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26. Landtag: 1873-1875 (13. Wahlperiode 1869-1875) < >

Sitzungsdauer: 04.11.1873-16.04.1875
Bekanntmachung zur Ausgabe von Banknoten in Reichsmarkwährung 1875, S. 1
Bekanntmachung zur Ausgabe von Banknoten in Reichsmarkwährung 1875, S. 1
29.01.1875, Druckschrift
© Digitalbild: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg

Der Landtag beginnt wieder ohne Thronrede und Adressen sowie mit einer Niederlage der Patrioten bei der Präsidentenwahl. Diese überlegen, ob sie nur ein provisorisches Steuergesetz verabschieden und dann den König um Neuwahlen bitten sollten; die Zusammensetzung der Kammer entspreche nicht mehr den Gesinnungen im Lande (gemeint sind die aus der Patriotenfraktion ausgetretenen Abgeordneten). Das ist einigen Patrioten jedoch zuviel an Opposition. Sie einigen sich darauf, aus Protest gegen den verhassten Kultusminister Lutz einen kleineren Posten aus seinem Etat zu streichen: zwei Anbauten am Münchner Polytechnikum (eine Art Fachhochschule). Damit geben die Patrioten ihren Gegnern Gelegenheit, sie als kultur- und fortschrittsfeindlich zu attackieren; auch zeigt sich in solchen Fällen der mangelhafte Zusammenhalt ihrer Fraktion. Ihr Antrag scheitert mit 76 gegen 77 Stimmen.
Dennoch ist dieser Landtag durchaus ergiebig. Bei zwei Unterbrechungen kommt die Zweite Kammer auf 83 Sitzungen. Der Präsident der Kammer der Abgeordneten Franz August Freiherr von Stauffenberg gibt in seinem Abschlussbericht bekannt, dass die meisten Regierungsvorlagen zu einem Gesamtbeschluss beider Kammern geführt hätten. Eine im vorigen Landtag unerledigte Regierungsvorlage sei von der Regierung zurückgezogen worden: ein Gesetz zur Reform des Landtagswahlrechts. Es seien 150 Petitionen eingegangen, von denen nur 2 noch unerledigt seien.
Der Kammerpräsident endet seine Abschlussrede mit dem Hinweis, dass viele zu Unrecht glaubten, der bayerische Landtag habe in Folge des Beitritts Bayerns zum Reich nur noch geringe Bedeutung und sei eine Art Provinz-Landtag. Er verweist auf das preußische Abgeordnetenhaus, dessen Zuständigkeit stärker geschmälert worden sei als die der bayerischen Kammer; dennoch habe es eine große Aufgabe angepackt, nämlich den Neuaufbau der Verwaltung von unten nach oben auf der Grundlage der Selbstverwaltung sowie eine Reform der gesamten Steuergesetzgebung des Landes. "Solche Aufgaben erwarten auch uns": eine Reorganisation der Verwaltung, um sie mit der Selbstverwaltung in Einklang zu bringen, und eine Reform der Steuergesetzgebung.
Der König hebt in seinem Landtagsabschied insbesondere die Bewilligung der Mittel für das Heer und das Zustandekommen eines Gesetzes zur Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank lobend hervor, mit dem Bayern das Reichsbankgesetz und die Durchführung der Münzreform (Einführung der Reichsmark aus Gold an Stelle des bayerischen Guldens mit einem Wechselkurs von 1 Reichsmark = 0,62 Gulden) in Landesrecht überträgt.

Albrecht, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, S. 377 ff.

