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6. Landtag: 1834 (3. Wahlperiode 1831-1836) < >

Sitzungsdauer: 04.03.1834-03.07.1834
Namen-Liste der Herren Mitglieder der Kammer der Abgeordneten bei der 6ten Stände-Versammlung 1834
Namen-Liste der Herren Mitglieder der Kammer der Abgeordneten bei der 6ten Stände-Versammlung 1834
1834, Lithografie, Künstler: George Jaquet
© Bayerischer Landtag, München

Der leitende Minister, Innenminister Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein, schlägt als Maxime vor, der Öffentlichkeit klar zu machen, dass sie dann mit einer bürgerfreundlichen Steuer- und Wirtschaftspolitik rechnen könne, wenn der Landtag die Kronrechte respektiert. Um die Abgeordneten gezielt beeinflussen zu können, legt er ein Verzeichnis an, in dem er die einzelnen Kammermitglieder auf Grund ihres Abstimmungsverhaltens in acht Rubriken - von "regierungstreu" bis "oppositionell" - einträgt. Grundsätzlich vertritt er allerdings den Standpunkt, dass man beim Landtag mehr mit Kooperation als mit Konfrontation erreichen könne.
In der kurzen Thronrede wird die Erweiterung der Zollvereins erwähnt sowie die "Unordnungen", die an "einigen wenigen Orten des Königreichs statt gefunden" hätten (Hambacher Fest u.a.); er, der König, wisse aber die Stimme seines Volkes von jener der Partei des Umsturzes zu unterscheiden, die sich fälschlich für Volkes Stimme ausgebe. Es werden nur knapp einige zu behandelnde Gesetzesvorlagen erwähnt.
Eingeschüchtert durch die gerichtliche Verfolgung mehrerer Kollegen sind die Abgeordneten gewillt, die Regierung (den König) nicht zu provozieren. Schrenck - seit 12. Dezember 1832 Justizminister - erhält als Wunschkandidat der Regierung die meisten Stimmen als Erster Präsident der Abgeordnetenkammer. Das hat zur Folge, dass Schrenck, sobald er als Minister gegenüber der Kammer auftritt, den Vorsitz über die Kammer abgeben und in der Uniform eines Ministers auf der Ministerbank Platz nehmen muss. Die Wahl der Ausschussmitglieder erfolgt im Einklang mit der Regie des Innenministers. 97 Abgeordnete stimmen für die vorgelegte permanente Zivilliste des Königs - dessen wichtigstes Anliegen -, und zwar ohne die frühere Beschränkung auf Lebenszeit. Ebenso anstandslos passieren mehrere weniger wichtige Entwürfe die Kammer. Der Rechenschaftsbericht des Finanzministers über die Ausgaben findet keinerlei Beanstandungen; vielmehr werden die Ausgaben für das Kabinettsekretariat des Königs, die Pinakothek und das Odeon, die im vorigen Landtag gestrichen worden waren, nachträglich genehmigt. Auch kostspielige Gesetze wie z.B. jenes über den Bau des Donau-Main-Kanals werden ohne lange Diskussion bewilligt.
Am Schluss lobt Freiherr von Schrenck in seiner Doppeleigenschaft als Erster Präsident der Abgeordnetenkammer und Minister seine Abgeordnetenkollegen für die Loyalität, mit der sie dem königlichen Haus eine "immerwährende Krondotation" (Zivilliste) gesichert hätten, und für den "Geist der Mäßigung", der alle Debatten während des Landtags ausgezeichnet habe. Auch der König äußert sich in dieser Hinsicht im "Abschied" voller Lob. Im internen Kreis allerdings stellt er Überlegungen an, wie er aus dem Zwang heraus kommen könne, ein Gesetz in der Form, auf die sich beide Kammern geeinigt haben, entweder ganz anzunehmen oder ganz zu verwerfen. Das betrifft insbesondere das Budget; er denkt über eine Entwertung des Budgetrechts der Kammern nach, indem dem Staatshaushalt der Gesetzescharakter genommen wird, so dass der Landtag keine Veränderungen im Einzelnen vornehmen könne. Bislang werden die Eckdaten des Haushalts im Finanzgesetz festgeschrieben; die Einzeletats stehen in der Beilage zum Finanzgesetz.

Götschmann, S. 587-654; Kraus, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, S.214 f.

Gesetzgebung:

Gesetze:
- unveränderliche Zivilliste für "jeden König von Bayern"
- Rechte der griechisch-orthodoxen Glaubensgenossen
- Steuernachlässe
- Wiederherstellung der Festung Ingolstadt
- Abänderung des Grundsteuergesetzes
- Errichtung der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank
- Donau-Main-Kanal
- Bibliotheksbau
- Abänderungen zum Gesetz über Ansässigmachung und Verehelichung
- Abänderungen zur Verordnung von 1818 über die Gemeindeverwaltung
- Zollverträge
Nicht zustande gekommene Gesetze:
- keine von Bedeutung

