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Der 'gleichgeschaltete' Landtag von 1933 < >

Sitzungsdauer: 28.04.1933-29.04.1933
Regierungserklärung von Ministerpräsident Ludwig Siebert vor dem Landtag
Regierungserklärung von Ministerpräsident Ludwig Siebert vor dem Landtag
Fotografie, 28.04.1933
© Bayerischer Landtag, München

Zwei Reichsgesetze bereiten die Aufhebung des Bayerischen Landtags vor:
- das Gesetz "zur Behebung der Not von Volk und Reich", das so genannte "Ermächtigungsgesetz" vom 24. März 1933, wonach die Reichsregierung Gesetze erlassen kann, welche von der Reichsverfassung inhaltlich und im Gesetzgebungsverfahren abweichen; dieses Gesetz macht praktisch den Reichstag überflüssig;
- das "Vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" vom 31. März 1933, wonach die Landtage aufgelöst und ohne Neuwahl nach den Ergebnissen der Reichstagswahl vom 5. März 1933 neu besetzt werden; gleichzeitig erhalten die Landesregierungen die Befugnis, von sich aus - also ohne Beteiligung der Landtage - Gesetze zu beschließen.
Nach dem Gleichschaltungsgesetz umgestaltet, tritt der Landtag am 28. und 29. April 1933 zum letzten Mal zusammen. Die NSDAP hat zusammen mit der DNVP auch jetzt nur deshalb eine Mehrheit, weil die kommunistischen Abgeordneten ausgeschlossen sind. Beraten und beschlossen wird nur ein Gesetz: das Gesetz "zur Behebung der Not des bayerischen Volkes und Staates", also ein Ermächtigungsgesetz zu Gunsten der Regierung, mit dem sich der Landtag selbst überflüssig macht. Es wird mit großer Mehrheit angenommen, denn nur die SPD stimmt dagegen. Danach wird der Landtag vertagt und nie mehr einberufen.
Da per Reichsgesetz im Juni/Juli 1933 alle Parteien mit Ausnahme der NSDAP verboten werden, beziehungsweise vorher zur Selbstauflösung gezwungen werden, hätte ein Parlamentsbetrieb aber ohnehin nur eine Farce dargestellt - so zu beobachten im Reichstag, der formal bis 1945 weiter besteht. Hitler benutzt den Reichstag nur dazu, "seinen Regierungserklärungen und den einstimmigen Akklamationen einen gewissen Rahmen zu verleihen und damit im In- und Ausland einen quasi-demokratischen Eindruck zu bewahren" (Reiner Pommerin).

Ziegler, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, S. 521-527; Hartmann, S.509-514; Weigand, in: Geschichte des modernen Bayern, S. 287-290; Reinicke, Der bayerische Landtag im Zeichen des Hakenkreuzes, S. 197-215; Reinicke, Landtag und Regierung im Widerstreit, S. 60-64

Gesetzgebung:

