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Der Landtag 1974-1978 (8. Legislaturperiode) < >

Sitzungsdauer: 12.11.1974-20.09.1978
Vereidigung des Ministerpräsidenten Alfons Goppel
Vereidigung des Ministerpräsidenten Alfons Goppel
12.11.1974, Fotografie
© Bayerischer Landtag, München

Bei der Landtagswahl am 27. Oktober 1974 erzielt die CSU einen geradezu sensationellen Wahlerfolg: 62,1% der Stimmen und 132 Mandate bedeuten fast zwei Drittel der Sitze im Parlament. In der Landeshauptstadt München kommt der Sieg der CSU einem politischen "Erdrutsch" gleich: Sie nimmt den Sozialdemokraten alle elf Direktmandate ab. Die SPD verliert 3,1 Prozentpunkte und erreicht 30,2% (64 Mandate), die FDP schafft mit 5,2% gerade noch den Sprung ins Parlament, hat aber mit jetzt acht Mandaten keinen Fraktionsstatus mehr.
Die erstmals im Oktober stattfinden Wahlen haben zur Folge, dass sich der alte Landtag zunächst selbst auflösen muss (29. Oktober 1974), ehe sich der neu gewählte am 12. November 1974 konstituiert und Rudolf Hanauer (CSU) zum fünften Mal zu seinem Präsidenten wählt. Noch am selben Tag erhält der bisherige Ministerpräsident Alfons Goppel erneut das Vertrauen der Landtagsmehrheit und wird zum Ministerpräsidenten gewählt.
In seiner Regierungserklärung vom 10. Dezember 1974 zieht Goppel die Konsequenzen aus den veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen in Folge der ersten Ölkrise und kündigt einen Sparkurs für die Dauer der Legislaturperiode an.
Dieser Sparkurs löst einen Konflikt innerhalb der Regierung aus: Auf der einen Seite will Finanzminister Ludwig Huber (CSU) in seinem Haushaltsentwurf für 1975 und 1976 vor allem im Personalbereich sparen. Unterstützung erhält Huber von Rechnungshofpräsident Brunner, der vor dem Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dienstes am 12. Juli 1975 besonders die immensen Personalkostensteigerungen im Bildungsbereich moniert. Auf der anderen Seite lehnt Kultusminister Hans Maier die seiner Meinung nach einseitig zu Lasten seines Ressorts gehenden Pläne des Finanzministers öffentlich ab (22. Oktober 1975) und macht das Eingreifen des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß notwendig. Schließlich muss der Kultusminister, dessen Demission bereits in der Öffentlichkeit diskutiert worden war, nachgeben und die Sparpläne weitgehend akzeptieren.
Der Sparkurs prägt auch die restliche Dauer der Legislaturperiode. Am 27. Oktober 1976 wird das erst 1974 beschlossene Lehrerbildungsgesetz mit der Mehrheit der CSU-Abgeordneten um drei Jahre verschoben, um Planstellen für arbeitslose Lehrer zu schaffen. Das Gesetz sollte ursprünglich im Herbst 1977 in Kraft treten. Dass der CSU-Chef Strauß eigenständig mit Lehrerverbänden verhandelt, veranlasst die Opposition einmal mehr, die Handlungsfähigkeit des Ministerpräsidenten anzuzweifeln und Mutmaßungen über eine konkurrierende "Regierung Strauß" in Bayern anzustellen. Gerüchte sprechen von einem vorzeitigen Amtsverzicht des Ministerpräsidenten, was dieser jedoch dementiert.
Die im Zuge der Sparmaßnahmen am 17. Dezember 1975 von der CSU-Mehrheit verfügten Einsparungen im Bereich der Schulwegkostenfreiheit und der Lernmittelfreiheit können am 16. Februar 1977 vor dem Hintergrund einer konsolidierten Haushaltslage wieder aufgehoben werden.
Eine einschneidende Maßnahme stellt die Gemeindegebietsreform dar, der auch das Parlament mit CSU-Mehrheit zustimmt (25. Februar 1976). Zum 1. Mai 1978 tritt die Verordnung zur Änderung von Grenzen zwischen Regierungsbezirken, Landkreisen und kreisfreien Städten in Kraft. Damit bringt die Staatsregierung die gravierendsten Veränderungen der kommunalen Strukturen Bayerns seit dem frühen 19. Jahrhundert auf den Weg. Gleichzeitig werden die Gemeindegrenzen durch Verordnung der Bezirksregierungen neu gezogen. Am Ende der Reform existieren in Bayern noch 2051 Gemeinden anstelle der vorher 7004.

Peter Jakob Kock, Der Bayerische Landtag. Eine Chronik. Würzburg 1996, S. 213-235; Wahlanalyse bei Hartmann, S. 577 f.

