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34. Landtag: 1905-1907 (19. Wahlperiode 1905-1907) < >

Sitzungsdauer: 28.09.1905-23.03.1907
Rouge et Noir. Entwurf zu einem neuen bayerischen Wappen
Rouge et Noir. Entwurf zu einem neuen bayerischen Wappen
1905, Karikatur im Simplicissimus
© Digitalbild: Ludwig-Maximilians-Universität München, Bibliothek der Institute am Englischen Garten, Zeitungsarchiv

Die Wahlen vom 17. Juli 1905 werden von einem erneuten und ausgeweiteten Wahlbündnis zwischen SPD und Zentrum geprägt. Dieses erringt den größten Wahlsieg seiner Geschichte mit 102 Mandaten (das sind 65% der Mandate, die mit Hilfe von 52,7% der Stimmen gewonnen werden). Die SPD gewinnt ein Mandat hinzu, kommt also nun auf 12. Die Liberalen setzen ihren Abstieg fort und können nur noch 22 Mandate erringen.
Damit ist der Weg frei für die Zweidrittelmehrheit, welche die Wahlgesetzreform benötigt. Der Entwurf zum Wahlgesetz vom 9. April 1906 wird nicht von der Regierung eingebracht, sondern vom Landtag in Form eines Antrags; aber Clemens Graf von Podewils, der Vorsitzende im Ministerrat, unterstützt dieses Anliegen voll. In der Kammer der Reichsräte bemüht sich besonders Prinz Ludwig, der spätere König, um die Annahme des Entwurfs.
Durch das neue Wahlrecht wird die direkte Wahl eingeführt, das indirekte Verfahren über Wahlmänner fällt weg. Ferner wird nach dem Willen des Zentrums die relative an Stelle der absoluten Mehrheitswahl eingeführt. SPD und Liberale verzichten notgedrungen auf das favorisierte Verhältniswahlrecht. Die Einteilung der Wahlkreise wird erstmals gesetzlich geregelt, wobei die Bevölkerungszahlen von 1900 zu Grunde gelegt werden. Auch in anderen Punkten wird das Landtagswahlrecht dem Reichstagswahlrecht angeglichen (z.B. hinsichtlich des Mindestalters der Wahlberechtigten). Es bleibt jedoch die Bestimmung erhalten, wonach die Wahlberechtigung von der Zahlung einer direkten Steuer abhängt (Zensuswahlrecht). So kommt es, dass z.B. in München bei Landtagswahlen 89.000 Männer wahlberechtigt sind, bei Reichstagswahlen dagegen 133.000.
Ansonsten gehen die gereizten Weltanschauungsdebatten zwischen Zentrum und Liberalen über den kirchlichen Einfluss im Schul- und Hochschulwesen, über "Klerikalismus" und "Antiklerikalismus", "Ultramontanismus" und "Entchristlichung", gegen oder für die "Verkirchlichung" oder "Verklösterung" des Schulwesens weiter, ohne dass konkrete Entscheidungen von Bedeutung fallen. Bei diesen Themen stehen die Sozialdemokraten auf Seiten der Liberalen.
Der Landtagsabschied hebt neben dem Wahlgesetz besonders das Wassergesetz sowie den Kauf der Pfälzischen Eisenbahnen durch den Staat als wichtige Erfolge hervor.

Schamari, Kirche und Staat, S. 571-617; Albrecht, in: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, S. 368 f., 405 ff.; Hartmann, S. 448 f.

