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Der Landtag 1954-1958 (3. Legislaturperiode) < >

Sitzungsdauer: 13.12.1954-17.11.1958
Ministerpräsident Wilhelm Hoegner
Ministerpräsident Wilhelm Hoegner
1946, Fotografie, Foto: Bayerisches Pressebild
© Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg

Die Landtagswahl vom 28. November 1954 zeigt das Wiedererstarken der CSU, die 38% der Stimmen erreicht (83 Mandate). Die SPD kommt auf 28,1% (61 Mandate), die Bayernpartei verliert und erreicht nurmehr 13,2% (28). Der Gesamtdeutsche Block und der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) erringen 10,2% (19 Mandate). Die FDP landet bei 7,2% der Stimmen (12 Mandate).
Während in der Öffentlichkeit darüber spekuliert wird, ob eine bürgerliche Koalition oder wieder eine große Koalition - jeweils unter Führung der CSU - gebildet wird, formiert sich überraschend eine Viererkoalition aus SPD, BP, GB/BHE und FDP. Schlüsselfigur für diesen Coup ist der SPD-Vorsitzende Waldemar von Knoeringen, der sich vor allem kulturpolitische Reformen verspricht und - ebenso wie die Spitzen der anderen Koalitionspartner - dem unbedingten Führungsanspruch der CSU unter ihrem Fraktionschef Georg Meixner skeptisch gegenübersteht.
Die Verärgerung innerhalb der CSU richtet sich vor allem gegen die Bayernpartei als direkte Konkurrentin; bald aber fällt der Sündenbock-Suche auch der eigene Vorsitzende zum Opfer: Hans Ehard legt den Vorsitz nieder, Hanns Seidel wird am 22. Januar 1955 sein Nachfolger und beginnt eine grundlegende Modernisierung der CSU. Ehard wird in der konstituierenden Sitzung des neuen Landtags am 13. Dezember 1954 zum Präsidenten des Landtags gewählt. Einen Tag danach wird Wilhelm Hoegner (SPD) zum zweiten Mal Ministerpräsident.
In den Mittelpunkt der Regierungstätigkeit rückt die Lehrerbildung: Nach jahrelanger Diskussion wird am 14. Juli 1955 das Lehrerbildungsgesetz mit den Stimmen der Regierungsfraktionen beschlossen. Indes bleiben die Verhandlungen mit dem Vatikan, der angesichts der geplanten gemeinsamen, überkonfessionellen Ausbildung der Lehrer und der davon berührten Kirchenverträge seine Zustimmung geben müsste, erfolglos: Im Juli 1957 lehnt der Heilige Stuhl den Gesetzesbeschluss ab. Ebenso erfolglos bleibt die Viererkoalition in ihrem Bemühen um die Wiedereingliederung der Rheinpfalz nach Bayern: Im April 1956 sprechen sich in einem Volksbegehren lediglich 7,6% der Pfälzer für dieses Vorhaben aus.
Am 8. Oktober 1957 zerbricht die Viererkoalition - vor allem wegen bundespolitischer Vorgänge: Der triumphale Sieg der CDU/CSU bei den Bundestagswahlen 1957 beunruhigt die bürgerlich-konservativen Partner der SPD aufs Höchste. Nach dem Rückzug der GB/BHE-Minister und in der Folge auch der Kabinettsmitglieder der BP reicht Hoegner seinen Rücktritt ein. Noch am Folgetag steht Hanns Seidel (CSU) als designierter neuer Ministerpräsident fest.
Der neue Ministerpräsident wird eine Woche später von einer Koalition aus CSU, GB/BHE und FDP gewählt. SPD und Bayernpartei müssen in die Opposition. Prominentestes Kabinettsmitglied ist der ehemalige Kultusminister Alois Hundhammer, der das Landwirtschaftsressort übernimmt.
Neben der Wirtschaftspolitik, die Seidel in den Vordergrund seiner Regierungserklärung stellt, will die neue Mehrheit im Parlament das Lehrerbildungsgesetz in Abstimmung mit dem Vatikan zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Dem Kompromiss, der eine Akademisierung der bayerischen Lehrerbildung vorsieht und zugleich den Kirchenverträgen mit bekenntnisgebundenen Pflichtveranstaltungen in den Universitäten bzw. Pädagogischen Hochschulen Rechnung trägt, stimmen am 2. Juni 1958 alle Fraktionen des Landtags zu.

