Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) standen Deutschland und Österreich-Ungarn den Verbündeten Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA gegenüber. Der erbittert geführte Krieg endete mit der Kriegsniederlage Deutschlands und Österreich-Ungarns. Für viele Deutsche war die Niederlage ein Schock, denn während des Krieges waren sie über die tatsächliche, zunehmend aussichtslosere militärische Lage im Unklaren gehalten worden. Die Tageszeitung, das einzige für die Allgemeinbevölkerung zugängliche Medium, unterlag der Zensur. Welche Informationen über den Kriegsverlauf hatten die Menschen also? Dieser Frage ist Julian Todt exemplarisch am Beispiel des Altmühl-Boten nachgegangen. In seiner Arbeit, für die er den Preis des Bayerischen Clubs für hervorragende Seminararbeiten erhalten hat, wertete er sechs Ausgaben des Altmühl-Boten aus dem November 1918 aus.
Laut Julian Todt finden sich in den Kriegsberichten der Zeitung nur sehr selten Falschinformationen. Die Stimmung der Bevölkerung wurde jedoch auf andere Weise beeinflusst: Der Kriegsverlauf wurde mit sprachlichen Mitteln wie Euphemismen und rhetorischen Fragen positiver dargestellt, als er tatsächlich war. Über Siege wurde zudem deutlich ausführlicher berichtet als über Niederlagen. Die Wortwahl unterstreicht die Tugendhaftigkeit, Tapferkeit und Kameradschaft des deutschen Heeres im Gegensatz zum skrupellosen und gefährlichen Feind. Wenn die Deutschen sich aufgrund der militärischen Überlegenheit der Gegner zurückziehen mussten, wird das durch die Wortwahl verschleiert. So heißt es stattdessen, die deutschen Truppen hätte sich dem Feind „durch Ausweichen […] entzogen“. Insgesamt lautet Julian Todts Fazit in einem Interview mit der Mittelbayerischen Zeitung: „Es steckt viel Wahrheit in den Artikeln des Altmühl-Boten, aber es sind auch einige Dinge erdichtet. Das heißt nicht zwangsläufig, dass sie komplett frei erfunden sind, aber sie sind doch oft beschönigt.“