Atlas zum Wiederaufbau

Mühldorf a. Inn

Seit Ende 1944 fielen mehrfach Bomben auf Mühldorf, es gab über 150 Tote, 40% des Wohnraums wurden zerstört. Am 01./02.05.1945 marschierten US-Truppen ein, es kam zu einem kurzen Gefecht. Das Bevölkerungswachstum führte zu einer regen Bautätigkeit vor allem im Wohnbausektor. Zudem siedelten sich zahlreiche neue Unternehmen an.

Angriffe

• 04.November 1944: US-Luftangriff
 - 6 bis 7 US-Bomber
 - ca. 100 abgeworfenen Bomben
• 16. März 1945: Tieffliegerangriff
• 19. März 1945: US-Luftangriff
 - Angriffsziel: Bahnhofsanlagen und Innenstadt
 - 135 US-amerikanische B-24 und B-17 Bomber
 - 760 Sprengbomben mit einem Gesamtgewicht von 380 Tonnen
• 20. April 1945: US-Luftangriff
 - Angriffsziel: Bahnhof
 - 53 US-amerikanische B-17 Bomber

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 04. November 1944:
 - keine Toten oder Verletzten
• durch Tieffliegerangriff am 16. März 1945:
 - 1 getöteter Lokführer
• durch Luftangriff am 19. März 1945:
 - 130 Tote
 - 300 Verletzte
• durch Blindgängerexplosion am 05. April 1945:
 - 4 Tote
• durch Luftangriff am 20. April 1945:
 - 20 Tote

Schäden

• durch Luftangriff am 04.November 1944: keine bzw. nur leichte Schäden
 - herausgeschleuderte Gesteinsbrocken bei einigen Häusern an der "Lände"
• durch Luftangriffe am 19. März und 20. April 1945:
 - Zerstörung von 2.000 Wohnungen (40% des Wohnraums)
 - 114 Gebäude völlig zerstört, 309 schwer beschädigt, 99 mittel beschädigt
 - Zerstörungen am Rangierbahnhof:
Bahnanlagen auf 328.000m² zu 80% zerstört, schwere Schäden an allen Bahnbetriebsgebäuden sowie an allen Weichen und Gleissträngen, 50 Lokomotiven und 2.800 Waggons ausgebrannt
 - Wasserleitung an etwa 2.000 Stellen unterbrochen, 623 Meter der Kanalisation aufgerissen, über 8.000 Meter elektrische Freileitungen zerstört
• nach Luftangriffen: über 50.000m² Schutt auf den Straßen

Kriegsende

• 01./02. Mai 1945: Einmarsch der US-Armee
• 02. Mai 1945: Sprengung der Maximiliansbrücke und der Ehringer Eisenbahnbrücke
• 02. Mai 1945: kurzes Artilleriegefecht zwischen US-Panzern an der Eichkapelle und einer deutschen Intanteriegeschützabteilung am Waldrand bei Flossing

Spuren des Krieges

• Reste der unterirdischen Flugzeugfabrik im Mühldorfer Hart sichtbar

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 7.672
1946: 8.687
1954: 10.427
1955: 10.697
1961: 10.781
1968: 11.031
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• nach Kriegsende: Einquartierung von Flüchtlingen, Evakuierten und Displaced Persons im Landkreis Mühldorf
 - ca. 14.000 vorübergehend Einquartierte
 - 7.000 längerfristige Aufgenommene
• Unterbringung der 7.000 längerfristig Aufgenommenen:
 - 5.000 in 13 Lagern
 - 2.000 von der United Nations Relief and Rehabilitation Administration privat untergebracht
• Gesamtanzahl der Flüchtlinge in Mühldorf-Stadt ca. 3.000
• zwischen Kriegsende und 01. Oktober 1946: absoluter Bevölkerungsanstieg im Landkreis Mühldorf um 20.000 Personen
• Integrationsmaßnahmen über gemeinsamen Schulbesuch der Kinder, Arbeits-, Vereins- und politische Integration sowie Verteilung der Siedlerwohnblöcke über das Stadtgebiet
• ab 1948: allmähliche Umwandlung der Barackenlager in Wohn- und Flüchtlingssiedlungen
• 13. September 1950: 1.663 Heimatvertriebene (10.427 Einwohner insgesamt in der Stadt Mühldorf a.Inn)

Obdachlose:

• seit 1944: Errichtung von Behelfsheimen und Notunterkünften auf dem Gelände zwischen Töginger- und Eichkapellenstraße (aufgrund hoher Angriffswahrscheinlichkeit)
• 1.200 Obdachlose durch die beiden schweren Luftangriffe

Wiederaufbau

Umsetzung:

• bereits direkt nach den Angriffen: Beginn mit Instandsetzungsarbeiten durch die Belegschaften benachbarter Unternehmen und Betriebe (Organisation Todt)
• ab Mai 1945: Beseitigung der Kriegsschäden und Maßnahmen zur Wohnraumbereitstellung
 - Errichtung von Wohnblöcken mit insgesamt 96 Wohneinheiten in der Moltke-, der Münchner- und der Kapellenstraße
• bis 27. Mai 1946: Wiedererrichtung der Ehringer Eisenbahnbrücke
• ab 1948:
 - zahlreiche neue Unternehmen, Betriebe und Firmen, besonders auf dem Bausektor
 - allmähliche Umwandlung der Barackenlager in Wohn- und Flüchtlingssiedlungen
• 1951: Bau der Volksschule
• 1952 - 1955: Errichtung weiterer 58 Wohnungen in der Wilhelm-Beinhold-Straße im Zuge der Auflösung des Mettenheimer Lagers
• 1957: Erweiterung der Volksschule

Literatur

HAMBERGER, Edwin: Luftangriffe auf Mühldorf am Inn, in: Das Mühlrad 37 (1995), S. 141 - 160.
HAMBERGER, Edwin: „Rauch und Staub verdunkelten die Sonne“ - Luftangriffe auf Mühldorf a. Inn 1945, Mühldorf a.Inn 2005, S. 45 - 86.
HEIMATBUND MÜHLDORF (Hrsg.): Mühldorf. Stadt am Inn, Mühldorf 1995, S. 167 - 195.
PRÄHOFER, Hans: Mühldorfs blutiger Josefitag, in: Die Turmschreiber 2005, S. 127 - 130.
STADT MÜHLDORF (Hrsg.): Mühldorf am Inn - Salzburg in Bayern. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung vom 8. Juni bis 27. Oktober 2002, Mühldorf am Inn 2002.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 492.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Mühldorf a.Inn.

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