Die Landtagswahl vom 28. November 1954 zeigt das Wiedererstarken der CSU, die 38% der Stimmen erreicht (83 Mandate). Die SPD kommt auf 28,1% (61 Mandate), die Bayernpartei verliert und erreicht nurmehr 13,2% (28). Der Gesamtdeutsche Block und der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) erringen 10,2% (19 Mandate). Die FDP landet bei 7,2% der Stimmen (12 Mandate).
Während in der Öffentlichkeit darüber spekuliert wird, ob eine bürgerliche Koalition oder wieder eine große Koalition - jeweils unter Führung der CSU - gebildet wird, formiert sich überraschend eine Viererkoalition aus SPD, BP, GB/BHE und FDP. Schlüsselfigur für diesen Coup ist der SPD-Vorsitzende Waldemar von Knoeringen, der sich vor allem kulturpolitische Reformen verspricht und - ebenso wie die Spitzen der anderen Koalitionspartner - dem unbedingten Führungsanspruch der CSU unter ihrem Fraktionschef Georg Meixner skeptisch gegenübersteht.
Die Verärgerung innerhalb der CSU richtet sich vor allem gegen die Bayernpartei als direkte Konkurrentin; bald aber fällt der Sündenbock-Suche auch der eigene Vorsitzende zum Opfer: Hans Ehard legt den Vorsitz nieder, Hanns Seidel wird am 22. Januar 1955 sein Nachfolger und beginnt eine grundlegende Modernisierung der CSU. Ehard wird in der konstituierenden Sitzung des neuen Landtags am 13. Dezember 1954 zum Präsidenten des Landtags gewählt. Einen Tag danach wird Wilhelm Hoegner (SPD) zum zweiten Mal Ministerpräsident.
In den Mittelpunkt der Regierungstätigkeit rückt die Lehrerbildung: Nach jahrelanger Diskussion wird am 14. Juli 1955 das Lehrerbildungsgesetz mit den Stimmen der Regierungsfraktionen beschlossen. Indes bleiben die Verhandlungen mit dem Vatikan, der angesichts der geplanten gemeinsamen, überkonfessionellen Ausbildung der Lehrer und der davon berührten Kirchenverträge seine Zustimmung geben müsste, erfolglos: Im Juli 1957 lehnt der Heilige Stuhl den Gesetzesbeschluss ab. Ebenso erfolglos bleibt die Viererkoalition in ihrem Bemühen um die Wiedereingliederung der Rheinpfalz nach Bayern: Im April 1956 sprechen sich in einem Volksbegehren lediglich 7,6% der Pfälzer für dieses Vorhaben aus.
Am 8. Oktober 1957 zerbricht die Viererkoalition - vor allem wegen bundespolitischer Vorgänge: Der triumphale Sieg der CDU/CSU bei den Bundestagswahlen 1957 beunruhigt die bürgerlich-konservativen Partner der SPD aufs Höchste. Nach dem Rückzug der GB/BHE-Minister und in der Folge auch der Kabinettsmitglieder der BP reicht Hoegner seinen Rücktritt ein. Noch am Folgetag steht Hanns Seidel (CSU) als designierter neuer Ministerpräsident fest.
Der neue Ministerpräsident wird eine Woche später von einer Koalition aus CSU, GB/BHE und FDP gewählt. SPD und Bayernpartei müssen in die Opposition. Prominentestes Kabinettsmitglied ist der ehemalige Kultusminister Alois Hundhammer, der das Landwirtschaftsressort übernimmt.
Neben der Wirtschaftspolitik, die Seidel in den Vordergrund seiner Regierungserklärung stellt, will die neue Mehrheit im Parlament das Lehrerbildungsgesetz in Abstimmung mit dem Vatikan zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Dem Kompromiss, der eine Akademisierung der bayerischen Lehrerbildung vorsieht und zugleich den Kirchenverträgen mit bekenntnisgebundenen Pflichtveranstaltungen in den Universitäten bzw. Pädagogischen Hochschulen Rechnung trägt, stimmen am 2. Juni 1958 alle Fraktionen des Landtags zu.
Peter Jakob Kock, Der Bayerische Landtag. Eine Chronik. Würzburg 1996, S. 102-125; Wahlanalyse bei Hartmann, S. 562 ff.; Reinicke, Landtag und Regierung im Widerstreit, S. 237-259, 289-296, 319-324, 410-419, 449-455