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16. Landtag: 1853-1855 (8. Wahlperiode 1849-1855) < >

Sitzungsdauer: 21.11.1853-25.03.1855
Ungehaltene Leichenrede auf den jüngstverstorbenen bayerischen Landtag, S.1
Ungehaltene Leichenrede auf den jüngstverstorbenen bayerischen Landtag, S.1
15.04.1855, Münchener Punsch
© Digitalbild: Ludwig-Maximilians-Universität München, Bibliothek der Institute am Englischen Garten, Zeitungsarchiv

Auch auf diesem Landtag wird weder eine Thronrede noch eine Adresse verfasst. Gegen Ende der Sitzungsperiode planen die Abgeordneten unter der Führung des Augsburger Rechtsanwalts Adolph Paur eine Adresse an König Maximilian II., mit der sie erklären wollen, dass die Kammer in den noch verbleibenden vier Monaten mit dem Budget und den vorgelegten und noch zu erwartenden Gesetzesvorlagen nicht fertig werden könnten, zumal bei Prüfung der "Nachweisungen" und der Budgetansätze Missstände zu Tage getreten seien. Fünf Tage, nachdem die Kammer diesen Beschluss fasste, schließt der König den Landtag vorzeitig am 16. Oktober 1854.
Bemerkenswert ist eine Gesetzesvorlage von 1854, auf die der König persönlich großen Wert legt, die aber erwartungsgemäß scheitert: die Rückgängigmachung der Wahlrechtsreform von 1848. Im Entwurf ist vorgesehen, dass die Zweite Kammer 128 Mitglieder aus 9 Berufsgruppen erhält, darunter 32 Vertreter des Großgrundbesitzes, von denen wiederum 16 adlig sein sollen, 40 Vertretern des übrigen Grundbesitzes, sowie weiteren Vertretern der Städte, der Universitäten und der Geistlichkeit sowie der Industriellen, Fabrikanten, Großhändler und Gewerbetreibenden. Die Kammer der Abgeordneten ändert den Entwurf erheblich ab und erhöht insbesondere die Zahl der Vertreter der kleinen Gemeinden. Aber auch in dieser Form findet die Vorlage nicht die zur Verfassungsänderung nötige Dreiviertelmehrheit. Der König plant, im Falle der Ablehnung den Landtag aufzulösen und das Wahlgesetz als Verordnung zu erlassen, wobei er sich auf "die von Gott übertragenen Regentenpflichten" sowie auf die "Obliegenheiten" gegenüber dem Deutschen Bund berufen will; schließlich schreckt er vor diesem Verfassungsbruch aber zurück.
Für diesen Landtag liegt auch kein Abschied vor.

Heydenreuter, in: Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.), König Maximilian II. von Bayern, Rosenheim 1988, S. 101 ff., bes. S.110 f.; Volkert, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, S. 255 f.; Gruner, Das bayerische Heer, S. 235-240

Gesetzgebung:

Es liegt kein Landtagsabschied vor.