Peter Jakob Kock, Der Bayerische Landtag. Eine Chronik. Würzburg 1996, S. 102-125; Wahlanalyse bei Hartmann, S. 562 ff.; Reinicke, Landtag und Regierung im Widerstreit, S. 237-259, 289-296, 319-324, 410-419, 449-455

Gesetzgebung:

12.07.1955: Gesetz über den Bayerischen Kreis Lindau (Lindau kehrt nach Aufhebung des Besatzungsstatuts für die Bundesrepublik zu Bayern zurück)
11.10.1956: Landesstraf- und Verordnungsgesetz (abgelöst wird das bayerische Polizeistrafgesetzbuch von 1871)
08.11.1956: Annahme des Zehnjahresplans zur Förderung von Schulwesen, Wissenschaft und Forschung im Landtag (Volumen 1, 8 Mrd. DM)
12.12.1956: Änderung des Gemeindewahlgesetzes: Kommunalwahlen alle sechs Jahre (statt vier)
15.05.1957: Schaffung des Bayerischen Verdienstordens durch das Parlament
20.05.1967: Schlussbericht des Spielbanken-Untersuchungsausschusses: Unregelmäßigkeiten bei der Lizenzierung können nicht festgestellt werden
09.07.1957: Gesetz zur vorläufigen Regelung der Errichtung und des Betriebs von Kernreaktoren
12.07.1957: einstimmige Verabschiedung des Landesplanungsgesetzes (Initiative von GB/BHE)
06.11.1958: Verabschiedung des Personalvertretungsgesetzes