Gesetzgebung:

Gesetze (Auswahl):
- Budget- und Finanzgesetz für 1874 und 1875
- mehrere Gesetze zur Vervollständigung der bayerischen Staatseisenbahnen, besonders in Ostbayern und in der Pfalz
- Verwendung des Anteils Bayerns an der französischen Kriegskostenentschädigung, u.a. für den Bau der Akademie der schönen Künste in München
- Kredit für außerordentliche Heeresbedürfnisse
- Einführung des Militärstrafgesetzbuches des Reiches
- Gesetz zur Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank (Umstellung auf die Reichswährung)

Nicht zustande gekommene Gesetze:
- Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Beamten in der Militärverwaltung

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium Kammer der Abgeordneten
Präsident: Stauffenberg, Dr.h.c. Franz August, Freiherr von
Vizepräsident: Schlör, Dr. Gustav, von
1.Schriftführer: Eder, Anton
2.Schriftführer: Louis, Ludwig
3.Schriftführer: Dürrschmidt, Otto Heinrich Gustav
4.Schriftführer: Wülfert, Karl Friedrich
Präsidium Kammer der Reichsräte
1.Präsident: Stauffenberg, Franz Ludwig, Graf Schenk von
2.Präsident: Schrenck von Notzing, Karl, Freiherr
1.Sekretär: Niethammer, Dr. Julius Adolph, Freiherr von
2.Sekretär: Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil, Graf von
Abgeordnete
Abgeordnete (199) Adler, Carl
Aldinger, Julius
Alwens, Karl von
Arbinger, Johann Baptist
Aschenauer, Peter
Aub, Friedrich Ernst
Bach, Josef Mathias
Barth, Karl
Barth, Marquard Adolph
Bätz, Martin
Benz, Franz Michael
Bichler, Michael
Birner, Franz
Borger, Ludwig
Brand, Adam
Brandenburg, Heinrich
Brückl, Johann Evangelist
Buchele, Georg
Bucher, Joseph
Burger, Franz
Burkel, Andreas
Craemer, Karl von
Croissant, Friedrich
Daller, Balthasar Ritter von
Demmler, Johann
Diendorfer, Johann Evangelist
Diepolder, Johann Michael
Dingler, Gottfried
Dürrschmidt, Otto Heinrich Gustav
Ebner, Johann Peter
Eckart, Gottfried Gotthard
Edel, Karl Friedrich Wilhelm
Eder, Anton
Engert, Karl
Exter, Jakob
Fischer, Ludwig Fr. Alex von
Fleischmann, August
Föckerer, Karl
Frank, Alois
Frank, Joseph
Frankenburger, Wolfgang
Freyberg-Eisenberg, Rudolph Freiherr von
Freytag (Freitag), Andreas
Frickhinger, Albert
Fries, Hermann
Frischeisen, Joseph
Fuchs (Bimbach und Dornheimm), Otto Karl Freiherr von
Fugger-Blumenthal, Eberhard Graf von
Gärtner, Peter
Gelbert, Johann Adolph
Gelbert, Johann Peter
Gerauer, Benedikt
Gerstner, Ludwig
Grabner, Max
Greiner, Friedrich
Grieninger, Friedrich Franz
Groß, Ludwig Philipp
Gschwender, Joseph Anton
Gürster, Joseph
Gutensohn, Joseph Anton
Hafenbrädl, Aloys Freiherr von
Hafenbrädl, Franz Xaver Freiherr von
Hafenmaier (Hafenmair), Johann Georg
Häring (Härring), Georg
Hauck, Thomas Ritter von
Heinle, Anton
Henle, Sigmund Ritter von
Henning, Franz Seraph
Herz, Carl
Hilgenrainer, Mathias
Hocheder, Adolf
Höchstetter, Johann
Hofmann, Karl
Hofstetter, Cajetan
Hohenadel, Gustav
Holzapfel, Nikolaus
Hörmann von Hörbach, Winfried
Hutschenreuther, Lorenz Friedrich
Huttler, Max
Jakob (Jacob), Johann Wilhelm
Jegel, Wilhelm
Jordan jun., Ludwig Andreas
Jörg, Edmund
Kallenbach, Georg
Kastner, Joseph Anton
Kastner, Wilhelm von
Kinateder, Mathias Peter
