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30. Landtag: 1883-1886 (15. Wahlperiode 1881-1887) < >

Sitzungsdauer: 05.04.1883-01.07.1886
Ludwig II.
Ludwig II.
1883, Fotografie
© Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg

Dieser Landtag steht im Zeichen der wachsenden Schulden Ludwigs II. auf Grund seiner Schlösserbauten (1885 sind es 6 Millionen Goldmark), seiner von der Regierung betriebenen Entmündigung (9. Juni 1886) und seinem Tod (13. Juni).
Bismarck, der Ludwig II. hohe Summen hat zukommen lassen, rät ihm, den Landtag um Übernahme der Schulden zu bitten. Der König beauftragt im April 1886 seine Regierung, im Landtag eine entsprechende Vorlage einzubringen. Diese weigert sich, weil dies aussichtslos sei. Die Zweite Kammer hatte ihr zu verstehen gegeben, dass sie eine solche Initiative ablehnen würde. Als der König daraufhin Anstalten unernimmt, eine neue Regierung zu bilden, holen die Minister ein psychiatrisches Gutachten ein; vier Ärzte, darunter Prof. von Gudden, urteilen übereinstimmend, dass der König in hohem Grade seelisch gestört sei. Der Bruder des Königs, Otto, ist seit langem geisteskrank; daher müsste der Onkel des Königs, der bereits 65-jährige Prinz Luitpold, die Regentschaft übernehmen. Nach längerem Zögern stellt sich dieser zur Verfügung, sofern der König zuvor für regierungsunfähig erklärt und entmündigt wird. Am 9. Juni 1886 übernimmt er als Stellvertreter des Königs die Regentschaft.
Am Tag nach dem Tod des Königs werden Landtag und Öffentlichkeit davon in Kenntnis gesetzt, dass die Thronfolge auf Otto übergegangen sei; wegen dessen Krankheit setze jedoch Prinz Luitpold seine Regentschaft fort, sofern der Landtag anerkenne, dass die Bedingungen dafür gegeben seien. Die Kammer der Reichsräte stimmt einstimmig dafür, die Kammer der Abgeordneten nach einer längeren Debatte ebenfalls. Der Vorsitzende im Ministerrat Johann Ritter von Lutz rechtfertigt sich in einer langen Rede vor der Zweiten Kammer wegen seiner Vorgehens in der Frage der Entmündigung und der Übernahme der Regentschaft durch Prinz Luitpold (26. Juni). Tatsache ist, dass eine frühere Beteiligung des Landtags bei den bestehenden Mehrheitsverhältnissen die Minister gefährdet hätte. Ludwig II. hatte bereits ernsthaft erwogen, den Präsidenten der Kammer der Reichsräte, Georg Heinrich Freiherrn von und zu Franckenstein, mit der Bildung einer konservativen Regierung zu beauftragen. Der König hoffte, dass diese die Einwilligung des Landtags zur Übernahme seiner Schulden erlangen würde. Prinz Luitpold dagegen hatte sich vor Übernahme der Regentschaft auf die Weiterführung der bestehenden Regierung festgelegt.
Die Gesamtschulden Ludwigs II. in Höhe von 14 Millionen Reichsmark werden von 1887 bis Ende 1901 aus der königlichen Zivilliste, also ohne zusätzliche Leistungen aus der Staatskasse, zurückbezahlt. Dem Prinzregenten werden vom Landtag 200.000 Gulden (= 342.857 Reichsmark) jährlich zur eigenen Verfügung gestellt.

Albrecht, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, S. 383 ff.; Hartmann, S. 435 ff.; Treml, in: Geschichte des modernen Bayern, S. 101 f.