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium Kammer der Reichsräte
1.Präsident: Wrede, Karl Philipp, Fürst von
2.Präsident: Fraunberg, Joseph Maria, Freiherr von
1.Sekretär: Sutner, Georg Carl, von
2.Sekretär: Reigersberg, Heinrich Aloys, Graf von
Abgeordnete
Abgeordnete (132) Anns, Johann Wilhelm von
Arbinger, Georg
Aschenbrenner, Ignaz
Aumüller, Nikolaus
Bertele, Johann Michael
Billmann, Rupert Wilhelm
Binder, Peter
Blass, Leonhard
Brandenburg, Heinrich Christoph
Brogino, Jacob Anton
Brunck, Peter
Buchner, Georg
Closen, Karl Ferdinand Freiherr von
Culmann, Christian
Denis, Paul Camille von
Deuringer, Joseph Xaver
Deym Zu Arnstorf, Joseph Johann Nepomuck Wenzelslaus Graf von
Dippel, Andreas von
Drechsel, Karl Joseph Graf von
Dresch, Leonhard Ritter von
Ebert, Johann
Eberz, Heinrich Wilhelm Freiherr von
Eckert, Pankraz
Eisenhofer, Simon
Fahrnbacher, Alois
Faßmann, Adam von
Fikentscher, Kaspar
Fitting, Herrmann
Flurschütz, Johann
Foliot, Johann Michael Martin
Fraunhofen, Carl August Freiherr von und zu Alt-und Neufrauenhofen
Freyberg-Eisenberg-Knöringen, Clemens Wenzeslaus Freiherr von
Gehauf, Johann Adam
Geyer (Geier), Georg Franz
Gletzle, Franz Xaver
Gmeiner, Lorenz
Günther, Johann Ernst
Hagen, Erhard Christian von
Harsdorf, Johann Karl Christoph Friedrich Freiherr von
Hartl, Bartholomäus
Hartmann, Peter
Heim, Johann Adam
Heinzelmann, Christoph Friedrich
Herrle, Johann Jakob
Heydenreich, Friedrich August
Hipper, Martin
Hutter, Joseph
Jäger, Johann Stephan
Jordan, Ludwig Andreas
Kapp, Georg Friedrich Wilhelm
Kempter, Franz Joseph
Kern, Wolfgang
Klein, Johannes Theobald
Korb, Karl von
Krappmann, Michael
Kraus, Johann Joseph
Kremer, Philipp Franz
Kress Von Kressenstein, Christoph Wilhelm Karl Freiherr von
Kühbacher, Andreas
Künsberg, Franz Karl Christoph Freiherr von
Lanzer, Ignaz
Lechner, Franz Xaver
Lechner, Joseph
Leinecker, Joseph
Leuchs, Johann Georg Friedrich
Lösch, Gottlieb Karl August
Martius, Johann Tobias
Mätzler, Anton
Mayer, Leonhard
Müller, Jakob
Mussinan, Joseph Anton Ritter von
Mutz, Joseph
Oerthel, Georg Friedrich von
Ott, Franz Xaver
Platner, Georg Zacharias
Pöppel, Joseph
Pummerer, Valentin Maximilian
Rabl, Georg
Reich, Georg Christian
Reuss, Lorenz
Reuthner, Georg Leonhard
Riegg, Leonhard
Rienecker, Friedrich Lothar
Riezler, Franz Xaver
Rinecker, Heinrich Gallus von
Ritter, Daniel
Rotenhan, Hermann Freiherr von
Rudhart, Ignaz von
Sabbadini, Alois
Sartorius, Joseph
Saxinger, Johann
Schadt, Alois
Schäfer, Johann Christoph
Schalkhäuser, David Friedrich
Schattenfroh, Joseph
Schedel Greiffenstein, Johann von
Scheiderer, Johann Heinrich
Schellhorn, Andreas
Scheuing, Karl
Schickendanz, Johann
Schmauss, Johann Nepomuk
Schmid, Alois
Schnitzer, Franz
Schoppmann, Johann Jakob
Schrenck von Notzing, Sebastian Freiherr
Schultz, Georg Friedrich Wilhelm
Schunk, Friedrich Christian Karl
Schwindl, Peregrin
Seefelder, Ignaz
Seeholzer, Mathias
Seinsheim, Carl Graf von
Sigler, Joseph
Stöhr, Heinrich Wilhelm
Tann-Rathsamhausen, Heinrich Ferdinand Freiherr von und zu der
Thomasius, Friedrich Christian
Urban, Johann Baptist
Utzschneider, Joseph Ritter von
Vetterlein, Johann Martin Karl
Volkert, Georg Karl Friedrich
Wachter, Tobias von
Weigenthaler, Michael
Weinmann, Andreas Christoph
Weinmann, Karl Christian Wilhelm
Weinzierl, Cölestin
Werndle, Alois
Westernach, Johann Ignaz Freiherr von
Willich, Friedrich Justus
Windorfer, Joseph
Windwart, Jakob von
Ziegler, Adalbert
Zink, Nikolaus
Zinn, Christian Christoph
Reichsräte (50) Arco-Valley, Carl Maria Rupert Graf von
Arco-Valley, Maximilian Joseph Graf von
Armansperg, Joseph Ludwig Graf von
Bayern, Carl Theodor Maximilian Prinz von
Bayern, Maximilian Herzog in
Bayern, Maximilian II. Kronprinz, später König von
Bayern, Pius Herzog in
Bayern, Wilhelm Herzog in
Castell-Castell, Friedrich Ludwig Graf zu
Fraunberg, Joseph Maria Freiherr von
Fugger von Babenhausen, Anton Anselm Fürst
Fugger zu Glött, Fidelis Ferdinand Graf von
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn, Friedrich Johann Nepomuk Graf von
Fugger zu Kirchheim, Josef Hugo Graf von
Fugger zu Nordendorf, Karl Anton Graf von
Gebsattel, Lothar Karl Anselm Joseph Freiherr von
Giech, Hermann Graf zu
Gravenreuth, Maximilian Joseph Graf von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Franz Josef Fürst zu
Keßling, Carl Ludwig Freiherr von
Leiningen-Hartenburg, Carl Fürst zu
Leonrod, Carl Ludwig Freiherr von
Leuchtenberg, August Herzog von
Lotzbeck, Carl Ludwig Freiherr von
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Carl Friedrich Fürst zu
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Carl Ludwig Constantin Fürst zu
Mandl von Deutenhofen, Johann Anton Freiherr von
Maurer, Georg Ludwig Ritter von
Montgelas, Maximilian Graf von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, Aloys Johann Fürst von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Friedrich Fürst zu
Oettingen-Wallerstein, Ludwig Fürst von
Ortenburg-Tambach, Franz Karl Rudolph Graf zu
Pappenheim, Carl Theodor Friedrich Graf von
Preysing zu Moos, Johann Caspar Graf von
Raglovich, Clemens von
Rechberg und Rothenlöwen, Aloys Franz Xaver Graf von
Rechteren und Limpurg, Reinhard Burkart Graf von
Reigersberg, Heinrich Aloys Graf von
Riegg, Joseph Ignatz Albert Ritter von
Roth, Karl Johann Friedrich Freiherr von
Sandizell, Cajetan Peter Graf von und zu
Schönborn-Wiesentheid, Franz Erwein Damian Joseph Graf von
Sutner, Georg Carl von
Thurn und Taxis, Maximilian Karl Fürst von
Toerring-Guttenzell, Maximilian August Graf von
Toerring-Seefeld, Clemens Graf von
Wrede, Karl Philipp Fürst von
Würtzburg, Joseph Franz Freiherr von
Zentner, Georg Friedrich Freiherr von

