Atlas zum Wiederaufbau

Kronach

Im März und April 1945 wurde Kronach zu einem Verteidigungsbollwerk ausgebaut. Es kam zu Angriffen aus der Luft und zu Artilleriebeschuss durch US-Streitkräfte. Am 14.04.1945 marschierten US-Truppen ein. 1950 zählte man 9.451 Einwohner, davon 1.660 waren Heimatvertriebene. Um den erhaltenen Stadtkern wurden neue Wohn- und Industriegebiete errichtet und die Infrastruktur ausgebaut.

Angriffe

• 13. September 1944: Notabwurf eines US-Bombers
• ab März 1945: regelmäßige Tieffliegerangriffe durch US-Jagdbomber
• 10. April 1945: US-Tieffliegerangriff auf den Bahnhof

Tote und Verletzte

• durch Notabwurf am 13. September 1945: 7 leicht verletzte Krankenschwestern
• durch Angriff am 10. April 1945: 7 Tote

Schäden

• durch Notabwurf am 13. September 1945:
 - 4 der 5 Bomben gehen ohne Schaden auf freiem Feld nieder
 - die 5. trifft den Vorgarten des Kreiskrankenhauses in der Friesener Straße und zerstört die Küche und den Operationssaal
• durch US-Artilleriebeschuss am 12. April 1945: Zerstörung von 15 und schwere Beschädigung von 22 Gebäuden:
 - völliges Niederbrennen des Gasthofs bzw. Hotels „Goldener Wagen“, Ecke Marienplatz/Zitterstraße (schönstes Fachwerkhaus der Stadt)
 - Zerstörung einer kompletten Häuserzeile am Strauer Torweg
 - schwere Gebäudeschäden in der Schweden- und der Adolf Kolping Straße
 - starke Beschädigung der westlichen Umwallung der Oberen Stadt vom Bamberger Tor bis zum Storchenturm
 - Zertrümmerung des Kriegerdenkmals von 1910 für die Gefallenen des Krieges 1870/71, eines großen Bayerischen Löwen aus Stein
 - weitere Schäden an der evangelischen Kirche, dem katholischen Pfarrhaus, dem Bahnhof und dem Anwesen Pfretschner

Kriegsende

• März/April 1945: Ausbau Kronachs zum "Verteidigungsbollwerk" mit einem System aus vier Verteidigungsringen und Agieren des Standgerichts Helm mit einem zwölfköpfigen "Aufhängestab"
• 12. April 1945:
 - gegen 8.30 Uhr: Beginn des US-Artilleriebeschusses (weder Panzersperren entfernt noch weiße Fahnen gehisst)
 - Verhinderung einer Verteidigung der Stadt durch Oberleutnant Johann Giel, Major Karl Weber und Bürgermeister Hans Wachter
 - nachmittags: Einmarsch der US-Armee
• bis 14. April 1945: Einnahme des gesamten Landkreises Kronach durch die US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 6.773
1946: 8.929
1955: 10.062
1961: 10.204
1968: 9.904
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• Anfang September 1945: 1.555 Flüchtlinge
• April/Mai 1946: Eintreffen von 4 Flüchtlingstransporten mit insgesamt 1.800 Heimatvertriebenen (werden auf die umliegenden Gemeinden verteilt)
• 13. September 1950: 1.660 Heimatvertriebene (9.451 Einwohner insgesamt)
• Unterbringung der Flüchtlinge
 - Festung Rosenberg
 - Gesellenhaus
 - bei Privatpersonen

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• Mai 1945: Priorität Wohnraumbeschaffung und Sicherstellung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrung, Wasser und Elektrizität
• 23. April 1948: Bürgermeister Popp erklärt zu den Nahzielen seiner kommunalpolitischen Tätigkeit
 - die Lösung des Wohnraumproblems
 - die Pflege des kulturellen Lebens
 - den Bau eines Zentralschulhauses und eines Schwimmbades
 - betont Notwendigkeit, dass alle Folgen des Krieges von der Gesamtheit der Bürgerschaft getragen werden
• Oktober 1949: Gründung der "Kronacher Wohnungsbau Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft m.b.H."

Umsetzung:

• ab 1946/1948: beginnender Aufstieg der heutigen Loewe AG (Opta-Radio):
 - 1948: 180 Arbeitsplätze
 - 1950: 500 Arbeitsplätze sowie 300 weitere Stellen in Zulieferbetrieben
• Frühjahr 1947: Wiederinbetriebnahme der Küpser Porzellanfabrik
• 1950: Beginn des Siedlungsbaus an der Stadtperipherie (Wachtersflur, Kaulanger, Ziegelwinkel, Kreuzberg)
• 1950er Jahre:
 - Bohrung neuer Tiefbrunnen
 - Modernisierung des Kanalsystems
 - Ausbau der Infrastruktur
• 1952: Massenflucht von rund 400 Menschen aus Heinersdorf, kurz hinter der Grenze zu DDR, in den Landkreis Kronach
• 1972-1975: Bau des neuen Rathauses
• bis 1978: im Zuge der Gemeinde- und Gebietsreform Umstrukturierung des Landkreises Kronach: Schaffung von 18 Gemeinden

Literatur

STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 496.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
STEINER, Kilian J.: 1000 Jahre Kronach, 80 Jahre Loewe, 55 Jahre Standort Kronach, in: Wollner, Bernd: Historisches Stadtlesebuch Kronach, Kronach 2003, S. 510 - 521.
ZEITLER, Peter: Von Goldfasanen, Gouverneuren und Bordsteinschwalben, in: Wollner, Bernd: Historisches Stadtlesebuch Kronach, Kronach 2003, S. 464 - 476.
ZEITLER, Peter: Neubeginn in Oberfranken. 1945 – 1949. Die Landkreise Kronach und Kulmbach, Kronach 1997.

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