Ab Dezember 1944 war Neustadt mehrfach Ziel von Luftangriffen. Im April 1945 rückten US-Truppen auf die Stadt vor, nach der Brückensprengung mussten die US-Amerikaner zunächst die Donau überqueren, in Neustadt kam es zu Straßen- und Häuserkämpfen sowie Artilleriebeschuss. Am 28.04.1945 wurde die Stadt eingenommen, die zu 70% zerstört war. Nach Kriegsende wurde der Siedlungsbau verstärkt, die Lücken im Zentrum wurden in traditioneller Form geschlossen. Die Einwohnerzahl stieg bis 1968 auf 4.566 an (1939: 2.134).
Angriffe
• ab Dezember 1944: Bahnlinien im Raum Regensburg und Ingolstadt mehrfach Ziel von Tieffliegerangriffen
• 20. Februar 1945: Tieffliegerangriff
- u.a. Beschuss eines leeren Güterzugs am Neuburger Bahnhof
• 08. April 1945: Tieffliegerangriff
• zwischen 10. und 13. April 1945: fast tägliche Tieffliegerangriffe
• 23. April 1945: Tieffliegerangriffe
• 25. April 1945: Tiefflieger- und Luftangriff
- gegen 7.30 Uhr: vereinzelte Tieffliegerangriffe
- um 13.00 Uhr: Bombenangriff
- Abwurf von Spreng- und Brandbomben sowie von Phosphorkanistern
• 26. April 1945: Luftangriff
• 27./28. April 1945: Tieffliegerangriffe und Artilleriebeschuss bis in die Morgenstunden des 28. April 1945
Tote und Verletzte
• durch Luftangriff am 25. April 1945: 1 Toter
• 27./28. April 1945:
- bis zu 600 tote (überwiegend amerikanische) Soldaten beim Versuch, jenseits der Donau Brückenköpfe zu bilden (andere Quellen berichten von weit weniger Opfern)
- 28 tote Neustädter beim Kampf um den Donauübergang
- 15 tote deutsche Soldaten bei Kampfhandlungen in Eining
- 7 tote Zivilisten und 16 tote SS-Soldaten während Kampfhandlungen in Wöhr
- zahlreiche tote Soldaten und Zivilisten während des Häuserkampfes in Neustadt
- mehrere Sühnemorde durch die SS wegen „Landesverrats“ während der letzten Kriegstage
- insgesamt 28 tote Zivilisten
Schäden
• durch Luftangriff am 25. April 1945:
- Zerstörung mehrerer Wohn- und Geschäftshäuser im Süden der Altstadt
- vereinzelte Schäden in der Rambaldistraße
- Brände im Beamten- und Süppmeierhaus in der Regensburger Straße
• durch Luftangriff am 26. April 1945:
- völlige Zerstörung zahlreicher Bürgerhäuser
• durch Artilleriegefecht am 27./28. April 1945:
- zahlreiche Brände in der Stadt
- Einsturz des barocken Kirchturms der Pfarrkirche St. Laurentius auf das Kirchenschiff nach Granattreffer
- Brand in der Pfarrkirche St. Laurentius
- zahlreiche zerstörte Gebäude
- Zerstörung des Rathauses
• durch Gefechte und Häuserkampf am 28. April 1945: weitere Zerstörungen
• Gesamtschadensbilanz:
- 50% der Häuser völlig zerstört
- 25% der Häuser teilweise zerstört
- 70% des Stadtgebiets von Zerstörungen betroffen
- 76 Wohnhäuser und Anwesen völlig zerstört
- 78 Gebäude und Gehöfte schwer beschädigt
- viele weitere Gebäude leicht beschädigt
Kriegsende
• 24. April 1945: Errichten von Panzersperren
• 26. April 1945:
- Sprengung der Donaubrücke durch ein SS-Pionierbataillon
- Verstärkung der Abwehrstellungen durch die SS
- erstes US-Artilleriefeuer auf Neustadt
• 27./28. April 1945:
- Kampf um den Donauübergang und um Neustadt
- Artilleriebeschuss der Stadt durch die US-Armee
• 28. April 1945:
- erbitterte Straßen- und Häuserkämpfe in der Nordhälfte der Stadt
- bis zum späten Abend: Einnahme der Stadt und Beendigung der Kampfhandlungen durch US-Armee
Spuren des Krieges
• zur Erinnerung an die 284 Gefallenen und Zivilisten Erweiterung des Kriegerdenkmals an der St. Anna Kirche um vier Gedenktafeln mit den Namen der Verstorbenen
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 3.315