Gesetzgebung:

Gesetze:
Der Landtagsabschied führt 18 Gesetzesvorlagen der Regierung an, die Gesetzeskraft erlangt haben, und darüber hinaus weitere, die als Anträge beider Kammern die königliche Sanktion erhalten haben. Die wichtigsten Gesetze:
- Landtagswahlgesetz
- Wassergesetz
- Erwerbung der Pfälzischen Eisenbahnen durch den Staat
- zweigleisiger Ausbau der Staatseisenbahnen
- Haushalt für 1906/07 inkl. des Militäretats
Nicht zustande gekommene Gesetze:
- Der Landtagsabschied erwähnt keines

Die Mitglieder des Landtages:

Präsidium Kammer der Abgeordneten
Präsident: Orterer, Dr. Georg, Ritter von
Vizepräsident: Fuchs, Theobald, Ritter von
1.Schriftführer: Wörle, August Georg
2.Schriftführer: Prieger, Karl Ferdinand August
3.Schriftführer: Frank, Alois
4.Schriftführer: Malsen-Waldkirch, Konrad, Freiherr von
Präsidium Kammer der Reichsräte
1.Präsident: Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Ernst Alban, Fürst zu
2.Präsident: Auer, Adolph, von
1.Sekretär: Drechsel-Deuffstetten, Karl Max, Graf von
2.Sekretär: Franckenstein, Johann Karl, Freiherr von und zu
Abgeordnete
Abgeordnete (161) Aichbichler, Josef
Aigner, Joseph
Albrecht, Friedrich Wilhelm
Andreä, Karl
Aumüller, Peter
Bauer, Georg
Bauer, Sebastian
Baumann, Luitpold
Berdel, Adolf
Beyhl, Jakob
Bill, Joseph
Birk, Georg
Bittner, Rupert Mathias Max
Blümm, Andreas
Brandstätter, Johann (Hans)
Braun, Adalbert
Brendel, Johann Peter
Bühl, Stephan
Burger, Franz
Casselmann, Leopold Ritter von
Daiser, Karl
Daller, Balthasar Ritter von
Deindl, Anton
Deininger, Andreas
Echinger, Josef
Ecker, Anton
Ehrhart, Franz Joseph
Einhauser, Robert
Eisenberger, Georg
Eisenmann, Simon
Eitzenberger, Martin
Erhard, Josef
Eschenbach, Alois
Fischer, August
Flemisch, Michael
Forster, Ludwig
Franckenstein, Moritz Freiherr von und zu
Frank, Alois
Freyberg, Karl Leopold Maria Freiherr von
Fuchs, Theobald Ritter von
Ganzenmüller, Johannes
Gebhart, Karl
Geiger, Joseph
Geiger, Joseph
Geiger, Wilhelm
Gerber, Johann Baptist
Gerstenberger, Liborius
Giehrl, Ludwig
Gleitsmann, Peter Erasmus Josef
Goldschmit, Friedrich
Göller, Georg
Häberlein, Hans
Hammerschmidt, Karl
Harder, Leonhard
Hebel, Benedikt
Heim, Georg
Hennemann, Josef Johann Baptist
Hierl, Johann Baptist
Hilpert, Leonhard
Hinterwinkler, Georg
Hofstädter, Heinrich
Holzapfel, Nikolaus
Huber, Joseph
Huber, Joseph
Hufnagel, Michael Konrad
Irl, Martin
Jäger, Franz Paul Joseph Eugen
Kanzler, Rudolf
Keidel, Ludwig Philipp
Keller, Kilian
Kleehaas, Anton
Klement, Eduard Heinrich
Klimmer, Lorenz
Köhl, Karl
Körner, Bruno
Küfner, Hans
Lang, Anton
Lehemeir (Lehemeier), Anton
Lerno, Franz Xaver
Linberger, Georg
Loibl, Martin
Ludwig, Joseph
Malsen-Waldkirch, Konrad Freiherr von
Matheis, Joseph
Mattil, Ludwig
Matzinger, Sebastian
Mayer, Johann
Mayer, Karl
Mayr, Bernhard
Mayr, Maximilian Joseph Maria
Memminger, Anton
Merkenschlager, Johann Michael
Meußdörffer, Wilhelm
Meyer, Hans
Modschiedler, Johann
Moritz, Joseph
Mößmer, Michael
Müller, Adolf