Beschlüsse:
- Ermächtigungsgesetz
- Staatshaushalt
- Finanzgesetz

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium
Präsident:Esser, Hermann
1.Vizepräsident:Probst, Dr. Alfons Maria
2.Vizepräsident:Schwede, Franz
1.Schriftführer:Bauer, Josef
2.Schriftführer:Schlögl, Dr. Alois
3.Schriftführer:Bauer, Hermann
4.Schriftführer:Benesch, Theo
Abgeordnete
NSDAP
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Bauer, Josef 
Benesch, Theo 
Biederer, Georg 
Bossert, Friedrich Karl 
Buchner, Hans 
Buttmann, Rudolf 
Dauser, Hans 
Dietrich, Hans 
Dietz, Georg 
Engert, Karl 
Esser, Hermann 
Graßl, Hermann 
Greim, August 
Grimm, Wilhelm 
Hacker, Heinrich 
Haselmayr, Friedrich 
Helfer, Wilhelm 
Hellmuth, Otto 
Heß, Fritz 
Holz, Karl 
Imbt, Richard 
Jäger, Michael 
Jakob, Franz 
Knaup, Xaver 
Krauß, Walter 
Leyser, Ernst 
Liebel, Ludwig 
Luber, Georg 
Mang, Andreas 
Mang, Johann Baptist 
Moosbauer, Max 
Mündler, Anton 
Pösl, Ludwig 
Riggauer, Josef 
Roder, Hans 
Schädler, Georg 
Scheifele, Fritz 
Schlumprecht, Karl 
Schultze, Walter 
Schwede, Franz 
Schwitzgebel, Fritz 
Siebert, Ludwig 
Soldner, Georg 
Sperber, Georg 
Stahl, Georg Leonhard 
Wagner, Adolf 
Wahl, Karl 
Wartner, Johann Baptist 
Weigand, Otto 
Wohlgemuth, Wilhelm 
Zahneisen, Lorenz
BVP
Bayerische Volkspartei
Barth, Klara 
Breitenbach, Franz Xaver 
Dörler, Jakob 
Eirainer, Isidor 
Funke, Linus 
Gehring, Georg 
Güttler, Josef 
Held, Heinrich 
Helfrich, Heinrich 
Hundhammer, Alois 
Kerber, Karl 
Kiendl, Josef 
Konrad, Adolf 
Kurz, Andreas 
Ladenburger, Karl 
Lenz, Karl 
Lukas, Michael 
Mattes, Jakob 
Meixner, Georg 
Müller, Hans 
Pfeiffer, Anton 
Probst, Alfons Maria 
Schäffer, Fritz 
Scharnagl, Anton 
Schlögl, Alois 
Schmitt, Franz August 
Schmölz, Anton 
Schwarz, Georg 
Spindler, Wilhelm 
Wrede, Karl Josef Fürst von
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Ammon, Lina 
Auer, Erhard 
Bayerer, Alfons 
Bögler, Franz 
Dewald, Georg 
Eberhard, Konrad 
Endres, Fritz 
Gentner, Johann 
Giermann, Karl 
Högg, Clemens
Laumer, Josef 
Ludwig, Adolf 
Poeschke, Michael 
Roith, Christian
Roßhaupter, Albert 
Seidel, Hans 
Strobl, Josef
DNF
Deutschnationale Front
Bauer, Hermann 
Frühwald, Konrad (sen.) 
Hausmann, Wilhelm 
Keppler, Johannes 
Meier, Hans

Minister / Kabinette:

12.04.1933: Ministerium Siebert
Ministerpräsident und Staatsminister der Finanzen:Siebert, Ludwig (NSDAP)
Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister:Esser, Hermann (NSDAP)
Staatsminister des Innern und stv. Ministerpräsident:Wagner, Adolf (NSDAP)
Staatsminister der Justiz (18.04.1933-31.12.1934):Frank, Dr. Hans (NSDAP)
Staatsminister für Unterricht und Kultus:Schemm, Hans (NSDAP) (12.04.1933-05.03.1933)
Wagner, Adolf (NSDAP) (28.11.1936-21.04.1944)
Staatsminister für Arbeit und Fürsorge:Dauser, Hans (NSDAP)
Staatsminister für Wirtschaft:Quadt zu Wykradt und Isny, Eugen Graf von (BVP)
Dauser, Hans (NSDAP) (ab 27.06.1933)
Staatsminister für Landwirtschaft:Esser, Hermann (NSDAP) (01.03.1934-23.03.1935)
Siebert, Ludwig (NSDAP) (28.11.1936-01.11.1942)
Staatsminister zur besonderen Verwendung:Röhm, Ernst (NSDAP)
Luber, Georg (NSDAP)
Staatssekretär für Handel, Industrie und Gewerbe:Dauser, Hans (NSDAP)

Wahlergebnisse:


Keine Neuwahl, nur neue Sitzverteilung gemäß den Ergebnissen der "halbfreien" Reichstagswahlen vom 5. März 1933. Die KPD hätte gemäß dieser Rechnung Anspruch auf 7 Mandate. Aufgrund der "Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat", die nach dem Reichstagsbrand erlassen worden ist, sind die Kommunisten aber aus allen Parlamenten ausgeschlossen.  

Protokolle:

Die Stenographischen Berichte des Bayerischen Landtags von 1919-1933 finden Sie auf der Website der Bayerischen Staatsbibliothek.

> zu den Steographischen Berichten (externer Link in neuem Fenster)

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