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Heimatvertriebene in Bayern – Arbeit mit Zeitzeugenberichten

Der Zweite Weltkrieg endete in Europa am 8. Mai 1945. Bereits zu dieser Zeit kamen die ersten Flüchtlinge nach Bayern. Es handelte sich um Deutsche, die in osteuropäischen Gebieten und Ländern lebten. Noch im Krieg hatten sie versucht, der von Osten anrückenden Sowjetarmee zu entkommen. Sehr viele von ihnen waren aber auf der Flucht durch Gewalt oder an Erschöpfung gestorben.

Am 2. August 1945 legten dann die Siegermächte Großbritannien, die Sowjetunion und die USA auf der Potsdamer Konferenz die Grenzen zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern fest. Nun mussten die allermeisten Deutschen und deutschsprachige Minderheiten aus Ost- und Südosteuropa ihre Heimat verlassen. Dies betraf insgesamt zwölf Millionen Menschen. Wenn sie nicht freiwillig ihre Heimatorte verlassen wollten, wurden sie zusammengetrieben und in Güterwaggons nach Deutschland abgeschoben. Dies sollte eigentlich auf „menschliche“ („humane“) Art geschehen. Doch viele Vertriebene berichten, dass die Abschiebung gewaltsam und erniedrigend vor sich ging.

Viele Vertriebene kamen 1946 mit Zügen an den bayerischen Grenzen an. In Durchgangslagern wie Furth im Wald oder Hof-Moschendorf wurden sie erfasst, verpflegt, medizinisch untersucht und entlaust. Danach wurden sie auf die Landkreise verteilt. Das war aber sehr schwierig: Es gab viel zu wenig Wohnungen! Denn im Krieg war viel zerstört worden. Die Menschen wurden deshalb auch in Burgen oder sogar in ehemaligen Konzentrationslagern untergebracht. Viele Einheimische mussten auch Zimmer in ihren Wohnungen oder Häusern zur Verfügung stellen, in denen die Vertriebenen von da ab wohnen mussten.

Von den etwa 2 Millionen Heimatvertriebenen in Bayern kam mehr als die Hälfte aus dem Sudetenland. Fast ein Viertel der Vertriebenen stammte aus Schlesien. Dazu kamen noch zahlreiche Deutsche aus Ostpreußen, der Slowakei, der Ukraine, Jugoslawien, Rumänien und dem Baltikum.

Für viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene war die erste Zeit in der neuen Heimat ein harter Kampf: Hunger, Armut, Wohnungsnot, die Suche nach Familienmitgliedern, Arbeitslosigkeit oder Hilfsarbeit prägten ihren Alltag. Manche Einheimische hatten ein schlechtes Bild von den Heimatvertriebenen und verhielten sich feindselig gegenüber den Neuankömmlingen. Viele vermissten ihre Heimat und waren unglücklich, weil sie durch Flucht und Vertreibung fast alles verloren hatten.

Wie haben diese Menschen ihre erste Zeit in Bayern erlebt, welche Erfahrungen haben sie gemacht? Findet es heraus!

Arbeitsaufträge

Für die folgenden Aufgaben empfiehlt sich eine arbeitsteilige Gruppenarbeit.

  • Wichtige Tipps:
    • Achtet darauf, wo die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge herkommen. Das kann wichtig sein für die Erfahrungen, die die Menschen in Bayern gemacht haben.
    • Sucht die Regionen, aus denen die Vertriebenen kamen, auf den Geschichtskarten.
    • Wichtig: Die Zeitzeugen/-innen erzählen nur das, was sie persönlich erlebt haben.
  • Schreibt auf, was ihr über die Wohnsituation und die Versorgung der Heimatvertriebenen mit Lebensmitteln herausfindet. Hört euch hierfür die Interviews mit Martin Kornrumpf, Lore Oppitz und Hans Schwager an.
  • Um eine neue Heimat finden zu können, muss man sich in eine neue Gemeinschaft einfügen, sich anpassen und die Regeln dieser Gemeinschaft anerkennen. Das nennt man Integration.  Wie also gelang den Heimatvertriebenen die Integration? Hört euch hierzu die Interviews von Otfried Preußler, Herma Hirschmann, Ruth Pirzer und Friedrich Prinz an.
  • Stellt eure Ergebnisse vor. Könnten andere Heimatvertriebene ähnliche Erfahrungen gemacht haben?