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium Kammer der Abgeordneten
1.Präsident: Hegnenberg-Dux, Friedrich Adam Justus, Graf von
2.Präsident: Weis, Prof.Dr. Ludwig, von
1.Sekretär: Nar, Carl, von
2.Sekretär: Meyer, Dr. Friedrich Ludwig
Präsidium Kammer der Reichsräte
1.Präsident: Stauffenberg, Franz Ludwig, Graf Schenk von
2.Präsident: Seinsheim, Carl, Graf von
1.Sekretär: Niethammer, Dr. Julius Adolph, Freiherr von
2.Sekretär: Montgelas, Maximilian Joseph Wilhelm, Graf von
Abgeordnete
Abgeordnete (158) Allioli, Joseph Franz von
Amschler, Georg
Arnheim, Fischel
Aufschnaiter (Aufschnaitter), Franz
Bayer (Baier), Karl
Beck, Anton
Beer, Johann Nikolaus Ludwig
Benzino, Carl
Berg, Konrad (Conrad) von
Binder, Peter
Boos, Joseph
Borst, Johann Kaspar
Boyé, Adolph Bernhard
Breitenbach, Karl Friedrich
Brunck, Friedrich Karl
Burk, Max
Christoph, Stephan
Craemer, Karl von
Damm, Carl
Decker, Johann Georg
Demel, Jakob
Dirnberger, Joseph
Domidion, Reinhard
Doppelhammer, Ignaz
Engel, Michael
Engelberger, Johann
Engelhard, Lorenz
Fillweber, Ignaz (Georg) Joseph
Fink, Adolf Adam Wolfgang
Fischer, Johann
Fischer, Joseph
Förg, Franz
Frauenholz, Joseph
Fruth, Gottlieb
Gäßler, Bernhard von
Geiger, Nikolaus
Goller, Gottfried
Gombart, Ludwig von
Gresser, Wolfgang
Gschwender, Joseph Anton
Gummi, Erhard
Hack, Philipp
Hafenbrädl, Franz Xaver Freiherr von
Haid, Georg Jacob
Hamm, Christian
Hamminger, Georg
Harhammer, Max
Harold, August Freiherr von
Hebberling, Karl
Hegnenberg-Dux, Friedrich Adam Justus Graf von
Heigl, Franz
Hermann, Friedrich Benedikt von
Herrlen, Georg Martin
Herrmann, Eduard Zachäus
Hetterich, Thomas
Hirschberger, Joseph Ritter von
Hoffmann (Hofmann), Friedrich Wilhelm
Hofmann, Johann Georg
Högg, Norbert
Hopf, Theodor Ritter von
Jäger, Lukas
Käfferlein, Johann Eberhard
Kammermayer (Kammermaier, Kammermayr), Joseph
Kapfhammer, Ignatz
Kirchgessner, Karl
Kleindienst, Thomas
Knollmüller, Georg Mathias Michael
Koch, Franz von
Köhl, Johann
Kolb, Georg Friedrich
Koller, Michael
König, Ludwig
Körbitz,
Krämer, Michael Georg
Kronberger, Joseph Georg
La Rosée, Emanuel Graf von
Lang, Eduard
Lasaulx, Ernst von
Lauer, Johann Joseph
Lerchenfeld, Gustav Freiherr von
Link (Linck), Anton von
Mayer, Thomas
Mayr, Bartholomä
Mayr (Mayer, Meier), Franz Seraphin
Meuth, Franz Flaminius
Meyer, Friedrich Ludwig
Morgenstern, David
Moser, Alexander
Müller, Adam
Müller, Friedrich Wilhelm
Nar, Carl von
Neuffer, Wilhelm Gottlieb Ritter von
Oettingen-Wallerstein, Ludwig Fürst von
Paur, Adolph Xaver
Pezold, Johann
Pfordten, Ludwig Karl Freiherr von der
Pitzner, Carl
Praun, Georg
Prell, Ignaz
Prinz, Eugen Napoleon
Pröbstl, Georg Ignaz
Pröll, Joseph
Rabl, Joseph
Rabl, Sigmund
Rebenack, Friedrich Wilhelm
Reinhard, Michael Friedrich
Richter, Johann
Richter, Wilhelm
Ringler, Alex
Römmich, Ludwig
Roos, August
Rubner, Karl Ferdinand Heinrich
Rudhart, Ernst
Ruland, Anton
Rupprecht, J.B.
Schäfer, Johann Christoph
Schäfer, Joseph
Scharpff, Peter Carl
Scheidmantel, Nicolaus
Schelhorn, Adolph von
Schmid, Franz Xaver
Schmid, Remigius
Schmidt, Christian
Schmidt jun., Friedrich
Schnitzlein, Johann Friedrich
Schönfelder, Balthasar
Schopp, Ignaz
Schrödl, Joseph
Schweyer, Joseph
Sedlmayr, Gabriel
Seiffert (Seiferth, Seyffert), Gottlieb
Senestrey, Ignatius
Sepp, Johann Nepomuk