Gesetzgebung:

Gesetze: 33, darunter:
- Staatshilfe wegen Überschwemmungen im Herbst 1882
- Ausführung der Reichsgesetze über die Kranken- und Unfallversicherung der Arbeiter
- Kredit für den Neubau einer Kaserne in München
- Budgetgesetz für 1884 und 1885 sowie für 1886 und 1887
Nicht zustande gekommen Gesetze:
- Der Abschied erwähnt keine gescheiterte Regierungsvorlage

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium Kammer der Abgeordneten
Präsident: Ow-Felldorf, Karl, Freiherr von
Vizepräsident: Kurz, Dr. Karl Heinrich, von
1.Schriftführer: Soden-Fraunhofen, Maximilian, Graf von
2.Schriftführer: Geiger, Joseph
3.Schriftführer: Orterer, Dr. Georg, Ritter von
4.Schriftführer: Aichbichler, Josef
Präsidium Kammer der Reichsräte
1.Präsident: Franckenstein, Georg Heinrich Arbogast, Freiherr von und zu
2.Präsident: Schrenck von Notzing, Karl, Freiherr (bis 10.09.1884)
Pfretzschner, Adolph, Ritter von (ab 05.10.1885)
1.Sekretär: Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil, Graf von
2.Sekretär: Toerring-Jettenbach-Guttenzell auf Seefeld, Clemens Maria, Graf von, Freiherr auf Seefeld
Abgeordnete
Abgeordnete (175) Ackermann, Ludwig
Aichbichler, Josef
Alwens, Karl von
Aub, Friedrich Ernst
Auer, Georg
Bachmann, Georg
Baumann, Luitpold
Baur, Johann Nepomuk
Berg, Konrad (Conrad) von
Berlenz, Wilhelm
Biehl, Georg
Birner, Franz
Bonn, Franz
Brandenburg, Heinrich
Brendel, Georg
Brünings, Theodor
Brunner, Leonhard
Bucher, Joseph
Büchl, Andreas
Buhl, Eugen Ritter von
Burger, Franz
Burkardt, Josef Franz
Clemm, August Ritter von
Craemer, Karl von
Daller, Balthasar Ritter von
Daßler, August
Deinhard, Andreas Friedrich
Demmler, Johann
Deuringer, Michael
Dobeneck, Hans Alban Freiherr von
Englberger, Franz
Eschenbach, Philipp
Fischer, Ludwig Fr. Alex von
Fleischmann, August
Frank, Friedrich
Frankenburger, Wolfgang
Freudenberg, Otto
Freyen-Seiboltsdorf, Karl Graf von und zu
Frickhinger, Albert
Friedl, Johann Anton
Fritzsche, Oskar
Gabler, Pius
Gagern, Friedrich Balduin Freiherr von
Gailhofer, Ignaz
Geiger, Johann
Geiger, Joseph
Gimpl, Johann Evangelist
Gise (Giese), Maximilian August Freiherr von
Grieninger, Friedrich Franz
Grohe, Clemens Clement
Groß, Ludwig Philipp
Gunzenhäuser, Wolfgang
Haberland, Georg
Habersbrunner, Martrin
Hafenbrädl, Franz Xaver Freiherr von
Hafenmaier (Hafenmair), Johann Georg
Hahn, Johann Karl
Haug, Josef Anton
Haus, Adam
Heiler, Maximilian
Heimbucher, Christoph
Herz, Carl
Heßert, Heinrich Ritter von
Höh, Jakob
Hörmann, Friedrich
Hörmann von Hörbach, Winfried
Huber, Joseph
Jegel, Wilhelm
Kaub, Karl Friedrich Ludwig
Keller, Johann Evangelist
Keßler, Franz Joseph
Kinateder, Mathias Peter
Kleitner, Josef Leonhard
Knoll, Simon
Kofler, Georg Wolfgang
Kopp, Julius
Körber, Johann
Krebs, Friedrich
Kuby, Ferdinand
Kurz, Karl Heinrich von
Lampert, Friedrich
Lampert, Ignaz
Landes, Johann Georg
Lang, Karl Anton
Lehner, Johann Baptist Lorenz
Leichtle, Adolf
Leidig, Johann Georg Wilhelm
Lembert, Kaspar
Lerchenfeld-Aham, Max Freiherr von
Lerzer, Johann Baptist
Leuchs, Joseph
Leyrer (Leyerer), Leonhard
