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Der Landtag 1962-1966 (5. Legislaturperiode) < >

Sitzungsdauer: 07.12.1962-09.11.1966
Regierungserklärung von Ministerpräsident Alfons Goppel
Regierungserklärung von Ministerpräsident Alfons Goppel
19.12.1962, Fotografie, Foto: dpa
© Bayerischer Landtag, München

Die Landtagswahl vom 25. November 1962 bringt der CSU die absolute Mehrheit (47,5% und 108 Mandate). Auch die SPD legt zu (35,3% und 79 Mandate), während die kleinen Parteien, die den Sprung ins Parlament über die Zehnprozent-Hürde in einem Wahlkreis geschafft haben, Einbußen hinnehmen müssen - ein weiteres Indiz für den Konzentrationsvorgang in der bundesdeutschen Parteienlandschaft.
Die Bayernpartei erreicht landesweit nur 4,8% der abgegebenen Stimmen, zieht aber dennoch mit 8 Mandaten in den Landtag ein, weil sie in Niederbayern die Zehnprozent-Hürde auf Wahlkreisebene noch einmal nehmen kann. Die FDP kommt auf 5,9% und 9 Mandate. Damit sind erstmals seit 1946 nur vier Parteien im Landtag vertreten. Die von der CSU befürchteten negativen Auswirkungen der Bonner "Spiegel-Affäre" ihres Parteichefs Franz Josef Strauß auf das Wahlergebnis sind ausgeblieben.
Neuer Ministerpräsident wird Alfons Goppel (CSU), der am 11. Dezember mit 109 Stimmen gewählt wird. Überraschenderweise stützt sich seine Regierung auch auf die acht Abgeordneten der Bayernpartei, die als "überflüssiger" Juniorpartner in der Regierungsmannschaft lediglich den Posten des Staatssekretärs im Innenministerium (Robert Wehgartner) erhält. Unmittelbar vor der Wahl des neuen Regierungschefs wird der bisherige Landtagspräsident Rudolf Hanauer (CSU) erneut gewählt (7. Dezember 1962).
Im Mittelpunkt der ersten Regierungserklärung von Ministerpräsident Goppel steht die bayerische Wirtschaft, deren Wachstum vorangetrieben werden soll. Darüber hinaus kündigt Goppel einen Schulentwicklungsplan sowie den Ausbau der bayerischen Hochschulen an. Oppositionsführer Waldemar von Knoeringen (SPD) betont in seiner Entgegnung auf die Regierungserklärung die grundsätzliche Bedeutung und den Wert der parlamentarischen Opposition im demokratischen Staat.
Den Schwerpunkt der politischen Entscheidungen der Legislaturperiode bilden einmal mehr schulpolitische Fragen: Die SPD-Fraktion kritisiert die schleppende Umsetzung des 1960 verabschiedeten Schulverbandsgesetzes. Daraufhin erlässt das Kultusministerium unter Staatsminister Theodor Maunz eine Ausführungsverordnung (Mai 1963), die die Errichtung voll ausgebauter Verbandsschulen ermöglicht. Im März 1964 kündigt der Kultusminister während der Haushaltsdebatte einen weiteren Auf- und Ausbau des bayerischen Schulwesens an. Außerdem werden Maßnahmen zur Behebung des Platzmangels an den überfüllten Hochschulen angekündigt.
Der Kultusminister steht auch im Mittelpunkt der wichtigsten Personalentscheidung der Legislaturperiode: Im Juli 1964 muss Theodor Maunz wegen seiner Veröffentlichungen im Dritten Reich zurücktreten.
Der Nachfolger im Amt, Ludwig Huber (CSU), ist erst 35 Jahre alt - und führt zudem die Fraktion. Der neue Minister bringt Bewegung in die Bildungspolitik. In mehreren Sitzungen im Dezember 1964 werden Hubers Vorstellungen im Kern von allen Fraktionen befürwortet. Lediglich die Frage der Bekenntnisschule bleibt umstritten, so etwa als am 1. Juni 1965 das Gesetz über die Errichtung und den Betrieb von Sonderschulen im Parlament verabschiedet wird. Vor allem beim Volksschulgesetz vom 16. Oktober 1966 leisten die Oppositionsfraktionen von SPD und FDP lange Widerstand gegen die mit den Stimmen der CSU erfolgte Festschreibung der Bekenntnisschule als Regelschule.
Wirtschaftliche Weichenstellungen werden in der Landesplanung vorgenommen: Nach heftiger Kritik der SPD-Fraktion in einer Interpellation (April 1964) stellt die Staatsregierung im Oktober 1964 ein neues Konzept zur Verbesserung der wirtschaftlichen Struktur in ländlichen Regionen vor. In den Diskussionen profiliert sich der junge SPD-Abgeordnete Helmut Rothemund für die Opposition.
Der wirtschaftliche Strukturwandel, der die Bundesrepublik seit Anfang der 1960er Jahre erfasst hat, geht auch an Bayern nicht spurlos vorüber: Neben dem Schrumpfungsprozess in der Landwirtschaft wird dies am oberbayerischen Kohlebergbau deutlich: Im August 1965 lehnt die Mehrheitsfraktion der CSU Sonderhilfen für die Grube in Penzberg ab.