Minister / Kabinette:

Minister
Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußern: Gise, August, Freiherr von
Staatsminister des Innern: Oettingen-Wallerstein, Ludwig, Fürst von
Staatsminister der Justiz: Schrenck von Notzing, Sebastian, Freiherr von
Staatsminister der Finanzen: Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Maximilian Emanuel, Graf von
Kriegsminister: Weinrich, Georg, von

Wahlergebnisse:

In der Frühzeit des Konstitutionalismus ist eine Darstellung der Wahlergebnisse nach Parteien nicht möglich. Es gibt keine festgefügten Parteien mit formeller Mitgliedschaft, Programm, Statuten und Vorstand. Politische Zusammenschlüsse dieser Art sind geradezu verboten. Es gibt auch keine festgefügten Fraktionen innerhalb des Parlaments. Die Herausbildung von Fraktionen wird absichtsvoll durch die dem Zufall überlassene Sitzordnung behindert.
Es gibt nur allgemeine Parteirichtungen wie Liberale oder Konservative mit allen Zwischenstufen, wobei man einen bestimmten Abgeordneten in der Regel nicht eindeutig einer Richtung zuordnen kann. Viele Abgeordnete lassen sich bei ihrer Stimmangabe von ihrer Einschätzung der konkreten Frage leiten, um die es gerade geht. Das Hin- und Herschwanken der Abstimmungsergebnisse zeigt deutlich, dass sie nicht auf festgefügte Stimmblöcke, sondern auf individuelle Entscheidungen (einschließlich der Abwesenheit) zurückgehen. Im Übrigen gilt allgemein bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus: aus der Sicht der jeweiligen Regierung (bzw. des jeweiligen Königs) gibt es nur zwei "Parteien": Regierungstreue und Oppositionelle. Die Trennlinie zwischen beiden ist nicht identisch mit der zwischen Liberalen und Konservativen; Zeitgenossen erwähnen auch den Typ des "liberalen Servilen" (d.h. den Wünschen der Regierung willfährigen Liberalen) und des regierungskritischen Konservativen (aus welchen Motiven heraus auch immer). Schließen sich Abgeordnete zu einer Gruppe zusammen, dann eher informell und auf landsmannschaftlicher Basis, wobei die fränkischen und pfälzischen Abgeordneten eher auf der "linken" (liberalen bis radikalliberalen) Seite des politischen Spektrums stehen.
Von der Landtagswahl im Mai 1869 an werden hier die jeweiligen Wahlergebnisse der Parteien in Mandatszahlen sowie - wenn möglich - auch in Prozentzahlen der Wählerstimmen angegeben.

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