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Mobil in Bayern - Die Geschichte des Fahrrads

Stellt euch vor, ihr lebt zu einer Zeit ohne Autos, ohne Straßenbahnen und ohne Motorrad. Um eure Freundinnen, Freunde oder Verwandten zu besuchen, habt ihr entweder die Möglichkeit zu laufen oder mit einer Droschke, einer Art Kutsche, zu diesen zu fahren. Nicht alle Menschen besaßen zudem ein Pferd und eine Kutsche. Gerade in der Stadt war dafür kein Platz.

Die Erfindung des Fahrrads vor 200 Jahren war deshalb ganz wichtig. Doch die ersten Fahrräder waren sehr teuer. Ein Fabrikarbeiter in Bayern hätte für ein Hochrad so viel bezahlen müssen, wie er in einem ganzen Jahr verdient hätte. Deswegen war das Fahrrad ein Luxusgegenstand, den sich nur Adelige und reiche Bürger leisten konnten.

Die ersten Räder mit Pedalen waren Hochräder. Die Neumarkter Firma „Goldschmidt & Pirzer“ verkaufte sie auf der ganzen Welt. Diese Räder mit übergroßem Vorderrad konnten höhere Geschwindigkeiten erreichen. Beliebt waren deswegen Rennen mit den nicht ungefährlichen Hochrädern.

Ab etwa 1875 wurde das Fahrrad so weiterentwickelt, dass sich viele Menschen in Bayern eines leisten konnten. In dieser Zeit wurden die Sicherheits- bzw. Niederräder erfunden. Sie waren wesentlich sicherer zu fahren als die Hochräder. Dass nun für viele Menschen Fahrräder bezahlbar wurden, hat auch mit der Herstellung zu tun. Sie wurden als Massenware in Fabriken produziert.

Da viele Menschen nun ein Fahrrad kaufen wollten, wurden im Königreich Bayern viele Fahrradfabriken gegründet. Neben „Goldschmidt & Pirzer“ ließ auch Jean Strobel ab 1883 in seiner Nähmaschinenfabrik in München, die er dann „Münchner Velociped-Fabrik“ nannte, Fahrräder anfertigen. Nürnberg war außerdem eine Hochburg der Fahrradherstellung. Gleich drei Unternehmen produzierten seit den 1880er-Jahren dort Fahrräder: die „Victoria Fahrradwerke AG“, die „Nürnberger Velozipedfabrik Hercules“ und die „Triumph Werke Nürnberg“. Übrigens: Das Veloziped/Velociped ist ein veralteter Begriff für Fahrrad.

Arbeitsaufträge

  • Lies den Text zum Fahrrad genau durch. Überlege mit deiner/deinem Banknachbarin/Banknachbarn, warum die Erfindung des Fahrrads für die Menschen so wichtig war.
  • Betrachte mit deiner/deinem Banknachbarin/Banknachbarn das Herrenniederrad. Welche Bestandteile hatte es? Die Auswahl an Begriffen soll euch helfen. Aber Vorsicht, darunter sind auch falsche Angaben!
Reifen – Lenker – Bremsen – Gangschaltung – Gepäckträger – Schutzblech – Lichtstrahler – Reflektoren – Pedale – Kette – Sattel
  • Stellt euch nun euer Fahrrad vor. Welche Unterschiede zwischen deinem und diesen alten Fahrrädern fallen dir ein?
  • Die Zeit, in der das Fahrrad erfunden wurde, nennt man Industrialisierung. Betrachte ganz genau das Bild von der Fertigungshalle der Fahrradfabrik „Goldschmidt & Pirzer“. Finde in Partnerarbeit oder in Kleingruppenarbeit auf diesem Bild Hinweise, die den Begriff „Industrialisierung“ erklären könnten.