Gesetzgebung:

14.07.1976: Der ?Fall Heubl? ist Gegenstand einer Interpellation der SPD-Opposition; ein angeblich vom Büro des CSU-Vorsitzenden Strauß gefertigtes ?Dossier? enthält angebliche Verfehlungen des Staatsministers für Bundesangelegenheiten. Der am 26.10.1976 eingesetzte Untersuchungsausschuss, vor dem weder Heubl noch Strauß erscheinen, fördert indes nichts zutage.
15.07.1976: Einstimmige Verabschiedung eines Polizeiorganisationsgesetzes
27.01.1977: Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Prüfung von Parteispenden des Textilkonzerns Glöggler auf Antrag der SPD-Fraktion. Die sich anschließende Verfassungsklage der SPD-Fraktion bringt eine juristische Klärung der Rahmenbedingungen für die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses
25.04.1978: Beschluss des Gesetzes zum Schutz vor Missbrauch personenbezogener Daten bei der Datenverarbeitung
28.06.1978: Novellierung des Bayerischen Hochschulgesetzes mit Mehrheit der CSU-Fraktion trotz heftiger Proteste in der Studentenschaft
11./12.07.1978: Letzte Regierungserklärung des scheidenden Ministerpräsidenten: Goppel würdigt die Aufbauleistungen in Bayern seit dem Krieg
12.07.1978: Verabschiedung eines neuen Polizeiaufgabengesetzes (Stimmenthaltung der Opposition)
13.07.1978: Verabschiedung des Bayerischen Hochschullehrergesetzes

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium
Präsident: Hanauer, Rudolf
1.Vizepräsident: Rosenbauer, Dr. Heinz
2.Vizepräsident: Rothemund, Dr. Helmut
Gabert, Volkmar (ab 26.10.1976)
1.Schriftführer: Zenz, Hermann
2.Schriftführer: Diethei, Paul
3.Schriftführer: Schlittmeier, Dr. Andreas
4.Schriftführer: Maurer, Hans
5.Schriftführer: Schön, Karl
6.Schriftführer: Börner, Alfred
Abgeordnete
CSU
Christlich Soziale Union
Asenbeck, Nikolaus
Bachmann, Rudolf
Bauereisen, Friedrich
Beck, Adolf
Beckstein, Günther
Berghofer-Weichner, Mathilde
Biebl, Elisabeth
Böhm, Johann
Bötsch, Wolfgang
Breitner, Peter
Bundschuh, Waltraud
Daum, Rudi
Dick, Alfred
Diethei, Paul
Dietrich, Anton
Dietz, Ernst
Dobmeier, Anton
Donhauser, Toni
Drachsler, Hans
Dumann, Manfred
Dürbeck, Hermann
Eisenmann, Hans
Faltlhauser, Kurt
Fendt, Georg
Feneberg, Josef
Feury, Otto Freiherr von
Fickler, Georg
Fischer, Max
Fleck, Winfried
Frank, Gerhard
Freyberg, Georg Freiherr von
Friedlein, Herbert
Gastinger, Wilhelm
Geiss-Wittmann, Maria
Gerstl, Max
Glück, Alois
Glück, Gebhard
Goppel, Alfons
Goppel, Thomas
Görlitz, Dieter
Graber, Eugen
Gruber, Franz
Gürteler, Richard
Hanauer, Rudolf
Harrer, Friedrich
Häußler, Karl
Heiler, Josef
Heubl, Franz
Hierl, Josef
Hillermeier, Karl
Hofmann, Herbert
Höpfinger, Stefan
Huber, Herbert
Huber, Herbert
Huber, Ludwig
Hundhammer, Richard
Hüttenhofer, Leonhard
Ihle, Franz
Jaumann, Anton
Kaps, Peter
Keilholz, Erwin Georg
Keßler, Richard
Kiesl, Erich
Kluger, Rudolf
Knipfer, Hermann
Kopka, Klaus
Krinner, Ida
Krug, Franz
Lang, August Richard
Lauerbach, Erwin
Lautenschläger, Karl
Lechner, Ernst
Lechner, Ewald
Leeb, Hermann
Leicht, Justin
Leschanowsky, Heinz
Löb, Ilse
Loibl, Georg
Lukas, Hans
Maurer, Hans
Merk, Bruno
Merkl, Gerhard
Meyer, Albert
Meyer, Otto
Michl, Ernst
Morgenroth, Dieter
Möslein, Siegfried
Müller, Willi
Neubauer, Franz
Niedermayer, Josef
Nüssel, Simon
Pirkl, Fritz
Pölnitz, Gudila Freifrau von
Popp, Hans
Praml, Heinrich
Prentl, Sepp
Prümmer, Franz von
Regensburger, Hermann
Reich, Christel
Ritter, Ludwig
Röhrl, Wilhelm
Rose, Klaus
Rosenbauer, Heinz
Rost, Sieghard
Sackmann, Franz
Sauer, Erich
Schäfer, Karl
Schäffer, Alfons
Schleich, Xaver
Schmidhuber, Heinrich
Schnell, Elisabeth
Scholl, Georg
Schön, Gustl
Schön, Karl
Schosser, Erich
Seidl, Alfred
Seitz, Erwin
Speth, Friedrich
Spiekenheuer, Hubert
Spitzner, Hans
Stamm, Barbara
Stein, Erwin
Stoiber, Edmund
Streibl, Max
Tandler, Gerold
Tauber, Hans
Vogele, Karl
Vollkommer, Philipp
Vorndran, Wilhelm
Wagner, Hans
Waldenfels, Georg Freiherr von
Weiß, Ingo
Wengenmeier, Richard
Werkstetter, Franz Xaver
Widmann, Peter
Wiederer geb. Hummel, Maria
Wiesheu, Otto
Wilhelm, Paul
Will, Christian
Winklhofer, Hans
Wösner, Hermann
Wünsche, Paul
Würth, Edgar
Zehetmair, Hans
Zeißner, Walter
Zenz, Hermann
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Adelmann, Kurt
Blasy, Adalbert Peter
Böddrich, Jürgen
Börner, Alfred
Braun, Alfons
Brunner, Adalbert
Cremer, Friedrich
Deffner, Jakob
Dittmeier, Josef
Dorsch, Walter
Eberle, Rudolf
Engelhardt, Karl Theodor
Erhard, Martin
Falter, Max
Fröhlich, Friedrich Karl
Gabert, Volkmar
Geiser, Martin
Geisperger, Fritz
Gentner, Fritz
Geys, Helmut
Hamann, Elisabeth
Hartmann, Edi (Eduard)
Heiden, Leonhard
Heinrich, Horst
Hiersemann, Karl-Heinz
Hochleitner, Anton
Hölzl, Hans
Kahler, Otto
Kaiser, Willi
Kamm, Bertold
Kaub, Reinhold
Kick, Franz Wilhelm
Klasen, Sepp
Koch, Albert
Kolo, Hans
Kuhbandner, Valentin
Langenberger, Rolf
Loew, Hans Werner
Meyer, Helmut
Mittermüller, Alois
Moser, Willibald
Müller, Karl-Heinz
Naumann, Hans-Günter
Neuburger, Ambros
Pausch-Gruber, Ursula
Rothemund, Helmut
Rummel, Oskar
Schlittmeier, Andreas
Schlosser, Walter
Schmolcke, Joachim
Schneider, Alfons
Schnell, Heinrich
Schuhmann, Otto
Schwabl, Ludwig
Seebauer, Rolf
Seibel-Emmerling, Lieselotte
Soldmann, Oskar
Sommer, Alfred
Stenglein, Heinrich
Truchseß von und zu Wetzhausen, Volker Freiherr
Warnecke, Klaus
Westphal, Hedwig
Wirth, Günter
Wolf, Xaver
Zeitler, Erich
FPD Flath, Fritz
Großer, Wolf-Dietrich
Hamm-Brücher, Hildegard
Hürner, Peter
Jacobi, Peter
Jaeger, Hans-Jürgen
Kubitza, Werner
Redepenning, Ursula
Wachter, Winfried
Zech, Gerhard Dr.rer.nat.

