Atlas zum Wiederaufbau

Kaiserburg Nürnberg // Residenzen, Schlösser und Burgen

Zerstörung: 1942-1945
Wiederaufbau: 1946-1981

Zur Detailseite von Nürnberg

Baugeschichte

• Mitte 11. Jh.: als salische Königsburg errichtet
• Mitte 12. Jh.: zur staufischen Kaiserburg umgebaut und erweitert
• 15./16. Jh.: endgültige Ausdehnung durch Palas-Umbau und Anlage großer Basteien an Nord- und Nordwestseite
• eine der bedeutendsten Wehranlagen Europas
• 19. Jh.: erste Restaurierungsmaßnahmen
• 1930er Jahre: im Zuge der geplanten Umgestaltung Nürnbergs zur "Stadt der Reichsparteitage" Burg als nördlicher Endpunkt der "Großen Straße" mit direkter Verbindung zum Reichsparteitagsgelände gedacht
• ab 1934: Restaurierung unter Leitung Rudolf Esterers:
 - Entfernung von Anbauten des 19. Jh.
 - freigelegter mittelalterlicher Bestand durch schlichte Neuausstattung ergänzt (Raumwirkung durch grob behauene Balken, weißgrauen Putz, Sichtmauerwerk oder Sandsteinplatten geprägt)

Schäden

• 28. Februar 1942: erste Brand- und Bombenschäden:
 - Fünfeckturm und Kastellansgebäude ausgebrannt und eingestürzt
 - an der Walpurgiskapelle durch Sprengbomben Mauerwerk an drei Seiten zerstört
 - Sinwellturm und Sekretariatsbau beschädigt
• bei weiteren Angriffen 1944 und 1945:
 - Palas und Brunnenhaus mit Badestubenanbau ausgebrannt
 - Kemenate ausgebrannt und eingestürzt
 - Kaiserstallung ausgebrannt
 - Südostecke zerstört
 - Luginsland fast ganz zerstört
 - Burgamtmannswohnung an der Südseite aufgerissen
 - Himmelsstallung, Schwedenhof und Vestnertorbastei beschädigt
• romanische Doppelkapelle mit Heidenturm und Rittersaal im Palas weitgehend unbeschädigt
• Gesamtzerstörung: 70-90%

Wiederaufbau

• ab 1946: erste Sicherungsmaßnahmen:
 - Dachdeckung erneuert
 - Wohnraum im ehemaligen Sekretariatsgebäude geschaffen
• ab 1947: eigentlicher Wiederaufbau
 - Konzept und verantwortliche Leitung: Landbauamt Nürnberg und Bayerische Schlösserverwaltung (Rudolf Esterer)
• 1947/1948: Wiederherstellung der Vorburg (Sinwellturm, Hasenburg, Himmelsstallung, Sekretariatswohnung), der Burgamtmannswohnung und des Schwedenhofes
• 1947 - 1949: Rohbau des Palas fertig gestellt
 - Esterers Vorstellungen entsprechend, den "ursprünglichen", d.h. den in den 1930er Jahren geschaffenen Raumeindruck wiederherzustellen
• Abbruch des Söllers an der Westseite der Burg
• Südfassade in "geklärter" Form durch Straffung der Achsen und Angleichung der Fensterformate "geordnet", Erker rekonstruiert
• 1950: Palassäle fertig gestellt:
 - deutliche Vergrößerung durch Verzicht auf Einbauten im Westen
 - Sandsteinfußboden und -fensterbänke im Rittersaal
 - Wandanstriche mit Ochsenblut und Kalk
 - Fichtenholzboden, sowie mit Kalkmörtel verputzte Wände im Kaisersaal
• bis 1953: Innenausbau inklusive Kaiserzimmer:
 - kein kopierender Wiederaufbau, sondern die Zerstörung dokumentierende Lösung (u.a. im Kaiserzimmer Wappendecke und Wandmalereien nur durch leichte Rötelzeichnung nachempfunden)
• 1950 - 1955: Wiederherstellung der Kaiserstallung als Stadtjugendhaus durch Julius Lincke samt Fünfeckturm und Luginsland (äußerlich in ursprünglicher Form)
• 1951/1952: Wiederherstellung des Brunnenhauses
• ab 1951 bis Mitte der 1960er: Instandsetzungsarbeiten an den Bastionsmauern
• 1960 - 1971: Fertigstellung von Kemenate und Palas
• 1968 - 1970: Rekonstruktion der Walpurgiskapelle
• 1979 - 1981: Rekonstruktion des Kastellansgebäudes

Literatur

BESELER, Hartwig / GUTSCHOW, Niels: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Verluste - Schäden - Wiederaufbau. Eine Dokumentation für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, Band II: Süd, Neumünster 1988, S. 1447 f.
HEMMETER, Karlheinz: Bayerische Baudenkmäler im Zweiten Weltkrieg. Verluste - Schäden - Wiederaufbau, München 1995, S. 190.
NERDINGER, Winfried (Hg.): Architektur der Wunderkinder. Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945-1960, Salzburg / München 2005, S. 256 ff.

Weitere Bilder