Peter Jakob Kock, Der Bayerische Landtag. Eine Chronik. Würzburg 1996. S. 147-164.

Gesetzgebung:

30.05.1963: Beschluss des "Eberhard-Plans" (benannt nach dem Finanzminister Rudolf Eberhard) im Landtag: Wesentliche finanzielle Besserstellung der Kommunen durch eine Änderung des kommunalen Finanzausgleichs (KfZ-Steuer für die Kommunen zum Ausbau des Kreis- und Gemeindestraßennetzes)
29.04.1964: Gesetz über kommunale Wahlbeamte
08.04.1965: Beschluss des Landtages zur Fortsetzung des Betriebs der bayerischen Spielkasinos
14.04.1965: Einstimmige Unterstützung des Plenums für die Olympia-Bewerbung Münchens
31.03.1966: Änderung des Landeswahlgesetzes (mit knapper Mehrheit der CSU-Fraktion); im August erklärt der Verfassungsgerichtshof Teile des Gesetzes für verfassungswidrig, worauf die Stimmkreise vor der November-Wahl in einigen Bezirken neu festgelegt werden müssen.
11.05.1966: Rechtstellungsgesetz: Inkompatibilität von Amt im öffentlichen Dienst und Landtagsmandat
20.07.1966: Staatsekretär Wehgartner (BP) tritt zur CSU über (faktisches Ende der Koalition)

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium
Präsident: Hanauer, Rudolf
1.Vizepräsident: Hoegner, Dr. Wilhelm
2.Vizepräsident: Bezold, Otto
1.Schriftführer: Brentano-Hommeyer, Dr. Karl
Winklhofer, Hans (30.09.1963-28.10.1964)
Loher, Gottfried (ab 12.07.1966)
2.Schriftführerin: Zehner, Zita
3.Schriftführer: Gräßler, Fritz
4.Schriftführerin: Hamm-Brücher, Dr. Hildegard
5.Schriftführer: Weinhuber, Simon
6.Schriftführer: Schmidramsl, Hanns Martin
Abgeordnete
CSU
Christlich Soziale Union
Ankermüller, Willi
Arnold, Friedrich
Bachmann, Wilhelm
Balk, Margarete
Bauer, Josef
Bayern, Konstantin Prinz von
Binder, Max
Braun, Josef
Bundschuh, Waltraud
Deininger, Leonhard
Dick, Alfred
Eberhard, Rudolf
Ehard, Hans
Eiber, Heinrich
Eisenmann, Hans
Elsen, Franz
Engelhardt, Hans
Euerl, Alfred
Feury, Otto Freiherr von
Fickler, Jakob
Fink, Hugo
Fischer, Max
Franckenstein, Georg Freiherr von und zu
Freundl, Otto
Frohnhöfer, Therese
Frühwald, Konrad (jun.)
Gaksch, Franz
Gallmeier, Josef
Goppel, Alfons
Gretschmann, Josef
Haisch, Andreas
Hanauer, Rudolf
Held, Philipp
Helmerich, Michael
Helmschrott, Josef
Hemmerlein, Georg
Hempfling, Baptist
Hettrich, Philipp
Heubl, Franz
Hillermeier, Karl
Hofmann, Engelbert
Huber, Ludwig
Huber, Sebastian
Hundhammer, Alois
Jaumann, Anton
Jüngling, Max
Junker, Heinrich
Kiefer, Josef
Klughammer, Alois
Krauß, Georg
Kreußel, Alfons
Kügel, Georg
Lauerbach, Erwin
Lechner, Ernst
Leichtle, Ludwig
Lerch, Leopold
Lippert, Franz
Mack, Georg
Mergler, Emil
Merk, Bruno
Merkt, Hans
Müller, Werner
Nägelsbach, Elisabeth
Neundorfer, Joseph
Neuner, Johann
Nüssel, Simon
Oberle, Karl
Ohliger, Hugo
Pflüger, Heinrich
Pirkl, Fritz
Plank, Ludwig
Pöhner, Konrad
Popp, Hans
Rainer, Alois
Ramelsberger, Ludwig
Raß, Hans
Rau, Hans
Rauter, Konrad
Reichl, Josef
Reißenweber, Rudolf
Reseneder, Anton
Röhrl, Wilhelm
Roßkopf, Rudolf
Rupp, Ludwig
Sackmann, Franz
Sauer, Erich
Schäfer, Karl
Schaller, Willy
Schedl, Otto
Schleicher, Marielies
Schmidramsl, Hanns Martin
Schubert, Karl
Schuster, Georg
Seidl, Alfred
Soenning, Rudolf
Staudacher, Anton
Steinberger, Walter
Strauß, Franz Xaver
Streibl, Max
Strenkert, Paul
Stuhlberger, Matthias
Suttner, Bernhard
Vilgertshofer, Lorenz
Vogel, Heinrich
Vorndran, Wilhelm
Vöth, Reinhold
Wagner, Richard
Warnke, Jürgen
Wengenmeier, Richard
Werner, Hans
Wilhelm, Friedrich
Wimmer, Johann
Winklhofer, Hans (ab 26.10.1964, davor BP)
Wölfel, Gustav
Wösner, Hermann
Zehner, Zita
Zillibiller, Max
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Albrecht, Heinrich
Bayer, Karl
Bayerl, Alfons
Böhm, Fritz
Börner, Alfred
Bothner, Max
Degen, Anton
Deininger, Gottfried
Demeter, Hans
Drechsel, Ewald
Drexler, Ferdinand
Duschl, Mathias
Essl, Erwin
Falb, Anton
Faltermeier, Rudolf
Fink, Otto
Fischer, Walter
Förster, Franz
Friedrich, Hans
Gabert, Volkmar
Geiser, Martin
Gentner, Fritz
Gerstl, Alfons
Gradl, Josef
Gräßler, Fritz
Grosch, Georg
Gsänger, Albert
Haase, Horst
Häberle, Karl
Härtl, Adolf
Haselmayr, Luise
Hochleitner, Anton
Hoegner, Wilhelm
Högn, Hans
Irlinger, Willy
Kiene, Josef
Kluge, Waldemar
Knoeringen, Waldemar Freiherr von
Kramer, Hans
Kriegisch, Josef
Krüger, Gertrud
Laufer, Gerda
Lettenbauer, Adolf
Lindig, Robert
Loos, Martin
Maag, Johann
Machnig, Rudolf
Mauler, Ferdinand
Mohrmann, Otto
Müller, Christian
Müller, Richard
Oechsle, Richard
Ospald, Hermann
Reiland, Willi
Rothammer, Josef
Rothemund, Helmut
Rummel, Oskar
Rupprecht, Fritz
Schäfer, Josef
Schaller, Gabriel
Scherber, Andreas
Schlichtinger, Rudolf
Schneier, Heinrich
Seifert, Franz Peter
Sichler, Franz
Soldmann, Oskar
Sonntag, Karl
Stamm, Nikolaus
Stenglein, Andreas Sebastian
Stiefvater, Hermann
Ungermann, Josef
Wehr, Albert
Weilmaier, Anton
Weishäupl, Karl
Westphal, Hedwig
Wolff, Günter
Zankl, Rudolf
Zeitler, Erich
Zietsch, Friedrich
Zink, Peter
FDP
Freie Demokratische Partei
Bezold, Otto
Dehler, Klaus
Falk, Ernst
Frühwald, Konrad (sen.)
Haas, Albrecht
Hamm-Brücher, Hildegard
Heinrich, Artur
Loeffelholz, Erich von
Muth, Walter
Schwab, Georg
Wachter, Winfried
Widmann, Rudolf
BP
Bayernpartei
Brentano-Hommeyer, Karl
Gaßner, Alfons
Lallinger, Ludwig
Loher, Gottfried
Panholzer, Josef
Schweiger, Martin
Weinhuber, Simon
Winklhofer, Hans (bis 26.10.1964, dann CSU)