Specht, Franz
Stadlbauer, Max von
Steinsdorf, Kaspar Joseph Ritter von
Tafel, Franz
Thinnes, Friedrich
Tillmann, Philipp
Trappentreu, Michael
Tröger, Karl Heinrich
Wagner, Joseph Johann
Wagner, Karl Theodor
Walz, Johann Adam
Weeber (Weber), Silvester (Silvan)
Weigl, Johann Baptist
Weippert, Adam
Weis, Ludwig von
Westermayer (Westermeyer), Anton
Wiedenhofer, Wenzeslaus
Wiesend, Georg
Wifling, Jakob
Wimmer, Friedrich Franz Karl
Winkler, Johann
Winzheimer, Joseph
Wolf, Johann Georg Anton
Wolfsteiner (Wolffsteiner), Johann Baptist
Zink, Johann Michael
Reichsräte (60) Arco-Valley, Maximilian Joseph Graf von
Arco-Zinneberg, Ludwig Aloys Graf von
Aretin auf Haidenburg, Peter Carl Freiherr von
Bayer, Hieronymus Johann Paul Ritter von
Bayern, Adalbert Wilhelm Prinz von
Bayern, Carl Theodor Maximilian Prinz von
Bayern, Ludwig Wilhelm Herzog in
Bayern, Luitpold Emanuel Herzog in
Bayern, Luitpold Prinz, später Prinzregent von
Bayern, Maximilian Herzog in
Castell-Castell, Friedrich Ludwig Graf zu
Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Eberhard Franz Graf zu
Franckenstein, Georg Heinrich Arbogast Freiherr von und zu
Freyberg-Eisenberg-Knöringen, Clemens Wenzeslaus Freiherr von
Fugger von Babenhausen, Leopold Karl Fürst
Fugger zu Glött, Fidelis Ferdinand Graf von
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn, Raimund Ignaz Graf von
Fugger zu Kirchheim und Hoheneck, Philipp Karl Graf von
Giech, Friedrich Carl Graf von und zu
Gravenreuth, Maximilian Joseph Graf von
Gumppenberg, Anton Joseph Freiherr von
Gumppenberg-Pöttmes, Adolph Eberhard Freiherr von
Harleß, Adolph Gottlieb Christoph Ritter von
Heintz, Karl Friedrich Ritter von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Chlodwig Fürst zu
Leiningen-Hartenburg, Carl Fürst zu
Leonrod, Carl Ludwig Freiherr von
Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Maximilian Joseph Graf von
Lotzbeck auf Weyhern, Alfred Freiherr von
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Georg Ludwig Fürst zu
Maurer, Georg Ludwig Ritter von
Montgelas, Maximilian Joseph Wilhelm Graf von
Niethammer, Julius Adolph Freiherr von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, Otto Karl Fürst von
Oettl, Georg Ritter von
Ortenburg-Tambach, Franz Karl Rudolph Graf zu
Pappenheim, Albert Graf zu
Ponickau auf Osterberg, Julius Johann Freiherr von
Preysing-Lichtenegg-Moos, Maximilian Joseph Franz Graf von
Quadt zu Wykradt und Isny, Otto Friedrich Graf von
Rechberg und Rothenlöwen, Albert Ulrich Graf von
Rechteren und Limpurg, Ludwig Friedrich Graf von
Reigersberg, Heinrich Aloys Graf von
Reisach, Carl August Graf von
Sandizell, Cajetan Peter Graf von und zu
Schönborn-Wiesentheid, Erwein Hugo Graf von
Seinsheim, August Karl Graf von
Seinsheim, Carl Graf von
Stauffenberg, Franz Ludwig Graf Schenk von
Thurn und Taxis, Karl Theodor Fürst von
Thurn und Taxis, Maximilian Karl Fürst von
Toerring auf Seefeld, Maximilian Konrad Graf von
Toerring-Guttenzell, Maximilian August Graf von
Urban, Kaspar Bonifaz Ritter von
Waldbott-Bassenheim, Hugo Philipp Graf von
Waldburg-Zeil-Trauchburg, Constantin Maximilian Fürst von
Waldburg-Zeil-Wurzach, Leopold Maria Fürst von
Waldkirch, Clemens August Graf von
Wrede, Carl Theodor Fürst von
Würtzburg, Joseph Franz Freiherr von
Zu Rhein, Friedrich Carl Freiherr von