Müller-Meiningen, Ernst
Neudecker, Lorenz
Neuner, Friedrich Johann
Nißler, Tobias
Nuffer, Dominikus
Ohligmacher, Georg
Orterer, Georg Ritter von
Osel, Heinrich
Oswald, Heinrich
Pichler, Franz Seraphin Ritter von
Pointner, Anton
Prieger, Karl Ferdinand August
Probst, Johann Michael
Ranner, Balthasar
Rauh, Gustav
Reeb, Jakob
Riederer von Paar zu Schönau, Eduard Freiherr von
Rollwagen, Hans
Ruedorffer (Rüdorffer), Sebastian
Sartorius, Johann Baptist
Schädler, Franz
Schaller, Johann
Scharrer, Johann Konrad August
Schefbeck, Joseph
Schirmer, Karl
Schmid, Joseph
Schmidt, Ernst Karl Theodor
Schmidt, Karl
Schmitt, Franz
Schönleben, Georg Wilhelm
Schramm, Johann Nepomuk
Schubert, Johann Baptist
Schulz, Jakob
Schwarz, Georg
Seeberger, Michael
Segitz, Martin
Siben, Julius
Sir, Michael
Soldner, Christian Friedrich
Speck, Karl Friedrich
Spindler, Wilhelm
Stamm, Georg
Steindl, Franz Xaver
Stöcker-Rothenburg, Karl August Heinrich
Strecker, Eduard
Streifinger, Peter
Timm, Johannes
Unterbirker, Johann
Vogel, Joseph
Vögel, Martin
Vollmar auf Veltheim, Georg Heinrich Ritter und Edler von
Wagner, Jakob
Walter, Hermann
Weilnböck, Luitpold
Weißenfeld, Joseph
Weißenhagen, Melchior
Weiss, Ludwig
Wenz, Valentin
Wieland, Kaspar
Witzlsperger, Josef
Wörle, August Georg
Zinner, Joseph
Zott, Martin
Reichsräte (94) Abert, Friedrich Philipp Ritter von
Arco-Valley, Maximilian Karl Graf von
Arco-Zinneberg, Joseph Maria Graf von
Auer, Adolph von
Bayern, Adalbert Alfons Prinz von
Bayern, Alphons Maria Prinz von
Bayern, Arnulf Prinz von
Bayern, Christoph Joseph Herzog in
Bayern, Ferdinand Maria Prinz von
Bayern, Franz Joseph Herzog in
Bayern, Franz Maria Prinz von
Bayern, Georg Franz Prinz von
Bayern, Heinrich Luitpold Prinz von
Bayern, Karl Maria Prinz von
Bayern, Karl Theodor Herzog in
Bayern, Konrad Luitpold Prinz von
Bayern, Leopold Maximilian Prinz von
Bayern, Ludwig Ferdinand Prinz von Bayern
Bayern, Ludwig III. Prinz, ab 1912 Prinzregent, ab 1913 König von
Bayern, Ludwig Wilhelm Herzog in
Bayern, Ludwig Wilhelm Karl Herzog in
Bayern, Rupprecht Maria Kronprinz von
Bayern, Siegfried August Herzog in
Bechmann, Georg Karl August Ritter von
Bray-Steinburg, Hippolyt Graf von
Buhl, Eugen Ritter von
Castell-Castell, Friedrich Carl Graf zu, Fürst zu
Castell-Rüdenhausen, Wolfgang August Graf zu
Clemm, August Ritter von
Crailsheim, Friedrich Krafft Freiherr von, Graf von
Cramer-Klett, Theodor jun. Freiherr von
Deuster, Friedrich Christian von
Deym zu Arnstorf, Joseph Graf von, Freiherr von Strzitiz
Drechsel-Deuffstetten, Karl Max Graf von
Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth, Georg Albrecht Graf zu
Finck, Wilhelm Peter Ritter von
Franckenstein, Johann Karl Freiherr von und zu
Fries, Theodor Ritter von
Fugger von Babenhausen, Carl Ludwig Fürst
Fugger zu Glött, Carl Ernst Graf von, seit 1914 Fürst
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn, Georg Karl Graf von
Giech, Karl Gottfried Graf von und zu
