In der Annahme, dass der Krieg schnell gewonnen werde, waren die Lebensmittelvorräte nicht genügend aufgestockt worden. Hinzu kam die Seeblockade Englands: Dazu patrouillierte die britische Flotte in der Nordsee und versuchte so, Lieferungen an das Deutsche Reich zu verhindern. Die Folge war eine rasche Unterversorgung mit Lebensmitteln, aber auch mit vielen weiteren Gütern.
Ab 1915 stiegen die Preise rapide an. Als Folge davon wurde der Kommunalverband Kelheim gegründet, der auch die Gemeinden umfasste. Er beschlagnahmte alle Getreide- und Mehlvorräte und legte einheitliche Höchstmengen für den Verbrauch pro Kopf fest. Sogar Eicheln und Kastanien mussten an Sammelstellen abgeliefert werden.
Die Versorgung der Bevölkerung wurde über Lebensmittelmarken geregelt: Brot, Zucker, Eier, Milch und Fett konnten nur durch sie bezogen oder am bald florierenden Schwarzmarkt gekauft werden.
Ab März 1915 erhielten die Kelheimer die ersten Brotmarken. Jeder bekam demnach pro Tag 200g Mehl oder 300g Schwarzbrot. Diese Mengen wurden allerdings ständig angepasst. Körperlich schwer Arbeitende erhielten beispielsweise bis zu 400g mehr Brot.
Je länger der Krieg dauerte, desto schwieriger wurde die Nahrungsmittellage. Um dennoch der Unterversorgung vorzubeugen, hielten immer mehr Haushalte in Kelheim Schweine. Bereits im Jahr 1915 gab es in Kelheim 2291 Schweine, jedoch nur 2060 Haushalte. Insgesamt stand Kelheim besser da als viele andere Städte im Reich, da viele Kelheimer sich selbst versorgten und das Umland die Stadt mit Lebensmitteln belieferte.
Dennoch bleibt mit den Worten des Stadtchronisten Rudibert Ettelt zu schließen: „Montag und Donnerstag ist fettlos, Dienstag und Freitag ist fleischlos, Mittwoch und Samstag ist nichts los – der Sonntag aber ist trostlos.“
Ab dem Jahr 1917 wiederholten sich im Altmühlboten gebetsmühlenartig die Aufforderungen des Kaisers und der Obersten Heeresleitung Kriegsanleihen zu zeichnen, um die Soldaten an der Front zu unterstützen und ihnen einen Sieg zu ermöglichen.