1954, dann BP)
Sterzer, Michael
Strenkert, Paul
Thanbichler, Johann
Weigel, Wenzel
Weinkamm, Otto
Weiß, Franz (ab 21.08.1953, davor BP)
Wittmann, Julian
Wölfel, Gustav
Zehner, Zita
Zillibiller, Max
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Albert, Martin
Bauer, Hannsheinz
Baur, Anton
Beck, Heinz
Beier, Franz
Bitom, Ewald
Bittinger, Dionys
Demeter, Hans
Dietl, Hans
Drechsel, Max (Ausschluss am 29.09.1954, dann fraktionslos)
Drexler, Ferdinand
Falb, Anton
Förster, Franz
Franke, Heinrich
Frenzel, Alfred
Gabert, Volkmar
Gareis, Josef
Götz, Hermann
Gräßler, Fritz
Grosch, Georg
Günzl, Maria
Haas, Franz
Hagen, Georg
Hagen, Lorenz
Hauffe, Herbert
Hillebrand, Rosa (Ausschluss Oktober 1952, dann fraktionslos)
Hoegner, Wilhelm
Hofer, Julius
Hofmann, Leopold
Högn, Hans
Huber, Franz Josef
Kiene, Josef
Knoeringen, Waldemar Freiherr von
Körner, Ernst
Kramer, Hans
Kriegisch, Josef
Krüger, Gertrud
Kunath, Hans
Langebeck, Walter
Laumer, Josef
Lindig, Robert
Loos, Martin
Maag, Johann
Machnig, Rudolf
Mader, Karl
Müller, Christian
Narr, Eva
Op Den Orth, Franz
Ospald, Hermann
Piehler, Andreas
Piper, Richard
Pittroff, Claus
Prandl, Anton
Priller, Otto
Rippel, Wenzel
Röll, Franz
Rudolph, Ludwig Ritter von
Scherber, Andreas
Sebald, Josef
Seifert, Franz Peter
Seitz, Walter
Sichler, Franz
Sittig, Georg
Stock, Jean
Stöhr, Heinrich
Strobl, Josef
Thieme, Willy
Walch, Ludwig
Weishäupl, Karl
Wimmer, Thomas
Wolf, Franz
Zdralek, Franz
Zietsch, Friedrich
Zimmerer, Wilhelm
FDP
Freie Demokratische Partei
Behringer, Wilhelm
Bezold, Otto
Bungartz, Everhard
Eberhardt, Karl
Falk, Ernst
Frühwald, Konrad (sen.)
Haas, Albrecht
Hadasch, Hans-Joachim
Hamm-Brücher, Hildegard
Korff, Wilhelm
Rabenstein, Ernst
Soenning, Rudolf
Wolf, Hans
BP
Bayernpartei
Aretin, Anton von
Bantele, Georg
Bauer, Georg
Baumgartner, Joseph
Bielmeier, Anton
Eisenmann, Hans (bis 29.07.1954, dann CSU)
Engel, Albert
Ernst, Xaver
Etzel, Hermann
Fischbacher, Jakob
Frank, Josef
Frühwald, Konrad (jun.)
Gärtner, Martin
Gaßner, Alfons
Gegenwarth, Richard
Geislhöringer, August
Höllerer, Johann (bis 24.11.1953, dann CSU)
Kerber, Ferdinand (ab 13.09.1954, davor CSU)
Klotz, Max
Knott, Georg
Kotschenreuther, Egid
Lacherbauer, Carljörg (ab 02.06.1953, davor CSU)
Lallinger, Ludwig
Lang, Raimund
Lanzinger, Michael (bis 24.11.1953, dann CSU)
Lechner, Hans
Lippert, Franz (bis 08.09.1954, dann CSU)
Lechner, Josef
Meitinger, Franz
Mergler, Emil (bis 24.11.1953, dann CSU)
Nerlinger, Ludwig
Ostermeier, Ludwig
Raß, Hans (bis 24.11.1953, dann CSU)
Reichl, Josef (bis 13.12.1954, dann CSU)
Roßmann, Josef
Saukel, Egid (bis 24.11.1953, dann CSU)
Schönecker, Ludwig (bis 24.11.1953, dann CSU)
Schweiger, Martin
Seibert, Hans
Stegerer, Wilhelm (ab 13.09.1954, davor CSU)
Strohmayer, Max
Sturm, Wilhelm
Volkholz, Ludwig (bis 07.10.1953, dann fraktionslos)
Weggartner, Albert
Weinhuber, Simon
Weiß, Franz (bis 21.08.1953, dann CSU)
GB/BHE
Gesamtdeutscher Block / Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten
Bauer, Georg
Dotzauer, Josef
Eckhardt, Walter
Elzer, Viktor
Guthsmuths, Willi
Keller, Wilfried
Klammt, Karl
Köhler, Wenzel
Kolarczyk, Reinhold
Luft, Erich
Mittich, Erwin
Oberländer, Theodor
Peterlik, Hans
Pfeffer, Erwin
Puls, Hans
Riediger, Ernst (GB/BHE od. GDP)
Roth, Ernst
Schier, Herbert (Gesamtdeutsche Partei)
Schreiner, Karl
Simmel, Erich
Stain, Walter
Strosche, Johannes
Thellmann-Bidner, Martin (ab 20.01.1953, davor DG bzw. fraktionslos)
Ullrich, Ernst (ab 20.01.1953, davor DG bzw. fraktionslos)
Wüllner, Paul (ab 20.01.1953, davor DG bzw. fraktionslos)
DG
Deutsche Gemeinschaft
(Ende der Fraktion am 03.04.1952)
Becher, Walter (bis 03.04.1952, dann fraktionslos)
Haußleiter, August (bis 03.04.1952, dann fraktionslos)
Malluche, Renate (bis 03.04.1952, dann fraktionslos)
Thellmann-Bidner, Martin (bis 03.04.1952, dann fraktionslos, ab 20.01.1953 GB/BHE)
Ullrich, Ernst (bis 03.04.1952, dann fraktionslos, ab 20.01.1953 GB/BHE)
Wüllner, Paul (bis 03.04.1952, dann fraktionslos, ab 20.01.1953 GB/BHE)
fraktionslos Becher, Walter (ab 03.04.1952, davor DG)
Drechsel, Max (ab 29.09.1954, davor SPD)
Haußleiter, August (ab 03.04.1952, davor DG)
Hillebrand, Rosa (ab Oktober 1952, davor SPD)
Malluche, Renate (ab 03.04.1952, davor DG)
Thellmann-Bidner, Martin (03.04.1952 - 20.01.1953, davor DP, dann GB/BHE)
Ullrich, Ernst (03.04.1952 - 20.01.1953, davor DP, dann GB/BHE)
Volkholz, Ludwig (ab 07.10.1953, davor BP)
Wüllner, Paul (03.04.1952 - 20.01.1953, davor DP, dann GB/BHE)