Gravenreuth, Maximilian Casimir Guy Freiherr von
Gumppenberg-Pöttmes-Oberprennberg, Hans Georg Freiherr von
Haag, Hermann Ritter von
Henle, Antonius Ritter von
Hertling, Georg Friedrich Graf von
Heßert, Heinrich Ritter von
Hohenlohe-Bartenstein und Jagstberg, Johannes Friedrich Fürst zu
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, Philipp Ernst Fürst zu
Holnstein aus Bayern, Ludwig Karl Graf von
Kahr, Gustav Ritter von
Lang-Puchhof, Karl Friedrich von
Leiningen, Emich Eduard Fürst zu
Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, Ludwig Heinrich Emil Graf von
Lindenfels, Karl Freiherr von
Lotzbeck auf Weyhern, Eugen Freiherr von
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Ernst Alban Fürst zu
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Karl Heinrich Fürst zu
Maffei, Hugo Ritter und Edler von
Maldeghem, Carl Joseph Maria Graf von
Miller, Ferdinand Ritter von
Montgelas, Joseph Maximilian Graf von
Moy, Ernst Maria Graf von
Mühle-Eckart auf Leonberg, Heinrich Karl Graf von der
Müller, Max Ritter von
Niethammer, Friedrich Freiherr von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, Albrecht Franz Fürst von
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Karl Friedrich Fürst zu
Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, Karl Friedrich Krafft Ernst Fürst von
Ortenburg-Tambach, Franz Karl Julius Graf zu
Poschinger auf Frauenau, Eduard Benedikt Ritter von, Freiherr von
Preysing-Lichtenegg-Moos, Maximilian Emanuel Graf von
Quadt zu Wykradt und Isny, Bertram Otto Graf von
Rechteren und Limpurg, Ludwig Friedrich Graf von
Sandizell, Karl Theodor Graf von und zu
Schaezler, Alfred Ferdinand Freiherr von
Schmitt, Gottfried Ritter von
Schneider, Alexander Ritter von
Schnurbein, Markus Paul Freiherr von
Schönborn-Wiesentheid, Arthur Franz Graf von
Seinsheim-Sünching auf Grünbach, Carl Maria Graf von
Soden-Fraunhofen, Maximilian Graf von
Stauffenberg, Berthold Graf Schenk von
Stein, Franz Joseph Ritter von
Thelemann, Heinrich Ritter von
Thüngen, Hans Karl Freiherr von
Thurn und Taxis, Albert Maria Fürst von
Toerring-Jettenbach-Guttenzell auf Seefeld, Hans Veit Graf von
Waldbott-Bassenheim, Friedrich Ludwig Graf von
Waldburg-Zeil-Trauchburg, Georg Maximilian Fürst von
Waldburg-Zeil-Trauchburg, Wilhelm Franz Fürst von
Wrede, Karl Philipp Fürst von
Würtzburg, Ludwig Veit Freiherr von

Minister / Kabinette:

Minister
Staatsminister des Kgl. Hauses und des Äußern sowie Vorsitzender im Ministerrat: Podewils-Dürnitz, Clemens, Freiherr, später Graf von
Staatsminister des Innern: Feilitzsch, Maximilian, Freiherr von, Graf von
Staatsminister des Innern und für Kirchen- und Schulangelegenheiten: Wehner, Dr. Anton, Ritter von
Staatsminister der Justiz: Miltner, Ferdinand, von
Staatsminister der Finanzen: Pfaff, Hermann, Ritter von
Staatsminister für Verkehrsangelegenheiten: Frauendorfer, Heinrich, Ritter von
Kriegsminister: Horn, Karl, Graf von

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