Limmer, Hermann
Lindenfels, Karl Freiherr von
Löfflad, Kaspar
Lukas, Anton
Lukas (Lucas), Gerhard
Lunz, Johann
Luthardt, August
Mann, Johann Adam
Märcker (Märker), Theodor August
Marquardsen, Heinrich Ritter von
Maußer, Friedrich
Mayer, Max Theodor
Mayr, Bernhard
Mayr (Mayer), Georg
Müller, Friedrich Wilhelm
Müller, Johann
Müller, Julius Ferdinand Ritter von
Neumayer, Josef Ritter von
Off, Andreas
Orterer, Georg Ritter von
Ostermann, Franz Paul
Ow-Felldorf, Karl Freiherr von
Papius, Heinrich Freiherr von
Pauli, Josef
Penn, Jakob
Pfahler, Joseph Konrad
Pletzeneder, Georg
Ponschab, Georg
Preysing-Lichtenegg, Max Graf von
Reindl, Magnus Anton
Reitberger, Joseph
Richter, Friedrich
Rittler, Alois
Röckl, Johann
Rosenberger, Franz Xaver
Rottmayr, Mathias (Mathäus)
Rubenbauer, Isidor
Ruppert, Kaspar Ritter von
Sauerbrey, Christian
Schäfler, Joseph
Schätzler, Georg Ernst
Schauß, Friedrich Ritter von
Schels, August
Schierer, Michael
Schleip, Ludwig
Schlör, Gustav von
Schloßstein, Johann
Schmelcher, Matthias
Schmidt, Jakob
Schmidt, Johann Peter
Schmidtkonz, Johann Nepomuk
Schönhuber, Johann
Schürr, Franz
Seeberger, Michael
Seitz, Franz Ferdinand
Sellner, Ernst
Sickenberger, Adolf
Sittig, Veit
Soden-Fraunhofen, Maximilian Graf von
Spett, Joseph
Stamminger, Johann Baptist
Stauffenberg, Franz August Freiherr von
Stigler (Stiegler), Anton
Stöcker-Rothenburg, Karl August Heinrich
Strauß, Johann Michael
Theison, Ludwig
Triller, Michael
Uebler, Johann Jakob
Vaillant, Ludwig Reinhard
Vollmuth, Michael
Wagner, Johann
Wagner, Wolfgang
Walter, Johann Baptist Ritter von
Weigand, Alois
Weiss, Ludwig
Wenglein, Adam Wilhelm Georg
Wildegger, Michael
Wittmann, Joseph
Witzlsperger, Josef
Wolf, Heinrich
Zach, Josef
Zill, Leonhard
Zott, Martin
Reichsräte (82) Arco-Valley, Karl Borromäus Graf von
Aretin auf Haidenburg, Peter Carl Freiherr von
Bayern, Alphons Maria Prinz von
Bayern, Arnulf Prinz von
Bayern, Karl Theodor Herzog in
Bayern, Leopold Maximilian Prinz von
Bayern, Ludwig Ferdinand Prinz von Bayern
Bayern, Ludwig III. Prinz, ab 1912 Prinzregent, ab 1913 König von
Bayern, Ludwig Wilhelm Herzog in
Bayern, Luitpold Emanuel Herzog in
Bayern, Luitpold Prinz, später Prinzregent von
Bayern, Maximilian Herzog in
Bayern, Maximilian Emanuel Herzog in
Bayern, Otto I. Kronprinz von, später König von
Böcking, Ferdinand Louis Ritter von
Bomhard, Eduard Peter Apollonius Ritter von
Bray-Steinburg, Otto Camillus Hugo Gabriel Graf von
Buhl, Armand Franz
Castell-Castell, Friedrich Carl Graf zu, Fürst zu
Castell-Castell, Karl Friedrich Graf zu
Castell-Rüdenhausen, Wolfgang August Graf zu
Cramer-Klett, Theodor sen. ab 1855 Ritter von, ab 1876 Freiherr von
Deym zu Arnstorf, Joseph Graf von, Freiherr von Strzitiz
Dinkel, Pankratius Ritter von
Döllinger, Johann Joseph Ignaz Ritter von
Drechsel-Deuffstetten, Karl Max Graf von
Ehrler, Josef Georg Ritter von
Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Eberhard Franz Graf zu
Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Georg Albrecht Graf zu
Franckenstein, Georg Heinrich Arbogast Freiherr von und zu
