Die Wahlen finden am 20. Mai 1869 statt und bringen den Durchbruch der neu formierten katholisch-Konservativen, bayerisch-partikularistischen Patriotenpartei nun auch im Landtag. Sie erringen 78 Mandate, denen 76 der Liberalen aller Schattierungen gegenüberstehen. Es beginnt damit eine neue Ära, die durch den fortdauernden Gegensatz zwischen einer konservativen Parlamentsmehrheit und etatistisch-liberalen Regierungen geprägt ist. Dieser dauert bis 1912, als erstmals eine Regierung gebildet wird, die das Vertrauen der konservativen Mehrheit besitzt.
Eine Ursache für dieses Wahlergebnis ist in der Abneigung breiter Volksschichten gegen einen deutschen Nationalstaat unter preußischer Vorherrschaft zu suchen, mit der Vorstellungen von "Despotismus", "Militarismus" und "Eroberungsgier" verbunden werden. Zudem befürchten die bayerischen Katholiken, von den Protestanten, die in einem kleindeutschen Reich die Mehrheit bilden, unterdrückt zu werden. Das Wahlergebnis ist auch als Protest gegen das liberale Besitz- und Bildungsbürgertum zu sehen, das im vorigen Landtag mit seiner Unterstützung der Sozialgesetzgebung gegen die Interessen des Kleinbürgertums und des bäuerlichen Mittelstands gehandelt hat. Schließlich kommt ein weiteres konfessionelles Motiv hinzu: Breite katholisch-konservative Kreise wollen dem Vorsitzenden im Ministerrat und Außenminister, Fürst Hohenlohe, ihr Missfallen zu verstehen geben, denn dieser versucht, die europäischen Staaten gegen die erwartete Erklärung der päpstlichen Unfehlbarkeit bei Lehrentscheidungen auf dem für Dezember 1869 anberaumten Vatikanischen Konzil zu mobilisieren. Die Katholiken sehen darin einen weiteren Beleg für die Absicht der Regierung, den Einfluss der Kirche zurückzudrängen.
Die Kammer der Abgeordneten tritt - wie üblich - vor der formellen Eröffnung durch den König auf Einladung des Alterspräsidenten zusammen, um die Präsidenten der Kammer zu wählen. Trotz wiederholter Wahlgänge erhält niemand die vorgeschriebene absolute Stimmenmehrheit. Wie festgefügt nunmehr die Blöcke sind, geht daraus hervor, dass auf beiden Sitzungen die gleichen Personen mit exakt der gleichen Stimmenanzahl gewählt werden. Daraufhin löst der König den Landtag auf und setzt Neuwahlen an.
Hartmannsgruber, Patriotenpartei, S. 105 f.