1913 erinnerte man sich an die Völkerschlacht von Leipzig, die 100 Jahre zuvor stattgefunden hatte. Außerdem feierte man das 50-jährige Jubiläum der Befreiungshalle, die zur Erinnerung an die Völkerschlacht errichtet worden war.
Für den Besuch des Kaisers am 25. August wurde am Bahnhof eigens ein prunkvoller Empfangsraum hergerichtet. Von dort aus waren dann bis zum Festzelt Soldaten als Spalier aufgestellt worden und auf der Mariafelshöhe, von der aus man den besten Ausblick auf das Geschehen in der Stadt hatte, waren zwei Batterien von Fußsoldaten aufgestellt, die Salutschüsse abgaben, berichtete die Zeitzeugin Walburga Weißmüller.
Nach dem Festzug fand das Diner in der Banketthalle, die eigens für dieses Ereignis errichtet wurde (siehe Bild: Festzelt), auf dem Michelsberg statt. Die bayerische Hofküche sorgte für das leibliche Wohl (siehe Material: Speisekarte des Banketts) und zahlreiche musikalische Beiträge trugen zur Stimmung bei. Auf dem Wöhrdplatz wurde extra für dieses Jahr eine Art Volksfest den ganzen Sommer lang veranstaltet, mit einer großen Bierhalle, Schaubuden, einem Karussell und vielem Weiteren. Doch ein so großes Fest wie dieses musste ausreichend beschützt und kontrolliert werden. Jeder, der dem Fürstentag beiwohnen wollte, war verpflichtet, „einen ganzen Packen von Ausweisen" mitzubringen, wie der Berichterstatter Eugen Roth beschrieb. Auch das Aufgebot an Polizisten und Spitzel, die sich unter die Bevölkerung mischten, war sehr groß. So mussten viele Familien Geheimpolizisten während dieser Zeit bei sich aufnehmen, und schon Wochen davor wurde überall nach Sprengsätzen gesucht. Doch der Fürstentag verlief ohne größere Zwischenfälle. Das Einzige, worüber die Bewohner Kelheims murrten, war, dass es schwierig war, hinter der dreifachen Wand des Spaliers den Festzug zu verfolgen.
Ganz Kelheim war für den Besuch des Kaisers prunkvoll hergerichtet, die Häuser und Straßen wurden prächtig dekoriert. Doch ein Makel blieb: die Zellstofffabrik. Zwar war sie einige Tage zuvor abgestellt worden, damit kein stinkender Qualm über Kelheim lag, doch auch so sah die ganze Anlage nicht besonders ansprechend aus. Deswegen wurde der Versuch gestartet, sie mit Blättern zu verkleiden. Doch der Versuch scheiterte und so blieb die Fabrik, wie sie war.
Die Bevölkerung Kelheims fieberte dem Fürstentag schon Wochen davor entgegen. An den Häusern, an denen der Festzug vorbeikommen würde, wurden sogar die Fensterplätze an Leute verkauft, die die beste Aussicht auf den Zug haben wollten. Am Fürstentag selbst wimmelte schon Stunden vor Beginn die Straße von Menschen, die den besten Platz ergattern wollten.
Für das Bankett wurde nur das Beste aufgefahren. Man lieh sich sogar das Silber- und Porzellangeschirr ebenso wie die Köche und die Küchenhilfen aus München.
Als der Festzug schließlich in die Innenstadt kam, wurde er von Schulklassen mit Heil- und Hurrarufen begrüßt, der Kaiser und die Könige fuhren in Kutschen im Schritttempo an den Massen vorbei und winkten huldvoll.
Doch die Begeisterung war nicht ungeteilt: Einige kritische Artikel in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften betonten, dass das Kaiserjahr nicht nur Vorteile für Kelheim brachte. Die Satirezeitschrift Simplicissimus kritisierte die hohen Kosten, die das ganze Fest erzeugte (siehe Simplicissimus Karikatur).
Anna Hendlmeier, Magdalena Paintner