Knorr, Julius
Kolb, Georg
Kolb, Georg Friedrich
Krätzer, Adolf
Kraußold (Kraussold), Max
Kuby, Ferdinand
Kühlmann, Otto Ritter von
Kurz, Karl Heinrich von
Lampert, Friedrich
Lang, Adam
Lauerer, Michael
Leffer, Adam
Lerzer, Johann Baptist
Levi, Simon
Leybach, Johann Michael Christian
Leyrer (Leyerer), Leonhard
Lindner, Joseph
Lotz, Karl
Louis, Ludwig
Lucas (Lukas), Joseph
Lugscheider, Matthäus
Lukas (Lucas), Gerhard
Mahr, Franz
Maier, Franz Xaver
Makowiczka, Franz
Marquardsen, Heinrich Ritter von
Mayr (Mayer), Georg
Meixner, Carl von
Miller, Ferdinand von
Möginger, Simon
Müller, Julius Ferdinand Ritter von
Neumayer (Neumaier), Joseph
Neuper, Emil
Oertel, Abraham
Ostermann, Franz Paul
Ow-Felldorf, Karl Freiherr von
Pfahler, Joseph Konrad
Pfann, Leonhard
Ponschab, Georg
Prestele, Ignaz
Radspieler, Joseph
Rambaldi, Ferdinand Graf von
Richter, Friedrich
Ritter, Daniel
Röckl, Johann
Röhrl, Alois
Rothaas (Rothhaas), Philipp
Ruland, Anton
Rußwurm, Franz Anton
Sauer, Valentin
Scharrer, Max
Schauß, Friedrich Ritter von
Scheick (Schleich), Alois
Schiferer (Schieferer), Wilhelm
Schleich, Martin Wilhelm
Schlör, Gustav von
Schmid, Anton
Schmidbauer, Georg
Schmidt, Karl Heinrich
Schmidt, Wilhelm
Schmidtkonz, Johann Nepomuk
Schmiedl, Andreas
Schöpf, Franz Anton
Schüttinger, Jacob
Sedlmayr (Sedlmayer, Sedlmaier), Andreas
Seinsheim-Grünbach, Maximilian Joseph Sixtus Graf von
Seitz, Franz Ferdinand
Sellner, Ernst
Senestrey, Joseph Johann Karl
Sepp, Johann Nepomuk
Seybold, Friedrich
Sick, Wilhelm
Sittig, Veit
Sitzler, Ludwig
Söllner, Josef
Sörgel, Joseph Johann
Speckner, Ignaz
Stahl, Johann
Stamm, Heinrich
Stauffenberg, Franz August Freiherr von
Steger, Peter
Stenglein, Melchior
Stöcher, Peter
Stockbauer, Paul Ritter von
Strauß, Johann Michael
Thomaß, Karl
Tillmann, Philipp
Trendel, Eduard
Triller, Michael
Vaillant, Ludwig Reinhard
Völk, Franz Joseph
Vollmuth, Michael
Wagner, Joseph Johann
Wagner, Karl Theodor
Wand, Theodor Michael Ritter von
Weigand, Paul
Weimer, Andreas
Weis, Ludwig von
Weiß, Rudolph
Welzhofer, Alois
Werkmeister, Jakob
Westermayer (Westermeyer), Anton
Wiesnet, August
Winderl, Nikolaus
Winkelhofer (Winklhofer), Benedikt
Wolf, Anton
Wolf, Karl Heinrich
Wolfbauer, Max
Wülfert, Karl Friedrich
Würth, Anton
Zill, Leonhard
Zu Rhein, Friedrich Ludwig Freiherr von
Reichsräte (72) Arco-Valley, Maximilian Joseph Graf von
Aretin auf Haidenburg, Peter Carl Freiherr von
Bayern, Adalbert Wilhelm Prinz von
Bayern, Arnulf Prinz von
Bayern, Karl Theodor Herzog in
Bayern, Leopold Maximilian Prinz von
Bayern, Ludwig III. Prinz, ab 1912 Prinzregent, ab 1913 König von
Bayern, Ludwig Wilhelm Herzog in
Bayern, Luitpold Emanuel Herzog in
Bayern, Luitpold Prinz, später Prinzregent von
Bayern, Maximilian Herzog in
Bayern, Maximilian Emanuel Herzog in
Bayern, Otto I. Kronprinz von, später König von
Böcking, Ferdinand Louis Ritter von
Bomhard, Eduard Peter Apollonius Ritter von
Bothmer, Max Graf von
Bray-Steinburg, Otto Camillus Hugo Gabriel Graf von
Castell-Castell, Friedrich Ludwig Graf zu
Castell-Rüdenhausen, Wolfgang August Graf zu
Cramer-Klett, Theodor sen. ab 1855 Ritter von, ab 1876 Freiherr von