Minister / Kabinette:

Kabinett Ehard III (18.12.1950-14.12.1954)
Ministerpräsident: Ehard, Dr. Hans (CSU)
Innenminister und zugl. stv. Ministerpräsident: Hoegner, Dr. Wilhelm (SPD)
  Staatssekretär (ab 03.01.1951): Nerreter, Dr. Paul (CSU)
  Staatssekretär für das Flüchtlingswesen: Oberländer, Prof. Theodor (GB/BHE) (bis 24.11.1953)
Stain, Walter (GB/BHE) (ab 24.11.1953)
Justizminister: Müller, Dr. Josef (CSU) (bis 05.06.1952)
Weinkamm, Otto (CSU) (ab 05.06.1952)
  Staatssekretär: Koch, Dr. Fritz (SPD)
Kultusminister: Schwalber, Dr. Josef (CSU) (ab 03.01.1951)
  Staatssekretär: Brenner, Dr. Eduard (SPD) (ab 03.01.1951)
Finanzminister : Zorn, Dr. Rudolf (SPD) (03.01.1951-19.06.1951)
Zietsch, Friedrich (SPD) (ab 19.06.1951)
  Staatssekretär: Ringelmann, Dr. Richard (CSU) (ab 03.01.1951)
Wirtschaftsminister: Seidel, Dr. Hanns (CSU)
  Staatssekretär: Guthsmuths, Dr. Willi (GB/BHE)
Landwirtschaftsminister: Schlögl, Dr. Alois (CSU)
  Staatssekretär: Maag, Johann (SPD)
Arbeitsminister: Oechsle, Dr. Richard (SPD)
  Staatssekretär: Krehle, Heinrich (CSU)
Verkehrsminister: Ehard, Dr. Hans (CSU) (03.01.1951-01.10.1952)
Ministerialdirektor Heinrich Brunner mit der Führung der Geschäfte beauftragt (ab 01.10.1952)

Wahlergebnisse:

 

Protokolle:

Auf der Website des Bayerischen Landtags finden Sie die Sitzungsprotokolle dieser Legislaturperiode.

> zur Liste der Protokolle (externer Link in neuem Fenster)

 

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