1954: 3.329
1955: 3.360
1961: 3.548
1968: 4.566
• ab Ende 1944: Aufnahme erster Flüchtlinge aus den Ostgebieten
• nach 1945: Unterbringung von ca. 700 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
• Unterbringung der Flüchtlinge:
- private Einquartierungen
- ehemaliges Mädchenschulhaus
- Volksschule
- Gasthaus Keim
- behelfsmäßige Wohnbaracken an der Mühlhausener Straße und beim Sägewerk Vowinkel
• zwischen 1939 und 1950: deutlicher Bevölkerungsanstieg u.a. durch Aufnahme von Flüchtlingen, Evakuierten und Displaced Persons
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• nach Kriegsende:
- Priorität der Wohnraumbewirtschaftung und der Instandsetzung von Scheunen und Ställen zur Einbringung der Ernte
- Vorherrschen „nüchterner Zweckbauweise“ und Verlust historischer Bausubstanz durch den Zwang zu raschem Wiederaufbau
• 1956: Flächennutzungsplan der Stadt zur Förderung der weiteren Bautätigkeit und der Stadtentwicklung
• 1945:
- US-Militärregierung beordert 200 ungarische Gefangene zu Aufräumarbeiten nach Neustadt
- Zulassung einer Großbaufirma aus Saal neben den ortsansässigen Baufirmen für Instandsetzungsarbeiten
- Beginn mit dem Wiederaufbau des Dachstuhls der Stadtpfarrkirche
• nach 1945:
- Beginn mit der Errichtung von Wohnungen und Behelfsunterkünften zur Linderung der Wohnungsnot
- Bereitstellung von 13 städtischen Wohngebäuden
- günstige Abgabe von Baugrundstücken für finanziell schwache Einwohner insbesondere im Süden der Stadt
- Erweiterung von Siedlungsgebieten in Richtung Mitterfeld, Ulrichspark und Neustadt Süd
• 1950:
- Beseitigung letzter Schäden am Rathaus
- Beginn der Erschließung des Siedlungsgebiets „Mitterfeld“ an der Goethe-, Schiller-, Frühlings-, Garten-, Pfarrpfründe-, Sudeten- und Herderstraße sowie am Mitterweg nach entsprechendem Stadtratbeschluss
• 1951: Errichtung von Wohnanlagen mit 48 Wohnungen durch die Firma Dr. Ruhland Nachf. an der Regensburger Straße (erste Anlage mit Mehrfamilienhäusern in der Stadt)
• 1952:
- Umbau des kriegszerstörten ehemaligen Hirthauses (Krähwinkel 11) in ein 4-Familienwohnhaus durch die Stadt
- Errichtung von 2 Wohnhäusern mit 8 Wohnungen durch die Stadt in Neustadt-Süd
- Umbau des ehemaligen Mädchenschulhauses in der Dr. Balsterstraße in ein 4-Familienwohnhaus
• 1954: Beseitigung der letzten Ruinenreste und Räumung der letzten Ruinengrundstücke
• 1956/1957: Ausweisung weiterer Neubaugebiete zwischen Sportplatz und Ulrichspark sowie am Bahnhof
Geschäftsgebäude
Gasthof zur Post Neustadt an der Donau
Geschäftsgebäude
Zerstörung: 25.-27.04.1945Kirchen und Klöster
Kath. Kirche St. Laurentius Neustadt an der Donau
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 27.04.1945Wiederaufbau: 1947-1949
Sonstige
Literatur
BUND DER VERTRIEBENEN, KREISVERBAND KELHEIM (Hrsg.): Die Eingliederung und Aufbauleistungen der Heimatvertriebenen im Landkreis Kelheim, Kelheim 1989.
METZGER, Anton: 60 Jahre Kriegsende. Kampf und Zerstörung von Neustadt a.d. Donau im April 1945, Neustadt a.d.Donau 2005.
METZGER, Anton: Neustadt a.d. Donau im Dritten Reich 1933-1945, Abendsberg 2020, v.a. S. 73-100.
SCHEUGENPFLUG, Josef: Neustadt an der Donau. Eine bayerische Landstadt und ihre Bewohner im Wandel der Jahrhunderte. Bd. II: Von der Landstadt zum gewerblich-industriellen Dienstleistungszentrum (1800-2004), Neustadt a.d.Donau 2004, S. 441 - 444.
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Neustadt a.d.Donau und dem BAYERISCHEN LANDESAMT FÜR STATISTIK und Datenverarbeitung.