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23. Landtag: 1869 (12. Wahlperiode 1869) < >

Sitzungsdauer: 21.09.1869-06.10.1869
Karikatur auf Johann Baptist Sigl
Karikatur auf Johann Baptist Sigl
1901, Postkarte, Lithografie, 14 x 9cm
© Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg

Die Wahlen finden am 20. Mai 1869 statt und bringen den Durchbruch der neu formierten katholisch-Konservativen, bayerisch-partikularistischen Patriotenpartei nun auch im Landtag. Sie erringen 78 Mandate, denen 76 der Liberalen aller Schattierungen gegenüberstehen. Es beginnt damit eine neue Ära, die durch den fortdauernden Gegensatz zwischen einer konservativen Parlamentsmehrheit und etatistisch-liberalen Regierungen geprägt ist. Dieser dauert bis 1912, als erstmals eine Regierung gebildet wird, die das Vertrauen der konservativen Mehrheit besitzt.
Eine Ursache für dieses Wahlergebnis ist in der Abneigung breiter Volksschichten gegen einen deutschen Nationalstaat unter preußischer Vorherrschaft zu suchen, mit der Vorstellungen von "Despotismus", "Militarismus" und "Eroberungsgier" verbunden werden. Zudem befürchten die bayerischen Katholiken, von den Protestanten, die in einem kleindeutschen Reich die Mehrheit bilden, unterdrückt zu werden. Das Wahlergebnis ist auch als Protest gegen das liberale Besitz- und Bildungsbürgertum zu sehen, das im vorigen Landtag mit seiner Unterstützung der Sozialgesetzgebung gegen die Interessen des Kleinbürgertums und des bäuerlichen Mittelstands gehandelt hat. Schließlich kommt ein weiteres konfessionelles Motiv hinzu: Breite katholisch-konservative Kreise wollen dem Vorsitzenden im Ministerrat und Außenminister, Fürst Hohenlohe, ihr Missfallen zu verstehen geben, denn dieser versucht, die europäischen Staaten gegen die erwartete Erklärung der päpstlichen Unfehlbarkeit bei Lehrentscheidungen auf dem für Dezember 1869 anberaumten Vatikanischen Konzil zu mobilisieren. Die Katholiken sehen darin einen weiteren Beleg für die Absicht der Regierung, den Einfluss der Kirche zurückzudrängen.
Die Kammer der Abgeordneten tritt - wie üblich - vor der formellen Eröffnung durch den König auf Einladung des Alterspräsidenten zusammen, um die Präsidenten der Kammer zu wählen. Trotz wiederholter Wahlgänge erhält niemand die vorgeschriebene absolute Stimmenmehrheit. Wie festgefügt nunmehr die Blöcke sind, geht daraus hervor, dass auf beiden Sitzungen die gleichen Personen mit exakt der gleichen Stimmenanzahl gewählt werden. Daraufhin löst der König den Landtag auf und setzt Neuwahlen an.

Hartmannsgruber, Patriotenpartei, S. 105 f.

Gesetzgebung:

Aufgrund der vorzeitigen Auflösung des Landtags ist es zu keiner Gesetzgebungstätigkeit gekommen.