Fries, Theodor Ritter von
Fugger von Babenhausen, Carl Ludwig Fürst
Fugger von Babenhausen, Leopold Karl Fürst
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn, Franz Raimund Graf von
Gaisberg zu Neudegg, Hermann Wilhelm Freiherr von
Giech, Karl Gottfried Graf von und zu
Gumppenberg-Pöttmes-Oberprennberg, Hans Georg Freiherr von
Haubenschmied, Ferdinand Ritter von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Chlodwig Fürst zu
Holnstein aus Bayern, Maximilian Karl Graf von
Kraemer, Gustav Ritter von
Leiningen, Ernst Leopold Fürst zu
Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil Graf von
Lotzbeck auf Weyhern, Eugen Freiherr von
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Wilhelm Paul Fürst zu
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Karl Heinrich Fürst zu
Lutz, Johann Ritter von
Maffei, Hugo Ritter und Edler von
Maldeghem, Carl Joseph Maria Graf von
Montgelas, Maximilian Joseph Ambrosius Graf von
Mühle-Eckart auf Leonberg, Carl Heinrich Graf von der
Neuffer, Wilhelm Gottlieb Ritter von
Neumayer, Ludwig Ritter von
Niethammer, Ludwig Felix Freiherr von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, Albrecht Franz Fürst von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Karl Friedrich Krafft Ernst Fürst von
Ortenburg-Tambach, Friedrich Karl Graf zu
Pappenheim, Ludwig Ferdinand Graf zu
Pappenheim, Maximilian Albrecht Graf zu
Pfretzschner, Adolph Ritter von
Ponickau auf Osterberg, Julius Johann Freiherr von
Poschinger auf Frauenau, Georg Benedikt Ritter von
Pranckh, Sigmund Freiherr von
Preysing-Lichtenegg-Moos, Conrad Graf von
Quadt zu Wykradt und Isny, Otto Friedrich Graf von
Rechberg und Rothenlöwen, Albert Ulrich Graf von
Rechteren und Limpurg, Ludwig Friedrich Graf von
Schilcher, Wilhelm von
Schönborn-Wiesentheid, Arthur Franz Graf von
Schreiber, Friedrich Ritter von
Schrenck von Notzing, Karl Freiherr
Seinsheim-Grünbach, Maximilian Joseph Sixtus Graf von
Seinsheim-Sünching auf Grünbach, Carl Maria Graf von
Stählin, Adolph Ritter von
Stauffenberg, Clemens Friedrich Graf Schenk von
Steichele, Anton Ritter von
Thurn und Taxis, Maximilian Maria Fürst von
Toerring-Jettenbach-Guttenzell auf Seefeld, Clemens Maria Graf von, Freiherr auf Seefeld
Waldbott-Bassenheim, Hugo Philipp Graf von
Waldburg-Zeil-Trauchburg, Wilhelm Franz Fürst von
Wrede, Karl Friedrich Fürst von
Würtzburg, Karl Philipp Veit Freiherr von
Zöller, Ludwig Ritter von

Minister / Kabinette:

Minister
Vorsitzender im Ministerrat: Lutz, Johann, Ritter von
Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußern: Crailsheim, Friedrich August Ernst Gustav Krafft, Freiherr von, Graf von
Staatsminister des Innern: Feilitzsch, Maximilian, Freiherr von, Graf von
Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten: Lutz, Johann, Ritter von
Staatsminister der Justiz: Fäustle, Dr. Johann Nepomuk, von
Staatsminister der Finanzen: Riedel, Emil, Freiherr von
Kriegsminister: Maillinger, Josef Maximilian, Ritter von
Heinleth, Adolf, von (ab 01.05.1885)

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