Minister / Kabinette:

Minister
Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußern sowie Vorsitzender im Ministerrat: Pfordten, Dr. Ludwig Karl, Freiherr von der
Staatsminister des Innern: Reigersberg, August Lothar, Graf von
Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten: Zwehl, Theodor, von
Staatsminister der Justiz (bis 27.02.1854): Kleinschrod, Dr. Karl Josef, Freiherr von
Ministerverweser des Staatsministeriums der Justiz (27.02.1854-09.09.1854): Aschenbrenner, Dr. Josef
Staatsminister der Justiz (ab 09.09.1854): Ringelmann, Dr. Friedrich, Ritter von
Staatsminister der Finanzen: Aschenbrenner, Dr. Josef
Staatsminister des Handels und der öffentlichen Arbeiten: Pfordten, Dr. Ludwig Karl, Freiherr von der
Kriegsminister: Lüder, Ludwig, von

Wahlergebnisse:

In der Frühzeit des Konstitutionalismus ist eine Darstellung der Wahlergebnisse nach Parteien nicht möglich. Es gibt keine festgefügten Parteien mit formeller Mitgliedschaft, Programm, Statuten und Vorstand. Politische Zusammenschlüsse dieser Art sind geradezu verboten. Es gibt auch keine festgefügten Fraktionen innerhalb des Parlaments. Die Herausbildung von Fraktionen wird absichtsvoll durch die dem Zufall überlassene Sitzordnung behindert.
Es gibt nur allgemeine Parteirichtungen wie Liberale oder Konservative mit allen Zwischenstufen, wobei man einen bestimmten Abgeordneten in der Regel nicht eindeutig einer Richtung zuordnen kann. Viele Abgeordnete lassen sich bei ihrer Stimmangabe von ihrer Einschätzung der konkreten Frage leiten, um die es gerade geht. Das Hin- und Herschwanken der Abstimmungsergebnisse zeigt deutlich, dass sie nicht auf festgefügte Stimmblöcke, sondern auf individuelle Entscheidungen (einschließlich der Abwesenheit) zurückgehen. Im Übrigen gilt allgemein bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus: aus der Sicht der jeweiligen Regierung (bzw. des jeweiligen Königs) gibt es nur zwei "Parteien": Regierungstreue und Oppositionelle. Die Trennlinie zwischen beiden ist nicht identisch mit der zwischen Liberalen und Konservativen; Zeitgenossen erwähnen auch den Typ des "liberalen Servilen" (d.h. den Wünschen der Regierung willfährigen Liberalen) und des regierungskritischen Konservativen (aus welchen Motiven heraus auch immer). Schließen sich Abgeordnete zu einer Gruppe zusammen, dann eher informell und auf landsmannschaftlicher Basis, wobei die fränkischen und pfälzischen Abgeordneten eher auf der "linken" (liberalen bis radikalliberalen) Seite des politischen Spektrums stehen.
Von der Landtagswahl im Mai 1869 an werden hier die jeweiligen Wahlergebnisse der Parteien in Mandatszahlen sowie - wenn möglich - auch in Prozentzahlen der Wählerstimmen angegeben.

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