Deinlein, Michael Ritter von
Deym zu Arnstorf, Joseph Graf von, Freiherr von Strzitiz
Dinkel, Pankratius Ritter von
Döllinger, Johann Joseph Ignaz Ritter von
Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Eberhard Franz Graf zu
Franckenstein, Georg Heinrich Arbogast Freiherr von und zu
Fugger von Babenhausen, Leopold Karl Fürst
Fugger zu Glött, Fidelis Ferdinand Graf von
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn, Franz Raimund Graf von
Fugger zu Kirchheim und Hoheneck, Philipp Karl Graf von
Giech, Karl Gottfried Graf von und zu
Gravenreuth, Maximilian Joseph Graf von
Gumppenberg-Pöttmes, Adolph Eberhard Freiherr von
Guttenberg, Hermann Freiherr von
Harleß, Adolph Gottlieb Christoph Ritter von
Haubenschmied, Ferdinand Ritter von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Chlodwig Fürst zu
Holnstein aus Bayern, Maximilian Karl Graf von
Leiningen, Ernst Leopold Fürst zu
Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil Graf von
Lotzbeck auf Weyhern, Alfred Freiherr von
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Wilhelm Paul Fürst zu
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Karl Heinrich Fürst zu
Maldeghem, Carl Leopold Graf von
Montgelas, Maximilian Joseph Ambrosius Graf von
Mühle-Eckart auf Leonberg, Carl Heinrich Graf von der
Neuffer, Wilhelm Gottlieb Ritter von
Neumayer, Ludwig Ritter von
Niethammer, Julius Adolph Freiherr von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, Otto Karl Fürst von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Karl Friedrich Krafft Ernst Fürst von
Ortenburg-Tambach, Franz Karl Rudolph Graf zu
Pappenheim, Ludwig Ferdinand Graf zu
Pfretzschner, Adolph Ritter von
Ponickau auf Osterberg, Julius Johann Freiherr von
Poschinger auf Frauenau, Georg Benedikt Ritter von
Pözl, Joseph Ritter von
Pranckh, Sigmund Freiherr von
Preysing-Lichtenegg-Moos, Maximilian Joseph Franz Graf von
Quadt zu Wykradt und Isny, Otto Friedrich Graf von
Rechberg und Rothenlöwen, Albert Ulrich Graf von
Rechteren und Limpurg, Ludwig Friedrich Graf von
Sandizell, Maximilian Josef Graf von und zu
Scherr, Gregor Ritter von
Schönborn-Wiesentheid, Clemens August Graf von
Schrenck von Notzing, Karl Freiherr
Stauffenberg, Franz Ludwig Graf Schenk von
Toerring auf Seefeld, Maximilian Konrad Graf von
Toerring-Jettenbach-Guttenzell auf Seefeld, Clemens Maria Graf von, Freiherr auf Seefeld
Waldbott-Bassenheim, Hugo Philipp Graf von
Waldburg-Zeil-Trauchburg, Wilhelm Franz Fürst von
Wrede, Karl Friedrich Fürst von
Würtzburg, Karl Philipp Veit Freiherr von

Minister / Kabinette:

Minister
Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußern sowie Vorsitzender im Ministerrat: Pfretzschner, Adolph, Ritter von
Staatsminister des Innern: Pfeufer, Sigmund Heinrich, Freiherr von
Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten: Lutz, Johann, Ritter von
Staatsminister der Justiz: Fäustle, Dr. Johann Nepomuk, von
Staatsminister der Finanzen: Berr, Georg, Ritter von
Kriegsminister: Pranckh, Sigmund, Freiherr von
Maillinger, Josef Maximilian, Ritter von (ab 04.04.1875)

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