„Jetzt ist die Zeit und Stunde da, wir fahren nach Amerika!“
In allen Epochen der europäischen und bayerischen Geschichte sind Wanderungsbewegungen zu verzeichnen.
Durch die Kolonisierung Nordamerikas bot sich seit dem 17. Jahrhundert ein neuer, noch unerschlossener Raum für Siedler aus Europa. Grundlegend sind im 19. Jahrhundert drei Hochzeiten der Auswanderung aus dem Königreich Bayern festzustellen: 1846–1857, 1864–1873 und 1881–1893. Die lange als „Amerika“ bezeichneten USA waren für 90 Prozent der Auswanderer das Ziel.
Die steigenden Zahlen an Auswanderungswilligen spiegeln häufig die jeweilige Situation im Heimatland wider. Umgekehrt beeinflusste die wirtschaftliche und politische Lage in den USA die Wanderungszahlen. Der Fund von Gold 1848 in Kalifornien oder der Homestead Act im Jahre 1862, welcher es ermöglichte, dass die Siedler nach fünf Jahren Bewirtschaftung ihr Land erwerben konnten, führten als konkrete Beispiele zu einer verstärkten Einwanderung in die USA.
Die Gründe und Motive für das Verlassen der bayerischen Heimat waren vielfältig. In den allermeisten Fällen waren es mehrere Faktoren, die in den Menschen tatsächlich den Willen zur Auswanderung soweit reifen ließen, dass sie die lange und beschwerliche Reise auch antraten.
In Bayern wurden erstmals Angehörige der katholischen und evangelischen Konfession in der Verfassung von 1808 gleichgestellt. Das Judenedikt von 1813 tolerierte die Angehörigen der jüdischen Religion in Bayern, beschränkte aber die Anzahl ihrer Familien durch sogenannte Judenmatrikel. War die festgelegte Höchstzahl erreicht, so blieb den Juden, die eine Familie gründen wollten, nur die Alternative, Bayern zu verlassen. Denn aufgrund der Vorgaben war für sie ein Wohnortswechsel innerhalb Bayerns fast unmöglich.
In den USA sahen viele Bayerinnen und Bayern das „gelobte Land“, in dem es Verdienstmöglichkeiten für alle gab, dazu überreichlich Land, das nur darauf zu warten schien, in Besitz genommen und bewirtschaftet zu werden. Und nicht zuletzt schien es aufgrund der Demokratie als Staatsform mit garantierten Bürgerrechten dort Freiheit für jeden zu geben: zu leben, wo, mit wem und wie man wollte.
Im zum Königreich Bayern gehörenden Hambach in der Rheinpfalz hatten während des Hambacher Fests 1832 demokratisch gesinnte Studenten und Intellektuelle Forderungen nach nationaler Einheit und Demokratie erhoben. In der deutschen Revolution 1848/49 kulminierten diese Forderungen in einem Aufstand gegen die bestehende Herrschaftsform. Die Hoffnungen der Umsturzbewegung wurden blutig niedergeschlagen und zahlreiche ihrer Anhänger verließen daraufhin aus Angst vor politischer Verfolgung Deutschland und Bayern.
Jenseits der „großen Fragen“ von Religionszugehörigkeit und Politik sowie von sozialen und wirtschaftlichen Zuständen waren es häufig persönliche Motive, die zur Auswanderung führten: sei es der „Lockruf des Goldes“, die Flucht vor Polizei und Justiz, der Nachzug zu bereits ausgewanderten Verwandten oder Abenteurerlust.
Vor allem aber teilten viele der bayerischen Auswanderer neben ihrem ganz individuellen amerikanischen Traum eine gemeinsame Vorstellung: jene vom Sich-Satt-Essen-Können!
Viele Bayerinnen und Bayern machten höchst unterschiedliche Erfahrungen in ihrer neuen Heimat.
Levi Strauss (Buttenheim), Emerenz Meier (Schiefweg), Hans und Xaver Dodel (Wolfertschwenden), Anna Lutz (Schwabach / Detroit)