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium Kammer der Abgeordneten
Die Wahl des Präsidiums der Kammer der Abgeordneten verläuft ergebnislos. Der Landtag wird daraufhin aufgelöst.
Präsidium Kammer der Reichsräte
1.Präsident: Stauffenberg, Franz Ludwig, Graf Schenk von
2.Präsident: Thüngen, Wilhelm, Freiherr von
1.Sekretär: Niethammer, Dr. Julius Adolph, Freiherr von
2.Sekretär: Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil, Graf von
Abgeordnete
Abgeordnete (156) Adt, Franz
Alwens, Karl von
Barth, Karl
Barth, Marquard Adolph
Baumgärtner, Georg
Bayer, Johann
Bermühler (Behrmühler), Georg
Bichler, Michael
Brandenburg, Heinrich
Brater, Karl
Brückl, Johann Evangelist
Bucher, Joseph
Burger, Franz
Craemer, Karl von
Croissant, Friedrich
Demeter, Lorenz
Diepolder, Johann Michael
Dingler, Gottfried
Dorn, Heinrich
Dürrschmidt, Otto Heinrich Gustav
Eckart, Gottfried Gotthard
Edel, Karl Friedrich Wilhelm
Eder, Anton
Engelhard, Johann
Ex, Johann Jakob
Exter, Jakob
Fischer, Ludwig Fr. Alex von
Fleischmann, August
Forster, Konrad
Frank, Alois
Frankenburger, Wolfgang
Freyberg-Eisenberg, Rudolph Freiherr von
Freytag (Freitag), Andreas
Fries, Hermann
Fuchs (Bimbach und Dornheimm), Otto Karl Freiherr von
Fugger-Blumenthal, Eberhard Graf von
Gelbert, Johann Peter
Gerauer, Benedikt
Gerstner, Ludwig
Golsen, Karl Ludwig von
Grabner, Max
Grafenstein, Adolf von
Greil, Franz Xaver
Grieninger, Friedrich Franz
Gschwender, Joseph Anton
Gutbrod, Joseph Anton
Hafenbrädl, Aloys Freiherr von
Hafenbrädl, Franz Xaver Freiherr von
Hafenmaier (Hafenmair), Johann Georg
Hauck, Thomas Ritter von
Heinle, Anton
Henning, Franz Seraph
Hertl, Albert
Hocheder, Adolf
Höchstetter, Johann
Höfer, Christoph Johann Chrysostomus
Hofmann, Karl
Hofstetter, Cajetan
Hohenadel, Gustav
Hußlein, Joseph
Hutschenreuther, Lorenz Friedrich
Huttler, Max
Jakob (Jacob), Johann Wilhelm
Jordan jun., Ludwig Andreas
Jörg, Edmund
Kastner, Wilhelm von
Knorr, Julius
Kolb, Georg
Kolb, Georg Friedrich
König, Friedrich
Krätzer, Adolf
Kraußold (Kraussold), Max
Kühlmann, Otto Ritter von
Kurz, Karl Heinrich von
Lauerer, Michael
Lerzer, Johann Baptist
Leyrer (Leyerer), Leonhard
Lindner, Joseph
Loschge, Heinrich
Lotz, Karl
Louis, Ludwig
Lucas (Lukas), Joseph
Maier, Franz Xaver
Makowiczka, Franz
Malsen-Waldkirch, Konrad Ludwig Freiherr von
Mann, Philipp Leonhard
Marquardsen, Heinrich Ritter von
Mayr (Mayer), Georg
Meixner, Carl von
Miller, Ferdinand von
Netschert, Michael Joseph
Neumayer (Neumaier), Joseph
Oertel, Abraham
Ostermann, Franz Paul
Ow-Felldorf, Karl Freiherr von
Pfahler, Joseph Konrad
Ponschab, Georg
Prestele, Ignaz
Radspieler, Joseph
Röckl, Johann
Rosenkranz, Karl
Rothaas (Rothhaas), Philipp
Ruland, Anton
Rußwurm, Franz Anton
Schauß, Friedrich Ritter von
Schiele, Joseph
Schiferer (Schieferer), Wilhelm
Schleich, Martin Wilhelm
Schleicher, Georg
Schlör, Gustav von
Schmid, Anton
Schmid, Franz Xaver
Schmidbauer, Georg
Schmidt, Karl Heinrich
Schmidt, Wilhelm
Schmidtkonz, Johann Nepomuk
Schmiedl, Andreas
Schönstett, Karl Freiherr von
Schüttinger, Jacob
Seinsheim-Grünbach, Maximilian Joseph Sixtus Graf von
Sellner, Ernst
Senestrey, Joseph Johann Karl
Sepp, Johann Nepomuk
Seybold, Friedrich
Sing, Carl
Sittig, Veit
Söllner, Josef
Sörgel, Joseph Johann
Stadler, Alois
Stahl, Johann
Stauffenberg, Franz August Freiherr von
Stenglein, Melchior
Striedinger, Friedrich
Thalhöfer, Valentin
Thomaß, Karl
Triller, Michael
Umbscheiden, Philipp
Völk, Franz Joseph
Wagner, Karl Theodor
Wand, Theodor Michael Ritter von
Weigand, Paul
Weil, Franz
Weimer, Andreas
Weis, Ludwig von
Weiß, Engelbert
Weiß, Rudolph
Westermayer (Westermeyer), Anton
Wiesnet, August
Wilhelm, Jakob
Winderl, Nikolaus
Winkelhofer (Winklhofer), Benedikt
Wülfert, Karl Friedrich
Zenetti, Julius von
Ziegler, Joseph
Zill, Leonhard
Zu Rhein, Friedrich Ludwig Freiherr von
Reichsräte (72) Arco-Valley, Maximilian Joseph Graf von
Aretin auf Haidenburg, Peter Carl Freiherr von