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium
Präsident: Ehard, Dr. Hans
1.Vizepräsident: Hagen, Georg
2.Vizepräsident: Bantele, Georg
1.Schriftführer: Köhler, Wenzel
2.Schriftführerin: Hamm-Brücher, Dr. Hildegard
3.Schriftführerin: Zehner, Zita
4.Schriftführer: Gräßler, Fritz
5.Schriftführer: Strohmayer, Max
6.Schriftführer: Klammt, Karl
Abgeordnete
CSU
Christlich Soziale Union
Ankermüller, Willi
Bachmann, Georg
Bachmann, Wilhelm
Berger, Rupert
Bickleder, Karl
Binder, Max
Braun, Josef
Donsberger, Josef
Eberhard, Rudolf
Ehard, Hans
Eiber, Heinrich
Eichelbrönner, Gottfried
Eisenmann, Hans
Elsen, Franz
Euerl, Alfred
Feury, Otto Freiherr von
Fickler, Jakob
Fink, Hugo
Franckenstein, Georg Freiherr von und zu
Freundl, Otto
Fugger von Glött, Joseph Ernst Fürst von
Gaksch, Franz
Gaßner, Wilhelm
Goppel, Alfons
Greib, Karl
Haisch, Andreas
Hanauer, Rudolf
Held, Philipp
Helmerich, Michael
Helmschrott, Josef
Hempfling, Baptist
Herrmann, Hans
Hettrich, Philipp
Heubl, Franz
Hofmann, Engelbert
Höhenberger, Fritz (Austritt am 25.03.1958)
Höllerer, Johann
Huber, Sebastian
Hundhammer, Alois
Jüngling, Max
Junker, Heinrich
Karl, Hans
Klughammer, Alois
Kraus, Engelbert
Krehle, Heinrich
Kurz, Andreas
Leichtle, Ludwig
Lerch, Leopold
Lipp, Georg
Lippert, Franz
Lutz, Hermann
Mack, Georg
Magerl, Franz
Meier, Heinrich
Meixner, Georg
Mergler, Emil
Merkt, Hans
Michel, Franz (ab 19.04.1956 fraktionslos)
Müller, Josef
Nägelsbach, Elisabeth
Nagengast, Wilhelm
Nerreter, Paul
Neuner, Johann
Nüssel, Simon (ab 25.06.1958)
Ortloph, Klement
Piechl, Josef
Ramelsberger, Ludwig
Raß, Hans
Reichl, Josef (ab 14.12.1954, vorher BP)
Reißenweber, Rudolf
Rosa, Erich
Sackmann, Franz
Schäfer, Karl
Schedl, Otto
Schlögl, Alois
Schmidramsl, Hanns Martin
Schuster, Georg
Schweiger, Martin (16.10.1957-24.09.1958)
Seidel, Hanns
Soenning, Rudolf (ab 15.12.1952, davor FDP)
Strenkert, Paul
Thanbichler, Johann
Vilgertshofer, Lorenz
Vogel, Heinrich
Weggartner, Albert (ab 16.10.1957, davor BP)
Weinkamm, Otto
Werner, Hans
Winkler, August Christian
Wölfel, Gustav
Zehner, Zita
Zeitler, Erwin
Zillibiller, Max
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Albert, Martin
Beier, Franz
Bitom, Ewald
Demeter, Hans
Drechsel, Ewald
Drexler, Ferdinand
Essl, Erwin
Falb, Anton
Fink, Otto
Förster, Franz
Friedrich, Hans
Gabert, Volkmar
Gareis, Josef
Gräßler, Fritz
Grosch, Georg
Gumerum, Ernst (bis 16.04.1958, dann fraktionslos)
Günzl, Maria
Haas, Franz
Hagen, Georg
Hirsch, Martin
Hoegner, Wilhelm
Högn, Hans
Kiene, Josef
Knoeringen, Waldemar Freiherr von
Köglsperger, Karl
Kramer, Hans
Kriegisch, Josef
Krüger, Gertrud
Laufer, Gerda
Laumer, Josef
Lindig, Robert
Loos, Martin
Maag, Johann
Machnig, Rudolf
Müller, Christian
Oechsle, Richard
Oeckler, Georg Ludwig
Ospald, Hermann
Piehler, Andreas
Pittroff, Claus
Prandl, Anton
Priller, Otto
Renk, Kurt
Rottenberger, Heinrich
Sauer, Hans
Scherber, Andreas
Schlichtinger, Rudolf
Sebald, Josef
Seifert, Franz Peter
Sichler, Franz
Sittig, Georg
Soldmann, Oskar
Stock, Jean
Stöhr, Heinrich
Strobl, Josef
Strohmayr, Alois
Ungermann, Josef
Weishäupl, Karl
Wimmer, Thomas
Wittmann, Anton
Wolf, Franz
Wolff, Günter
Zdralek, Franz
Ziegler, Siegfried
Zietsch, Friedrich
Zink, Peter
FDP
Freie Demokratische Partei
Baumann, Georg
Bezold, Otto
Dehler, Klaus
Eberhardt, Karl
Frühwald, Konrad (sen.)
Haas, Albrecht
Hamm-Brücher, Hildegard
Heinrich, Artur
Kallenbach, Richard
Korff, Wilhelm (Austritt am 28.05.1957, dann fraktionslos)
Muth, Walter
Rabenstein, Ernst
Schemm, Hans
Winkler, Karl
Ziegler, Paul
BP
Bayernpartei
Bantele, Georg
Baumgartner, Josef
Baumgartner, Joseph
Bielmeier, Anton
Billinger, Stephan
Brentano-Hommeyer, Karl
Brunner, Georg
Engel, Albert
Fischbacher, Jakob
Frühwald, Konrad (jun.)
Gegenwarth, Richard
Geislhöringer, August
Klotz, Max
Lacherbauer, Carljörg
Lallinger, Ludwig
Lang, Raimund
Lechner, Hans
Lechner, Josef
Nerlinger, Ludwig
Nüssel, Simon (bis 06.05.1958, später CSU)
Pöllath, Alfred
Reichl, Josef (bis 14.12.1954, dann CSU)
Reitmeier, Karl
Schweiger, Martin (bis 11.10.1957, dann fraktionslos und CSU)
Strohmayer, Max
Sturm, Wilhelm
Utz, Hans
Weggartner, Albert (bis 11.10.1957, später CSU)
Weinhuber, Simon
GB/BHE
Gesamtdeutscher Block / Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten
Bauer, Georg
Becher, Walter
Böhm, Edmund
Erzum, Egon
Gertler, Rudolf
Guthsmuths, Willi
Klammt, Karl
Kluge, Waldemar
Köhler, Wenzel
Kolarczyk, Reinhold
Luft, Erich
Pfeffer, Erwin
Riediger, Ernst
Schier, Herbert (Gesamtdeutsche Partei)
Schreiner, Karl
Simmel, Erich
Stain, Walter
Ullrich, Ernst
Wagner, Rudolf
Wüllner, Paul
fraktionslos Höhenberger, Fritz (ab 25.03.1958, davor CSU)
Michel, Franz (ab 19.04.1956, davor CSU)
Nüssel, Simon (06.05.1958-25.06.1958, davor BP, danach CSU)
Schweiger, Martin (11.10.1957-16.10.1957 und ab 24.09.1958, davor BP, dazwischen CSU)
Weggartner, Albert (11.10.1957-16.10.1957, davor BP, danach CSU)