Minister / Kabinette:

Kabinett Goppel I (11.12.1962-05.12.1966)
Ministerpräsident: Goppel, Dr.h.c. Alfons (CSU)
Finanzminister und zugl. stv. Ministerpräsident (bis 24.06.1964): Eberhard, Dr. Rudolf (CSU)
Landwirtschaftsminister und zugl. stv. Ministerpräsident (ab 24.06.1964): Hundhammer, Dr. Dr. Alois (CSU)
Innenminister: Junker, Heinrich (CSU)
  Staatssekretär: Wehgartner, Dr. Robert (BP)
Justizminister: Ehard, Dr. Hans (CSU)
  Staatssekretär: Hartinger, Josef
Kultusminister: Maunz, Dr. Theodor (CSU) (bis 07.10.1964)
Huber, Dr. Dr. Ludwig (CSU) (ab 07.10.1964)
  Staatssekretär: Pöhner, Dr. Konrad (CSU) (bis 23.06.1964)
Lauerbach, Erwin (ab 24.06.1964)
Finanzminister (ab 24.06.1964): Pöhner, Dr. Konrad (CSU)
  Staatssekretär: Lippert, Dr. Franz (CSU)
Wirtschaftsminister: Schedl, Dr. Otto (CSU)
  Staatssekretär: Wacher, Gerhard (CSU)
Landwirtschaftsminister (bis 24.06.1964): Hundhammer, Dr. Dr. Alois (CSU)
  Staatssekretär: Vilgertshofer, Lorenz (CSU)
Arbeitsminister: Strenkert, Paul (CSU) (bis 24.06.1964)
Schütz, Hans (CSU) (ab 24.06.1964)
  Staatssekretär: Schütz, Hans (CSU) (bis 24.06.1964)
Pirkl, Dr. Fritz (CSU) (ab 24.06.1964)
Minister für Bundesangelegenheiten: Heubl, Dr. Franz (CSU)

Wahlergebnisse:

 

Protokolle:

Auf der Website des Bayerischen Landtags finden Sie die Sitzungsprotokolle dieser Legislaturperiode.

> zur Liste der Protokolle (externer Link in neuem Fenster)

 

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