Minister / Kabinette:

Kabinett Goppel IV (12.11.1974-07.11.1978)
Ministerpräsident: Goppel, Dr.h.c. Alfons (CSU)
Staatsminister der Finanzen und zugl. stv. Ministerpräsident (bis 26.05.1977): Huber, Dr.Dr. Ludwig (CSU)
Staatsminister der Finanzen (ab 26.05.1977): Streibl, Dr. Max (CSU)
  Staatssekretär: Meyer, Dr. Albert (CSU)
Staatsminister des Innern: Merk, Dr. Bruno (CSU) (bis 26.05.1977)
Seidl, Dr. Alfred (CSU) (ab 26.05.1977)
  Staatssekretär: Kiesl, Erich (CSU)
Staatsminister der Justiz (bis 26.05.1977): Hillermeier, Dr. Karl (CSU)
Staatsminister der Justiz und zugl. stv. Ministerpräsident (ab 26.05.1977): Hillermeier, Dr. Karl (CSU)
  Staatssekretär: Seidl, Dr. Alfred (CSU) (bis 26.05.1977)
Neubauer, Franz (CSU) (ab 26.05.1977)
Staatsminister für Unterricht und Kultus: Maier, Prof.Dr.Dr. Hans (CSU)
  Staatssekretärin: Berghofer-Weichner, Dr. Mathilde (CSU)
Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr: Jaumann, Anton (CSU)
  Staatssekretär: Sackmann, Franz (CSU)
Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Eisenmann, Dr. Hans (CSU)
  Staatssekretär: Nüssel, Simon (CSU)
Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung: Pirkl, Dr. Fritz (CSU)
  Staatssekretär: Vorndran, Dr. Wilhelm (CSU)
Staatsminister für Bundesangelegenheiten: Heubl, Dr. Franz (CSU)
Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen: Streibl, Dr. Max (CSU) (bis 26.05.1977)
Dick, Alfred (CSU) (ab 26.05.1977)
  Staatssekretär: Dick, Alfred (CSU) (bis 26.05.1977)
Fischer, Dr. Max (CSU) (ab 26.05.1977)

Wahlergebnisse:

 

Protokolle:

Auf der Website des Bayerischen Landtags finden Sie die Sitzungsprotokolle dieser Legislaturperiode.

> zur Liste der Protokolle (externer Link in neuem Fenster)

 

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