Minister / Kabinette:

Kabinett Hoegner II (14.12.1954-16.10.1957)
Ministerpräsident: Hoegner, Dr. Wilhelm (SPD)
Staatssekretär und Leiter der Staatskanzlei: Haas, Dr. Albrecht (FDP)
Landwirtschaftsminister und zugl. stv. Ministerpräsident: Baumgartner, Prof.Dr. Joseph (BP)
  Staatssekretär: Simmel, Erich (GB/BHE) (GB/BHE)
Innenminister: Geislhöringer, Dr. August (BP)
  Staatssekretär: Vetter, Ernst (SPD)
Justizminister: Koch, Dr. Fritz (SPD)
  Staatssekretär: Eilles, Kurt (BP)
Kultusminister: Rucker, Dr. August (parteilos)
  Staatssekretär: Meinzolt, Dr. Hans (parteilos)
Finanzminister: Zietsch, Friedrich (SPD)
  Staatssekretär: Panholzer, Dr. Josef (BP)
Wirtschaftsminister: Bezold, Otto (FDP)
  Staatssekretär: Guthsmuths, Dr. Willi (GB/BHE)
Arbeitsminister: Stain, Walter (GB/BHE)
  Staatssekretär: Weishäupl, Karl (SPD)

Kabinett Seidel I (16.10.1957-09.12.1958)
Ministerpräsident: Seidel, Dr. Hanns (CSU)
Arbeitsminister und zugl. stv. Ministerpräsident: Stain, Walter (GB/BHE)
  Staatssekretär: Strenkert, Paul (CSU)
Staatsminister des Innern: Bezold, Otto (FDP)
  Staatssekretär: Junker, Heinrich (CSU)
Justizminister: Ankermüller, Dr. Willi (CSU)
  Staatssekretär: Goppel, Alfons (CSU)
Kultusminister: Maunz, Dr. Theodor (CSU)
  Staatssekretär: Burkhardt, Karl (ab 05.11.1957)
Finanzminister: Eberhard, Dr. Rudolf (CSU)
  Staatssekretär: Haas, Dr. Albrecht (FDP)
Wirtschaftsminister: Schedl, Dr. Otto (CSU)
  Staatssekretär: Guthsmuths, Dr. Willi (GB/BHE)
Landwirtschaftsminister: Hundhammer, Dr.Dr. Alois (CSU)
  Staatssekretär: Simmel, Erich (GB/BHE)

Wahlergebnisse:

 

Protokolle:

Auf der Website des Bayerischen Landtags finden Sie die Sitzungsprotokolle dieser Legislaturperiode.

> zur Liste der Protokolle (externer Link in neuem Fenster)

 

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