Bayern, Adalbert Wilhelm Prinz von
Bayern, Karl Theodor Herzog in
Bayern, Leopold Maximilian Prinz von
Bayern, Ludwig III. Prinz, ab 1912 Prinzregent, ab 1913 König von
Bayern, Ludwig Wilhelm Herzog in
Bayern, Luitpold Emanuel Herzog in
Bayern, Luitpold Prinz, später Prinzregent von
Bayern, Maximilian Herzog in
Bayern, Maximilian Emanuel Herzog in
Bayern, Otto I. Kronprinz von, später König von
Bomhard, Eduard Peter Apollonius Ritter von
Bothmer, Max Graf von
Bray-Steinburg, Otto Camillus Hugo Gabriel Graf von
Castell-Castell, Friedrich Ludwig Graf zu
Castell-Rüdenhausen, Wolfgang August Graf zu
Cramer-Klett, Theodor sen. ab 1855 Ritter von, ab 1876 Freiherr von
Deinlein, Michael Ritter von
Deroy, Erasmus Bernhard Graf von
Deym zu Arnstorf, Joseph Graf von, Freiherr von Strzitiz
Dinkel, Pankratius Ritter von
Döllinger, Johann Joseph Ignaz Ritter von
Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Eberhard Franz Graf zu
Franckenstein, Georg Heinrich Arbogast Freiherr von und zu
Fugger von Babenhausen, Leopold Karl Fürst
Fugger zu Glött, Fidelis Ferdinand Graf von
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn, Franz Raimund Graf von
Fugger zu Kirchheim und Hoheneck, Philipp Karl Graf von
Giech, Karl Gottfried Graf von und zu
Gravenreuth, Maximilian Joseph Graf von
Gumppenberg-Pöttmes, Adolph Eberhard Freiherr von
Guttenberg, Hermann Freiherr von
Harleß, Adolph Gottlieb Christoph Ritter von
Haubenschmied, Ferdinand Ritter von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Chlodwig Fürst zu
Holnstein aus Bayern, Maximilian Karl Graf von
Leiningen, Ernst Leopold Fürst zu
Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil Graf von
Lotzbeck auf Weyhern, Alfred Freiherr von
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Wilhelm Paul Fürst zu
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Karl Heinrich Fürst zu
Maffei, Joseph Anton Ritter von
Maldeghem, Carl Leopold Graf von
Maurer, Georg Ludwig Ritter von
Montgelas, Maximilian Joseph Wilhelm Graf von
Niethammer, Julius Adolph Freiherr von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, Otto Karl Fürst von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Karl Friedrich Krafft Ernst Fürst von
Ortenburg-Tambach, Franz Karl Rudolph Graf zu
Pappenheim, Ludwig Ferdinand Graf zu
Ponickau auf Osterberg, Julius Johann Freiherr von
Pranckh, Sigmund Freiherr von
Preysing-Lichtenegg-Moos, Maximilian Joseph Franz Graf von
Quadt zu Wykradt und Isny, Otto Friedrich Graf von
Rechberg und Rothenlöwen, Albert Ulrich Graf von
Rechteren und Limpurg, Ludwig Friedrich Graf von
Ringelmann, Friedrich Ritter von
Sandizell, Maximilian Josef Graf von und zu
Scherr, Gregor Ritter von
Schönborn-Wiesentheid, Clemens August Graf von
Schrenck von Notzing, Karl Freiherr
Seinsheim-Sünching auf Grünbach, Maximilian Joseph Erkinger Graf von
Stauffenberg, Franz Ludwig Graf Schenk von
Thüngen, Wilhelm Freiherr von
Thurn und Taxis, Maximilian Karl Fürst von
Toerring auf Seefeld, Maximilian Konrad Graf von
Toerring-Jettenbach-Guttenzell auf Seefeld, Clemens Maria Graf von, Freiherr auf Seefeld
Waldbott-Bassenheim, Hugo Philipp Graf von
Waldburg-Zeil-Trauchburg, Wilhelm Franz Fürst von
Wrede, Karl Friedrich Fürst von
Würtzburg, Karl Philipp Veit Freiherr von
Zu Rhein, Friedrich Carl Freiherr von

Minister / Kabinette:

Minister
Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußern sowie Vorsitzender im Ministerrat: Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Chlodwig, Fürst zu
Staatsminister des Innern: Hörmann von Hörbach, Winfried
Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten: Gresser, Franz, von
Staatsminister der Justiz: Lutz, Johann, Ritter von
Staatsminister der Finanzen: Pfretzschner, Adolph, Ritter von
Staatsminister für Handel und öffentliche Arbeiten: Schlör, Dr. Gustav, von
Kriegsminister: Pranckh, Sigmund, Freiherr von

Wahlergebnisse:

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